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Das Herz des Ritters

Das Herz des Ritters

Titel: Das Herz des Ritters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian schreibt als Tina St. John
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stören.«
    »Schon gut, Logan. Zwischen Lady Zahirah und mir ist alles gesagt, denke ich. Im Moment.«
    Auf Sebastians Wink hin stand Zahirah auf und folgte ihm zur offenen Tür. Zu gern hätte sie ihren Triumph innerlich ausgekostet. Als sie an ihm vorbei in den Korridor trat, redete sie sich ein, dass sie dieses erste Gefecht mit geringen Opfern gewonnen hatte, doch das nervöse Flattern in ihrem Bauch ließ einfach kein Siegesgefühl aufkommen. Vielmehr schalt eine innere Stimme sie leise, dass sie sich dem Hauptmann ausgeliefert habe.
    Weder Braut noch Gefangene hatte er gesagt, dennoch war sie an ihn gefesselt. Sie spürte das Gewicht dieser Fesseln bei jedem Schritt, den sie auf dem Weg zu ihrer Kammer machte. Ihr Rücken brannte von der Hitze seines Blickes. Er würde sie fortan aufmerksam beobachten, und wenn sie leichtfertig einen Fehler beging, wusste sie, dass sein gnadenloser Zorn sie rasch ereilen würde.
    »Eine betörende Frau, nicht wahr?«, meinte Logan.
    »Sie besitzt eine gewisse Überzeugungskraft«, antwortete Sebastian gedehnt und lehnte sich mit der Schulter an den Türrahmen.
    »Daraus schließe ich, dass du ihr erlaubt hast, zu bleiben.«
    Sebastian gab einen brummenden Laut von sich. »Wir haben eine für beide Seiten annehmbare Vereinbarung getroffen.«
    »Ah, natürlich.« Logan lachte. »Eine Vereinbarung.«
    Sebastian löste sich von Zahirahs Anblick und blickte den Schotten aus zusammengekniffenen Augen an. »Was zum Teufel hast du denn darüber so selbstgefällig zu spotten?«
    Auch Logans anerkennender Blick folgte nun Zahirahs sich rasch entfernender Gestalt. »Ich und spotten? Ich hab doch gar nichts gesagt, mein Freund.«
    »Und ich wäre dir dankbar, wenn es auch so bliebe«, erwiderte Sebastian grummelnd. »Jetzt hör auf, der Lady hinterherzugaffen, damit wir endlich die Berichte besprechen können.«

8
    Sebastian hielt Wort und schickte Abdul am nächsten Morgen mit vier neuen Tuniken und Schalwars zu Zahirah. Die prächtige Kleidung war aus edler Seide und viel hübscher als alle Gewänder, die sie in Masyaf besaß. Im Sonnenlicht, das durch die Gitter des Fensters fiel, funkelten die leuchtenden Farben und aufwendigen grün- und rosafarbenen Stickereien wie Juwelen. Sie erfreute sich an dem Anblick, genoss das Gefühl der weichen Seide auf ihrer Haut und entschloss sich schließlich für ein rubinrotes Gewand. Kaum hatte Abdul die Tür hinter sich geschlossen, schlüpfte sie auch schon aus Tunika und Pluderhose und streifte sich die neuen Kleidungsstücke über.
    Verschwenderische Freuden wie luxuriöse Kleidung wurden im Hause ihres Vaters nicht geduldet. Dort wurde sie wie ein Soldat behandelt, denn der große Sinan hatte es so befohlen. Sie wollte lieber nicht wissen, was er wohl tun würde, wenn er sie so prächtig gekleidet sehen könnte.
    Nein, daran wollte sie nicht denken.
    Jetzt nicht. Lieber wollte sie in dem angenehmen Gefühl der raschelnden Seide auf ihrer Haut schwelgen. Der feine Stoff duftete verführerisch nach den aromatischen Gewürzen des Marktes. Bereits im Dämmerlicht des Hauses sah die knöchellange, bestickte Tunika hinreißend aus, doch im goldenen Schein der Sonne würde sie gewiss atemberaubend wirken. Zahirah konnte es kaum erwarten, herauszufinden, ob die Seide tatsächlich so prächtig schimmerte, wie sie es sich vorstellte.
    Sie befestigte den Schleier vor dem Gesicht und verließ ihr Gemach. Leichtfüßig spazierte sie durch das Labyrinth der Bogengänge. Weder die Dienstboten noch die Palastwachen schenkten ihr auf dem Weg zum Innenhof mehr als einen flüchtigen Blick. Offenkundig hatte man sie darüber in Kenntnis gesetzt, dass Zahirah sich mit Erlaubnis des Hauptmanns frei im Palast bewegen durfte.
    An dem Wasserbecken in der Mitte des staubigen Hofes arbeiteten mehrere Wäscherinnen; englische Frauen unterschiedlichen Alters, die ihr Heimatland verlassen hatten, um dem Heer der Kreuzfahrer zu dienen. Aus ihren derben Sprüchen und der Unbekümmertheit, mit der sie sich inmitten der Soldaten bewegten, schloss Zahirah, dass ihre Aufgaben sich nicht nur auf die Wäsche und die Küche beschränkten. Dennoch warfen sie ihr solch verächtliche Blicke zu, als sei sie eine Hure.
    Seine Hure.
    Zweifellos hatte sich im Palast schon herumgesprochen, dass sich der großartige Hauptmann unfreiwillig an ein muslimisches Dorfmädchen gebunden hatte. Und bereits einen Tag später schlenderte sie zwischen seinen Untergebenen umher, so fein gekleidet wie

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