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Das Herz des Ritters

Das Herz des Ritters

Titel: Das Herz des Ritters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian schreibt als Tina St. John
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immer verloren hatte.
    Zahirah schoss aus dem Wasser empor, klammerte sich an einen Felsen und holte keuchend Luft. Der Fluss hatte sie so rasch mit sich fortgerissen, wie Treibholz in einem Sturm, und sie beinahe bis zum Eingang der Höhle getrieben. Ihre Tunika war durch die rauen Wände des Meeresarms zerrissen worden und ein Stück des Stoffes hatte sich an einem zahngleichen Felsen verfangen und hielt sie im tosenden Fluss fest. Das Wasser floss über ihr Gesicht, füllte ihr Nase und Mund, während sie sich von dem Felsen zu befreien versuchte und schließlich eine Spalte in dem glatten Gestein fand, an der sie sich hochziehen konnte.
    Wie die Ecke eines Gebäudes knickte die hoch aufragende Felswand ab und bildete einen Seitenarm, in dem sich das Wasser abseits vom wütenden Branden der Gezeiten, leise plätschernd sammelte. In diesen Seitenarm stemmte sie sich hoch und schwamm, den Rufen der Soldaten lauschend, durch die tief in den Felsen gewaschene Spalte, während der Fluss unter ihr weiterrauschte. Obgleich sie mit dem sicheren Tod gerechnet hatte, flammte nun der Überlebenswille heftig in ihr auf, und als sie eine flache Stelle am Rand entdeckte, zog sie sich aus dem Wasser. Erschöpft blieb sie liegen und wartete, dass sich ihre brennenden Lungen mit Luft füllten.
    Nach einer Weile beruhigten sich ihre Atemzüge, und sie konnte ihre Glieder wieder bewegen. Die Stimme der Vernunft drängte sie weiterzulaufen. Tropfnass und zitternd von dem kalten Wasser erhob sie sich und … entdeckte ihn.
    Blackheart.
    Keine zwanzig Schritte von ihr entfernt stand er in dem Seitenarm, ein dunkler Schatten an einem Ort, an dem alles schwarz war, das Schwert in der Hand. Zahirah blickte ihn an, diesen Boten des Todes, und stellte fest, dass sie wie gelähmt war. Sie würde nicht um Gnade bitten; vermutlich würde er sie ihr ohnehin nicht gewähren. Und so hielt sie den Blick stumm auf ihn gerichtet, verharrte regungslos, wartete, dass er blutrünstig auf sie losstürmen würde oder sich die schmutzige Arbeit ersparte, indem er sie an Fallonmour und die anderen Engländer verriet.
    Die Gelegenheit dazu bot sich ihm gleich darauf, als jemand von oben rief: »Sir Cabal! Seid Ihr dort unten? Habt Ihr die Frau gefunden?«
    »Aye«, antwortete er mit gefühlskalter, tonloser Stimme. »Ich habe sie gefunden.«
    Zahirah schluckte schwer und wünschte, die Strömung hätte sie in die Tiefe gerissen, so, wie sie es geplant hatte. Nur ihr Tod würde den König zufriedenstellen, und nur ihr Tod würde Sebastian die Möglichkeit geben, das zurückzuerlangen, was er ihretwegen verloren hatte. Das Herz von Kummer schwer, blickte sie Blackheart an und wartete, dass er die Worte aussprach, die ihr Schicksal und das Sebastians besiegelten.
    Zu ihrem Erstaunen tat er nichts dergleichen.
    Er stand vor ihr, musterte sie wie sie ihn, dann kehrte er ihr den Rücken zu und ging davon. Über die rauschende Brandung hinweg vernahm sie seine tiefe, dröhnende Stimme, als er seinen Kameraden zurief: »Die Assassinin ist tot.«

31
    Askalon, drei Monate später
    September 1192
    »Sie beladen das letzte Schiff, mein Freund. Wenn uns das Glück hold ist, laufen wir in wenigen Stunden aus.«
    Sebastian saß seit drei Monaten zum ersten und sicherlich auch zum letzten Mal in seinem Lieblingsgarten im Palast von Askalon und sah bei Logans Worten hoch. »Haben sie schon mit der Mauer angefangen?«
    »Aye. Sie sind schon dabei, sie abzutragen.« Der Schotte schüttelte den Kopf. »Da haben wir uns auf Richards Befehl abgeplagt, um sie aufzubauen, und nun wird sie auf Saladins Befehl wieder eingerissen.«
    »Das ist eine Bedingung des Vertrages zwischen den beiden«, sagte Sebastian, griff nach seinem Weinkelch und starrte in die blutrote Flüssigkeit. »Seit Jahrhunderten erlebt Askalon Zerstörung und Wiederaufbau. Die Stadt wird irgendwann gewiss wieder erblühen.«
    »Du wirst diesen Ort vermissen.«
    Es war keine Frage, und Sebastian war nicht geneigt, darauf zu antworten. Ja, er würde Askalon vermissen, ganz Outremer würde er vermissen. Es war karges, raues Land, ganz anders als sein Heimatland, doch es besaß eine ganz eigene Schönheit. Und sie.
    Zahirah
.
    Er sprach ihren Namen in Gedanken aus, wie schon Tausende Male zuvor, seit sie an diesem schwärzesten Tag seines Lebens in der Dunkelheit verschwunden war. Unablässig hatte er in den vergangenen Monaten an sie gedacht, hatte die Erinnerung und seine Liebe für sie mit in den Kampf

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