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Das Herz des Ritters

Das Herz des Ritters

Titel: Das Herz des Ritters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian schreibt als Tina St. John
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sich Sebastian wieder daran, wie er Halim außer sich vor Wut sein Löwenmedaillon zugeworfen hatte. Es war als Beleidigung gedacht gewesen, als Mittel, ihn möglichst schnell loszuwerden, bevor er noch der starken Versuchung erlag und Halim vor den Augen seiner Schwester tötete. Sebastian hatte die Entscheidung noch im selben Moment bereut. Nun stieg eine unheilvolle Befürchtung in ihm auf.
    Beunruhigt musterte er Abdul aus schmalen Augen. »Du sagst, ich hätte für Lady Zahirah bezahlt. Habe ich mir eine Sklavin gekauft?«
    »Nein, keine Sklavin«, antwortete Abdul nüchtern. »Eine Braut.«

6
    Sebastians Miene verdüsterte sich und Abdul erbleichte unter seinem finsteren Blick. »Willst du mich etwa foppen, Abdul? Ich warne dich, ich finde solche Scherze keineswegs ergötzlich.«
    »Herr, ich scherze nicht. Ihr Bruder hat Mistress Zahirah im Namen ihrer Familie verstoßen. Sie ist nun Eurer Gnade überlassen, als Eure Brau…«
    Mit einem weiteren grimmigen Blick gebot Sebastian Abduls Zunge Einhalt. »Das ist ja lächerlich.« Er weigerte sich zu akzeptieren, dass er sich durch sein Eintreten für Zahirah unwissentlich an sie gebunden hatte. »Sie wird bestimmt irgendwo noch Verwandte haben, die sie aufnehmen«, meinte er schroff zu Abdul. »Finde heraus, wo sie leben, und bringe sie unverzüglich zu ihnen.«
    »Wie Ihr wünscht, Herr.« Der Dienstbote öffnete den Mund, als wollte er aufbegehren, aber gleich darauf schüttelte er den Kopf. »Ich werde sie unverzüglich aus dem Palast bringen lassen.«
    »Was hast du denn?«, fragte Sebastian, dem Abduls zweifelnde Miene nicht entgangen war. »Glaubst du etwa, ich handele falsch?«
    »Nein, Herr. Ich würde Euer Urteil niemals infrage stellen. Das steht mir nicht zu.«
    »Dennoch …«, drängte Sebastian.
    Als sei er immer noch unschlüssig, ob er seine Meinung äußern sollte, zögerte Abdul. Doch dann meinte er: »Ich mache mir lediglich Gedanken darüber, was wohl aus ihr werden wird, wenn man sie zum Gehen zwingt, Herr. Sarazeninnen sind sehr stolz, müsst Ihr wissen. Ihre Ehre ist ihnen wichtiger als alles andere – wichtiger als ihr eigenes Leben. Manche würden lieber sterben, als die Schande zu ertragen, verstoßen zu werden.«
    »Verstoßen?« Sebastian stieß ungehalten den Atem aus. »Wir befinden uns in einem Heerlager, Abdul, kein Ort für edle Frauen. Besonders nicht, wenn sie muslimischen Glaubens sind. Ich bin sicher, Lady Zahirah wird es besser ergehen, und sie wird glücklicher sein, wenn sie bei ihrer Familie ist.«
    Abdul verbeugte sich. »Natürlich, Herr.«
    Die Stimme seines Verstandes drängte Sebastian dazu, sich jetzt umzudrehen und fortzugehen, in der Gewissheit, sich um die Angelegenheit gekümmert zu haben. Er wusste, er konnte sich darauf verlassen, dass Abdul die Anweisung ausführen würde, selbst wenn er noch Bedenken hegte. Und was Zahirah anging: Er kannte sie zwar erst kurz, doch ihre innere Stärke war offensichtlich. Sie schien ihm gewiss keine Frau zu sein, die altmodischen Vorstellungen von Stolz und Schande anhing. Und falls doch – was ging es ihn an?
    Gegen seinen Willen schaute er hinüber in sein Gemach. Zahirah stand vor den großen, offenen Fenstern seines Wohngemachs. Ihr Rücken war der Tür zugekehrt, ihre Haltung aufrecht. Stolz erwartete sie die Entscheidung über ihr Schicksal.
    »Zur Hölle«, fluchte Sebastian leise.
    »Herr?«
    Er wandte sich um und blickte in Abduls erwartungsvolle Miene. »Schaff die Lady zunächst nur aus meinem Zimmer. Ich nehme an, es kann nicht schaden, wenn wir ihr einen Tag Ruhe gönnen. Ich werde ihr die Lage heute Abend erklären, damit sie sie auch ganz gewiss richtig versteht.«
    Abdul neigte den Kopf. »Sehr wohl, Herr.«
    Die Unterhaltung im Flur wurde in vertraulichem Ton geführt, doch wenn sie angestrengt lauschte, konnte Zahirah einige Worte verstehen. Bei Allahs Güte, der Palastdiener Abdul trat für sie gegen seinen flegelhaften Herrn ein; erklärte ihm, dass er sich durch den Brautpreis, den er Halim gezahlt hatte, an sie gebunden hatte. Der englische Hauptmann schien diese Vorstellung ebenso abstoßend zu finden wie sie, allerdings hing der Erfolg ihrer Mission davon ab, dass er diese Tatsache akzeptierte. Sie hätte sich keinen besseren Verbündeten erhoffen können als den arglosen Abdul. Wenn er dem Engländer nicht die Erlaubnis abringen konnte, sie im Palast zu dulden, dann war wohl niemand dazu in der Lage, vermutete sie.
    Bei der Vorstellung, dem

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