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Das Herz des Ritters

Das Herz des Ritters

Titel: Das Herz des Ritters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian schreibt als Tina St. John
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genommen, als Löwenherz und seine Truppen Askalon verließen und gen Beit Nuba, Akkon und Jaffa marschierten. Er hatte seinen Rang zurückerhalten und das Vertrauen des Königs in diesen letzten Feldzügen wiedergewinnen können, doch dieser Triumph war teuer erkauft, angesichts der Tatsache, dass er Zahirah für immer verloren hatte, und er empfand kein Glück darüber.
    Er konnte sich nicht vorstellen, Outremer ohne sie zu verlassen.
    »Ich werde den Männern beim Abriss helfen«, sagte Logan und holte Sebastian damit aus seinen Grübeleien heraus. »Je eher diese Mauer fällt, desto eher kann ich zu meiner süßen Mary zurückkehren. Warum begleitest du mich nicht, mein Freund?«
    »Reite schon vor«, antwortete Sebastian und stellte den Becher ab. Er war noch nicht bereit, den stillen, friedlichen Garten zu verlassen. Er konnte Zahirahs Anwesenheit fast spüren, ihre Stimme hören, ihr Parfüm wahrnehmen und den Duft ihres glänzenden Haars. Er könnte für immer hierbleiben. Vielleicht würde er das auch tun.
    »Geh nur«, sagte er, als Logan verharrte und ihn anblickte, als könnte er seine Gedanken lesen. »Geh nur. Ich komme gleich nach.«
    Der Schotte nickte, zweifellos glaubte er ihm nicht, doch er drehte sich um und ließ ihn allein.
    Nur wenige Augenblicke später kam ein anderer Ritter in den Garten und störte Sebastians Gedanken. »Verzeiht, Sir, eine Gruppe englischer Pilger bittet darum, mit uns nach England reisen zu dürfen. Darf ich sie zu Euch vorlassen?«
    Gleichgültig winkte Sebastian den Mann heran. Seit Tagen schon, seit bekannt geworden war, dass König Richard und sein Heer das Land verließen, kümmerte er sich um solche Anfragen. Diese Pilgergruppe nun, ein halbes Dutzend Männer und Frauen, sei aus Jerusalem gekommen, erklärte der Ritter, als er sie in den Garten führte. Ihre langen Gewänder waren staubig vom Schmutz der Straße, ihre großen, knorrigen Wanderstöcke rissig und spröde wie Knochen, die zu lange der Wüstensonne ausgesetzt gewesen waren. Die Gruppe bestand aus vier Männern, deren breitkrempige Pilgerhüte auf der Reise sehr gelitten hatten und schweißdurchtränkt waren.
    Hinter ihnen standen zwei Frauen, eine schlank und zierlich in einem blauen Gewand, die andere eine Matrone mit einem rötlichen Gesicht, freundlichen braunen Augen und einem heiteren Lächeln. Schützend hatte sie den Arm um ihre schwächlicher wirkende Begleiterin gelegt, die sich hinter den Männern versteckte, den Kopf gesenkt, die Augen auf den Boden gerichtet. Sebastian vermutete, dass sie die Tochter der Frau war, doch etwas an ihr erregte seine Aufmerksamkeit und ließ ihn unwillkürlich aufstehen. Eindringlicher, als es sich geziemte, musterte er sie und versuchte, sie mit der Kraft seiner Gedanken dazu zu bringen, den Kopf zu heben, damit er das Gesicht sehen konnte, das sie so entschlossen zu verbergen suchte.
    »Ihr kommt also aus Jerusalem«, sagte er zu dem Anführer der Gruppe, doch sein Blick schweifte immer wieder zu der Frau. »Da habt Ihr eine lange Reise hinter Euch. Ihr erreicht uns gerade noch rechtzeitig. Unser letztes Schiff wird heute nach England auslaufen.«
    »Ja«, sagte der Mann. »Es war eine lange Reise und ein Risiko, doch wir waren voller Hoffnung, und Gott stand uns bei. Tatsächlich hatte unsere junge Schwester die Reise angeregt, Mylord. Sie meinte, Askalon sei eine Perle in Gottes Schöpfung, und ich muss sagen, damit hat sie recht. Es ist tatsächlich eine sehr schöne Stadt …«
    Der Mann plauderte weiter, doch Sebastian hörte ihm nicht länger zu. Er machte einen Schritt nach vorn und sah, dass die Frau hinter ihrem Begleiter unruhig an einem losen Faden ihres schlichten Gewands nestelte. Und dann, als könne sie das Gewicht seines eindringlich auf ihr lastenden Blickes nicht länger ertragen, hob sie den Kopf und schaute ihn an.
    Das Herz schlug Sebastian bis zum Hals. »Mein Gott. Zahir…«
    Sie schenkte ihm ein zittriges Lächeln, ganz so, als ob sie ihre Freude zu unterdrücken suchte und kläglich versagte. Knapp schüttelte sie den Kopf. »Nein, Mylord, das bin ich nicht. Mein Name lautet Gillianne. Es ist mir eine Freude, Euch zu begegnen … Euch zu sehen, Sebastian.«
    Die erstaunten Blicke der anderen ignorierend, lief Sebastian mit weit ausholenden Schritten durch den Garten hin zu ihr und nahm sie in die Arme. Offenbar verstanden ihre Begleiter die Bedeutung dieses innigen Augenblicks, denn sie zogen sich still zurück.
    »Gott … oh

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