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Das Herz des Ritters

Das Herz des Ritters

Titel: Das Herz des Ritters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian schreibt als Tina St. John
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bestehende Bruderschaft der Assassinen verübelte es ihr, dass Sinan ausgerechnet sie statt einen von ihnen für diese Mission ausgewählt hatte, doch keiner wagte jemals, seine Anweisungen infrage zu stellen, wie ungewöhnlich sie auch sein mochten. Dennoch konnte sie den Zorn in Halims Schweigen spüren, und sie wusste, dass ihn die Nachricht, die sie ihm nun überbringen musste, mit großer Genugtuung erfüllen würde.
    »Es hat sich eine Komplikation ergeben, die das Gelingen meines Plans fraglich macht. Der englische König hat seine Rückkehr verschoben. Er wird nicht, wie ich erwartet hatte, morgen eintreffen, sondern frühestens in zwei Wochen. Ich denke, es wäre klüger, diese Mission abzubrechen …«
    »Abbrechen?« Halim spuckte das Wort aus. »Ein wahrer Assassine würde das niemals in Betracht ziehen.«
    Zahirah beschloss, die Stichelei zu ignorieren. »Ich muss sofort hier weg, Halim. Der Hauptmann hat bereits den Verdacht geäußert, dass die Verfolgungsjagd durch den Souk eine Falle gewesen sein könnte. Gewiss dauert es nicht mehr lange, bis er sich fragt, wie ich in dieses Bild passe.«
    »Dann musst du dir eben etwas einfallen lassen, damit er dich nicht verdächtigt«, antwortete Halim nachdrücklich. »Soweit ich erkennen konnte, ist er ein junger Mann in der Blüte seiner Manneskraft. Da sollte es selbst einer solch unbedarften Frau wie dir nicht schwerfallen, ihn von deinem wahren Vorhaben abzulenken. Ganz gewiss wird er dir keinen Korb geben.«
    Zahirah spürte, wie ihr bei Halims unverschämter Andeutung eine brennende Röte ins Gesicht schoss. Wie konnte er es wagen, ihr zu raten, sie solle den Engländer verführen, wo er – ja, ganz Masyaf – wusste, dass sie noch Jungfrau und auf strikte Anweisung ihres Vaters noch nicht in die Haremskünste eingeweiht war? Und wie konnte er überhaupt annehmen, dass sie sich für den Kreuzritter bereitwillig zur Hure machen würde!
    »Diese Mission wird heute Abend abgebrochen«, beharrte sie. »Ich verlasse den Palast auf der Stelle, auch wenn ich dazu über die Mauer klettern muss. Und du wirst mir dabei helfen, Halim.«
    Sein höhnisches Lachen verhieß nichts Gutes. »Erwartest du ernsthaft, ich lasse zu, dass Jafars Leben umsonst geopfert wurde, und setze obendrein noch mein eigenes Leben aufs Spiel, indem ich dir helfe, feige vor deiner Mission zu fliehen – und das alles nur, weil du einen dummen Fehler begangen und die Situation falsch eingeschätzt hast?«
    Zahirah versuchte, die Anschuldigung an sich abprallen zu lassen, obwohl sie ihr einen Stich versetzte. »Jafar wurde getötet, weil er allzu unbesonnen war. Auch ich habe Fehler gemacht, das gebe ich zu, allerdings werde ich nicht noch einen begehen, indem ich weiter hierbleibe.«
    »Du gehst ein viel größeres Risiko ein, wenn du den Plan jetzt aufgibst«, hielt Halim dagegen. »Die Männer haben dich gesehen, und auch wenn du es nicht wahrhaben willst, Zahirah, du bist keine Frau, die man so leicht vergisst. Du hast den Schutz der Anonymität verloren. Und da es dir nun schon gelungen ist, dich ins Lager der Kreuzfahrer zu schmuggeln, bleibst du dort am besten auch.«
    »Halim!«, zischte sie ungläubig. »Ich habe dich keineswegs um Erlaubnis gebeten, die Mission abbrechen zu dürfen. Vielmehr habe ich meine Entscheidung längst getroffen …«
    Das dumpf hallende Geräusch von Schritten drang aus dem Bogengang zu ihnen herüber und ließ Zahirah jäh verstummen. Irgendjemand aus dem Palast war auf dem Weg in den Garten. Beunruhigt drehte sie sich um, doch sie konnte niemanden entdecken. Keine einzige Bewegung, nicht einmal das schwache Glimmen der Leselampe im Gemach des Hauptmanns war zu sehen. Die Flamme war offensichtlich inzwischen gelöscht worden. Innerlich verfluchte sie Halim, weil er mit ihr gestritten hatte; vergeudete Zeit, die sie für ihre Flucht hätte nutzen können!
    »Ich habe zu lange gewartet«, flüsterte sie drängend. »Da kommt jemand. Ich muss gehen!«
    »Schnell. Nimm den Dolch.«
    Halim schob die in Seide eingewickelte Waffe durch das Loch in der Gartenmauer. Zahirah packte sie hastig und steckte den schlanken Dolch in seiner Scheide unter den Bund ihrer Pluderhose. Sie hielt sich nicht damit auf, auch nur ein weiteres Wort mit Halim zu wechseln. Vermutlich hatte er sich ohnehin bereits lautlos wie eine Katze davongestohlen.
    Ohne Zeit zu verlieren, schob Zahirah den Stein wieder in die Mauer und sprang auf. Kaum hatte sie Blätter und Schmutz von

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