Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Herz des Ritters

Das Herz des Ritters

Titel: Das Herz des Ritters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian schreibt als Tina St. John
Vom Netzwerk:
insgeheim, ob sie ihn schützen oder in die Niederlage locken wollte. Er schaute wieder auf das Spielbrett, mit einem Finger klopfte er auf die Figur, die er hatte ziehen wollen, und plötzlich dämmerte ihm die Erkenntnis.
    »Vielleicht findet sich doch ein Funken Mitleid in Eurem Herzen, Zahirah.« Er wählte eine andere Taktik, einen weit besseren Zug und legte den Kopf schräg, um sie mit einem schiefen Lächeln anzusehen. »Ich muss gestehen, dass ich mich bei Eurem gnadenlosen Spiel bereits zu fragen begann, ob das Herz eines Assassinen in Eurer Brust schlägt.«
    Sie lachte über seinen Scherz, doch in ihren Ohren klang es gezwungen. Ihr Herz pochte plötzlich hart gegen ihre Rippen. War er ihr auf die Schliche gekommen? Sie verwarf den Gedanken sofort, denn sie war sich sicher, dass ein Kämpe wie er nicht hier säße und mit ihr scherzte, wenn er auch nur den Hauch eines Verdachtes hegte, dass sie nicht die war, die sie vorgab zu sein.
    Was tue ich hier eigentlich?,
fragte sie sich, als sie in das Gesicht des Kreuzritters blickte – ihres Erzfeindes – und nicht einmal einen Anflug von gerechtem Zorn auf ihn verspürte. Welches Spiel gab sie vor zu spielen, wenn sie mit ihm lachte und plänkelte?
    Und welchen Grund konnte sie anführen, um ihr Verhalten zu rechtfertigen, wenn ihr flatterndes Herz in seiner Nähe ebenso heftig klopfte wie bei dem Gedanken, dass er sie auf frischer Tat bei dem Verrat entdeckte, den sie unweigerlich begehen würde?
    »Ihr seid am Zug, Mylady.«
    Aus ihren Gedanken gerissen und verlegen über die Aufforderung, griff Zahirah hastig nach der Figur, die sie ziehen wollte. Dabei streifte der weite Ärmel ihrer Tunika eine andere Figur und warf sie um. Sie rollte bis ans Ende des Tisches. Hastig griff sie danach, gleichzeitig mit Sebastian. Seine Hand schloss sich über der ihren, groß und warm und stark.
    Einen Augenblick lang stockte ihr der Atem. Sie blickte auf seine Hand, die kräftigen sonnengebräunten Finger, die sie beinahe bis zum Handgelenk fest, jedoch nicht fordernd, umschlossen. Sein Griff war locker genug, dass sie sich daraus hätte befreien können – sicherlich auch hätte lösen sollen –, doch zu ihrer völligen Verwunderung tat sie es nicht.
    Allah sei es geklagt, aber sie genoss die Berührung.
    Er streichelte die empfindliche Haut zwischen ihrem Daumen und Zeigefinger. »Habt Ihr jemals erwogen, einem Mann das Privileg zu gewähren, in seiner Gesellschaft auf den Schleier zu verzichten, Zahirah?«
    Die Frage war empörend, ein Vorschlag, der sie vor Scham im Boden hätte versinken lassen müssen. Sie spürte, wie ihr die Röte in die Wangen schoss, doch sie konnte sich nicht einreden, dass sie sich gedemütigt fühlte. »Dieses Privileg ist allein dem Gatten einer muslimischen Frau vorbehalten, Mylord.«
    »Wie bedauerlich«, meinte er gedehnt, »bedenkt man die Bedingungen unserer Vereinbarung.«
    Scherzte er wieder oder war es ihm ernst? Ein leichtes Lächeln umspielte seine Lippen, doch sein Blick war zu eindringlich, um als Spott missverstanden zu werden. Erschrocken über seine Andeutung, fand Zahirah schließlich doch noch die Kraft, ihre Hand aus seinem Griff zu lösen.
    Nur unter Aufbietung all ihrer Willenskraft gelang es ihr, ihren Verstand unter seinem aufmerksamen Blick zu sammeln. Sie nahm das Spielbrett kaum wahr, so viel Mühe kostete es sie, die Hand ruhig zu halten, während sie nach dem schwarzen noch verbliebenen
Rukh
griff und ihn zwei Felder nach vorn schob.
    »Beunruhige ich Euch, Zahirah?«
    »Nein, natürlich nicht«, stritt sie rasch ab. Zu rasch womöglich, denn als ihr aufgewühlter Blick den seinen traf, lehnte er sich schmunzelnd auf der Bank zurück.
    »Das freut mich zu hören«, sagte er mit leiser, rauer Stimme, die dem Schnurren einer großen Wüstenkatze ähnelte. »Ich hege nicht die Absicht, Euch zu beunruhigen. Und keineswegs wünsche ich, dass Ihr der Auffassung seid, ich hätte Euch übervorteilt.«
    Mit milder Verblüffung sah sie zu, wie er sich nach vorn beugte, um seinen Zug zu machen. In seinen Augen spiegelte sich teuflisches Vergnügen, als er seine Figur vorrückte. »
Shah mat
, Mylady.«
    Zahirah sog scharf den Atem ein. Fassungslos blickte sie erst ihn an, dann auf das Spielbrett. Der schwarze König war Sebastians weißer Dame wehrlos ausgeliefert, weil sie in ihrer Verwirrung den
Rukh
gezogen hatte, der ihn schützte.
    Shah mat
. Ihr König war verloren, das Spiel beendet.
    »Das … das ist doch

Weitere Kostenlose Bücher