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Das Herz des Ritters

Das Herz des Ritters

Titel: Das Herz des Ritters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian schreibt als Tina St. John
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ihren Händen und Kleidern gewischt, da ließ sie eine tiefe Stimme zusammenzucken.
    »Es ist ziemlich spät für einen Spaziergang im Garten.«
    »Oh. Ja«, antwortete sie und drehte sich zu der großen, in Mondlicht getauchten Gestalt des Hauptmanns um.
Sebastian,
flüsterte ihr eine innere Stimme zu. Der fremdländische Name lag ihr viel zu schnell auf der Zunge. »Bitte vergebt mir, falls ich Eure Nachtruhe gestört haben sollte, Mylord. Dieser fremde Ort – und natürlich auch die Ereignisse des heutigen Tages – ließen mich keinen Schlaf finden.«
    »Natürlich«, sagte er; er hatte die dunklen Brauen zusammengezogen, sein Blick schweifte zu dem Rosenbusch, den er aufmerksam betrachtete. »Mir war, als hätte ich Stimmen gehört. Habt Ihr Euch mit jemandem unterhalten?«
    »Nur mit mir selbst«, sagte sie und lachte nervös auf. Furchtvoll beobachtete sie, wie der Ritter sich ihr näherte. »Das mache ich gelegentlich, wenn mich Sorgen und Kummer plagen.«
    »Ist es denn an dem?«
    Kaum einen Schritt von ihr entfernt, blieb er stehen, und Zahirah krauste, verwirrt von seiner unverhofften Nähe, verständnislos die Stirn. »Mylord?«
    Er schenkte ihr ein vages Lächeln. »Habt Ihr Sorgen, die Euch bekümmern?«
    »J…ja«, flüsterte sie. »Das heißt, nein.«
    Ihre Antwort kam hastig. Zu hastig vielleicht, denn er sah ihr prüfend in die Augen. Bei Allah, sein forschender Blick zog sie unwillkürlich in seinen Bann. Ein gefährliches Funkeln lag darin, das sie wie eine Fessel zu binden schien und nicht mehr losließ. Er war ihr so nah, dass es ihr unmöglich war, ihn nicht anzuschauen. Sie betrachtete die ebenmäßigen Züge seines Gesichtes, die breite Stirn und die wie gemeißelt wirkenden Wangenknochen, das kantige Kinn, die kühn geformte Nase … den unerhört sinnlichen Schwung seines Mundes.
    Vom silbernen Mondlicht umrahmt und mit der üppigen schwarzen Mähne, die ihm in ungezähmten Wellen bis auf die Schultern fiel, bot dieser englische Kämpe den atemberaubendsten Anblick, den Zahirah je gesehen hatte.
    Und auch er schaute sie gebannt an, nahm sie wie in Trance wahr. Sie sah das Interesse in seinen Augen, gewahrte das Aufflackern männlicher Bewunderung in den graugrünen Tiefen, als sein Blick über ihr verschleiertes Gesicht streifte und schließlich mit dem ihren verschmolz. Aus seinen Augen sprach Macht, ein unwiderstehliches Selbstvertrauen lag darin, das sie mehr hätte beunruhigen sollen, als es der Fall war. Vielleicht kannte er die Wirkung, die er auf sie ausübte, denn ein träges, lässiges Lächeln malte sich auf seinen Lippen.
    Rau durchdrang seine Stimme die Dunkelheit. »Welche Geheimnisse verbergt Ihr hinter diesem Schleier, Zahirah?«
    Die Frage brachte sie ebenso sehr aus der Fassung wie seine unerwartete Berührung. Langsam streckte er die Hand aus und umfing ihr Gesicht. Obwohl seine Fingerspitzen leicht wie eine Feder auf ihrer Wange lagen, spürte Zahirah, wie ein Feuer in ihr aufloderte. Sie schloss die Augen und zog einen leichtsinnigen Augenblick lang tatsächlich in Betracht, Halims Rat zu folgen.
    Verführung.
    Sie kannte sich überhaupt nicht damit aus, doch all ihre Sinne sagten ihr, dass dieser Mann sich ganz gewiss darauf verstand. Er berührte lediglich ihr Gesicht, doch seine Liebkosung verursachte ihr in jeder Faser, jeder Pore ihres Körpers ein Kribbeln. Andächtig fuhr er mit dem Daumen über ihre Lippen; die raue Kuppe rieb über die Seide, raubte ihr jegliche Luft zum Atmen, und ein Seufzen entrang sich schließlich ihrer Kehle.
    Unter schweren Lidern betrachtete er ihren Mund und schickte sich an, den Schleier zur Seite zu streichen …
    »Nein!«, stieß Zahirah erschrocken hervor. Trotz des Sturms der Gefühle, der in ihrem Inneren tobte, hatte sie sich zumindest einen Funken Verstand bewahrt.
    Was war nur über sie gekommen? Sie war die Tochter von Raschid ad-Din Sinan! Hatte sie denn gar keine Ehre im Leib, dass sie diesem unverfrorenen Heiden erlaubte, sie zu begrapschen wie eine gewöhnliche Dirne? Allein die Vorstellung hätte sie abstoßen müssen. War sie denn völlig verrückt geworden, dass sie sich stattdessen wie neugeboren fühlte?
    Erschrocken über ihre Gefühle – und die Erkenntnis, dass sie der Versuchung erliegen könnte, diesem Mann weitere Freiheiten zu gestatten, wenn sie auch nur einen Moment länger blieb –, wich Zahirah zurück, als ob seine Hand sie verbrannt hätte. Erst einen Schritt, dann noch einen.
    Allah sei Dank,

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