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Das Herz des Ritters

Das Herz des Ritters

Titel: Das Herz des Ritters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian schreibt als Tina St. John
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klebte. Er konnte es kaum erwarten, das Hemd loszuwerden. Noch im Laufen zog er es sich über den Kopf und warf es auf den Diwan, sobald er sein Gemach betreten hatte.
    Abdul musste die Fenster irgendwann am Morgen geöffnet haben, denn eine leichte, duftige Brise strich über Sebastians entblößte Brust und Schultern. Er legte den Schwertgürtel ab und ging hinüber zu seinem Bett, um die Waffe dort an die Wand zu lehnen, doch unvermittelt hielt er inne.
    Hinter ihm hatte sich etwas bewegt.
    Unmerklich nur. Fast unhörbar.
    Verstohlen.
    Das Bild von einem schwarzgekleideten Jungen und einem aufblitzenden Dolch tauchte mit einem Mal vor seinem inneren Auge auf.
Assassine,
flüsterte ihm eine innere Stimme zu, und seine Nackenhärchen stellten sich auf. Eine Erklärung, die unglaublich schien, doch das Gefühl einer Gefahr war zu real, um ignoriert zu werden.
    Er wartete nicht ab, ob sich sein Verdacht bestätigte. Instinktiv umfasste er das Heft seines Schwertes, zog es aus der Scheide und schnellte herum, um den Eindringling zu stellen.
    »Jesus Christus!«, stieß er hervor. Die scharfe Stahlklinge ruhte in der Kuhle eines verschleierten schlanken Halses.
    Über dem Schleier blickten ihn Zahirahs schreckgeweitete Augen an, doch sie schrie nicht und fiel auch nicht in Ohnmacht. Tatsächlich bewegte sie sich gar nicht, holte nicht einmal Luft, sondern stand einfach nur reglos da, als ob sie erwartete, dass er sie aufschlitzte. Als er mit einem gemurmelten Fluch die Waffe senkte, hörte er, wie ihren Lippen ein leises, erleichtertes Seufzen entwich.
    »Was um Himmels willen tut Ihr hier?«, fragte er schroff, immer noch aufgewühlt von dem, was er beinahe getan hätte. Sein Blick fiel über ihre Schulter auf den mit Teppichen ausgelegten Bereich seines Gemachs. Dort war eine Ansammlung von Kissen zu einer Schlafstätte arrangiert. Daneben lag ein ausgebreiteter Gebetsteppich; offenbar hatte sie ihn erst kürzlich benutzt. Sein Webmuster zeigte nach Mekka, in die Richtung, in die alle Muslime ihre Gebete an Allah schickten.
    Verwirrt schaute er sie an. »Was hat das zu bedeuten?«
    Sie starrte auf seine nackte Brust. Offensichtlich wurde ihr diese Tatsache im selben Moment bewusst wie ihm, denn sie hob blinzelnd das Kinn und sah ihm in die Augen. »Mylord?«
    »Wer hat Euch erlaubt, meine Privatgemächer zu betreten?«
    »Euer Diener, Mylord«, sagte sie schlicht. »Er hat mich vor einigen Stunden hierhergebracht und mich angewiesen, Euch zu dienen und Euch jeden Wunsch zu erfüllen.« Schüchtern senkte sie den Blick. »Ich dachte, er handelt auf Euren Befehl.«
    Den Gedanken verdrängend, dass er sich nichts Verlockenderes vorstellen konnte, als dass sie ihm zu Willen war, schritt Sebastian rasch zur offenen Tür und rief ungehalten nach Abdul. Wenige Augenblicke später streckte der Sarazene atemlos seinen von einem Turban bedeckten Kopf durch die Tür. Offenbar hatte er alles stehen- und liegengelassen, um zu seinem Herrn zu eilen.
    »Ja, Herr?«
    »Stimmt es, dass du Lady Zahirah ohne meine Erlaubnis in meine Privatgemächer gebracht hast?«
    Abduls braune Augen richteten sich erst auf sie, dann auf seinen finster blickenden englischen Herrn. Er schluckte schwer. »Ich … ja, Herr.«
    Sebastian musste sich zwingen, die Fassung zu wahren. »Ich erwarte eine Erklärung.«
    »Nun, ich … nach dem, was heute Morgen vorgefallen ist, Herr, dachte ich, ihre Gegenwart würde Euch erfreuen …«
    »Mich erfreuen?«, knurrte er, packte Abdul am Arm und zog ihn mit sich auf den Korridor. »Beim Kreuze Christi, Abdul. Ich hätte ihr beinahe den Kopf abgeschlagen, weil ich nicht mit ihrer Anwesenheit gerechnet habe.«
    Der Diener keuchte auf. »Das ist allein meine Schuld, Herr. Ich hätte nicht vorgeben sollen, Eure Wünsche zu kennen. Vergebt mir. Ich dachte nur, weil sie nun Euch gehört …«
    »Mir gehört?«, wiederholte Sebastian in unheilvollem Ton. Ungläubig schüttelte er den Kopf. »Lady Zahirah ist kein Stück Vieh, Abdul. Sie ist ebenso frei wie du. Sie ist niemandes Besitz, und ich werde sie ganz gewiss nicht gegen ihren Willen hier behalten – weder in meinen Gemächern noch sonst irgendwo.«
    Das Gesicht des Dienstboten wurde zu Sebastians Unbehagen viel zu ernst. »Herr«, sagte er zaghaft, »sie gehört Euch. Ihr habt doch gewiss vernommen, wie ihr Bruder das vor wenigen Stunden im Garten verkündet hat. Ihr habt für sie mit der Goldkette bezahlt, die Ihr ihrem Bruder gegeben habt.«
    Nun erinnerte

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