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Das Herz des Ritters

Das Herz des Ritters

Titel: Das Herz des Ritters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian schreibt als Tina St. John
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ist …« Sie biss sich auf die Zunge, um den Drang zu unterdrücken, es unerhört dreist zu nennen. »Sein Angebot ist sehr gastfreundlich, doch ich habe keinen Appetit. Sagt ihm, ich möchte mich an diesem Vormittag ganz meinen Gebeten widmen.«
    Abdul blickte sie verblüfft an, dann neigte er den Kopf und räusperte sich verlegen. »Er hat mich angewiesen zu warten, bis Ihr bereit seid.«
    »Hat er das?!« Zahirah konnte die Unverfrorenheit dieses Mannes kaum fassen. Und da sein treuer Dienstbote offenbar die Absicht hegte, die Anweisungen seines Herrn getreulich zu befolgen, verflogen ihre Hoffnungen, den Palast an diesem Morgen zu verlassen, so rasch wie Wüstensand in einem Sturm.
    »Nun gut«, gab sie widerwillig nach, »dann solltet Ihr mich jetzt wohl zu ihm bringen.«
    Sie trat aus dem Zimmer und folgte Abdul den Flur hinunter, den sie noch vor wenigen Stunden im Dunkeln entlanggehastet war. Schließlich erreichten sie eine breite Kolonnade, die einen mit Mosaiken gefliesten Weg von einem rechteckigen Hofgarten abgrenzte.
    Zweifellos handelte es sich um einen der vielen Lustgärten, die der Palast in sich barg. Von mehr als einem Dutzend hoher Palmen beschattet, bot er ein Fest für die Sinne. Eine leichte Brise strich durch die fächerförmigen Wedel und trug den Duft zahlloser Blumen mit sich, die in großen Tontöpfen und gepflegten Beeten blühten. Über Zahirahs Kopf trällerte irgendwo ein Bülbül; sein fröhliches Morgenlied wurde von dem sanften Plätschern eines Brunnens in der Mitte des Hofes untermalt.
    »Ich wünsche Euch einen guten Morgen, Lady Zahirah. Es freut mich, dass Ihr mir Gesellschaft leisten wollt.«
    Wollen, als ob ich eine Wahl hätte,
höhnte Zahirah innerlich. Widerwillig wandte sie sich von der Schönheit des Gartens ab und sah den Kreuzritter an. In eine schwarze Tunika und schwarze Beinlinge gekleidet, saß er auf einer Steinbank, die im Vergleich zu seiner Größe zwergenhaft erschien. Der Tisch vor ihm war reich mit allerlei Früchten und Fladenbroten gedeckt. Beim Anblick der köstlichen Speisen fing Zahirahs Magen an, sich zu regen.
    Er stand auf und deutete auf die Bank ihm gegenüber. »Kommt. Setzt Euch.«
    »Bei allem gebotenen Respekt, Mylord, aber das möchte ich nicht.«
    Abdul, der sich in der Nähe des Eingangs zum Hofgarten postiert hatte, räusperte sich vernehmlich. Zahirah ignorierte jedoch seinen mehr als deutlichen Wink, sich dem Willen des Engländers zu fügen, und richtete ihren Blick vorwurfsvoll auf den arroganten Hauptmann.
    »Ihr seid über den Vorfall in der vergangenen Nacht erzürnt«, vermutete er und setzte sich wieder, da sie keine Anstalten machte, sich zu ihm zu gesellen. »Das hatte ich erwartet. Und ich hatte gehofft, ich könnte es wiedergutmachen.«
    »Das ist nicht nötig«, antwortete sie, bemüht, sich von seinem ausgesucht höflichen Verhalten nicht erweichen zu lassen. Sie wollte nicht darüber nachdenken, was Abdul womöglich von ihrem Gespräch halten würde. Er gab sich uninteressiert und blickte, den Kopf in den Nacken gelegt, nach oben, doch sie vermutete, dass kaum ein Geschehnis im Palast seiner Aufmerksamkeit entging.
    Sein fremdländischer Herr schien ebenso scharfsichtig und aufmerksam zu sein.
    »Wie geht es Eurem Knöchel?«, fragte er und spießte mit einem schmalen Messer ein Stück Melone auf, das er von der Klinge aß wie ein Wilder. »Wie es scheint, hat der Schmerz deutlich nachgelassen. Bei Eurem Eintreten ist mir aufgefallen, dass Ihr die Bandage nicht mehr tragt.«
    »Ja«, stimmte Zahirah zu. Sie hatte den Verband, den sie kurz vor Abduls Ankunft abgenommen hatte, ganz vergessen. Eigentlich brauchte sie ihn ja nicht, und bei ihrer Flucht aus dem Palast hatte sie sich dadurch nicht behindern lassen wollen. Genau genommen, musste sie das Risiko, sich heimlich davonzustehlen, vielleicht gar nicht mehr eingehen, nun, da er wusste, dass sie sich auf dem Weg der Genesung befand. »Meinem Knöchel geht es schon viel besser, Mylord. Tatsächlich bin ich gekommen, um Euch dies mitzuteilen. Ich danke Euch für Eure … Gastfreundschaft, aber ich möchte Euch nicht länger belästigen. Daher würde ich gerne so bald wie möglich den Palast verlassen.«
    »Selbstverständlich«, willigte er mit angedeutetem Nicken ein. »Wir können gleich nach dem Morgenmahl aufbrechen.«
    Zahirahs Herz klopfte zum Zerspringen. »Wir, Mylord?«
    »Ihr und ich«, antwortete er. »Abdul hat sich bereits um die Pferde und Vorräte

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