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Das Herz des Ritters

Das Herz des Ritters

Titel: Das Herz des Ritters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian schreibt als Tina St. John
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ihr Gehen bemerkt und war schon wieder an ihrer Seite, noch ehe sie sich umdrehen und den ersten Schritt machen konnte.
    Zur Mittagszeit, kaum eine Stunde, bevor der Ruf zum Juma erschallen würde, war Zahirah der Verzweiflung nahe. All ihre Versuche, Abduls Aufsicht zu entrinnen, waren fehlgeschlagen. Er schien fest entschlossen, die Befehle seines Herrn auszuführen und über sie zu wachen, und sie wagte nicht, ihre Schritte zur Moschee zu lenken, solange er ihr auf den Fersen folgte.
    Missmutig ließ sie sich neben ihm an einem Brunnen nieder, um zu rasten, und sah müßig einer jungen Mutter zu, die ihr bockiges Kind hinter sich herzog, um sein Gesicht mit Brunnenwasser zu waschen. Abdul schmunzelte über das Gezeter des Jungen, der sich nur unwillig diese Prozedur gefallen ließ. Es dauerte nicht lange, da lachte der Junge mit ihm. Unwillkürlich malte sich ein Lächeln auf Zahirahs Züge, und sie winkte dem Knaben nach, als seine Mutter ihn schließlich auf den Arm hob und weiterging.
    Beim Anblick der kleinen Szene war ihr plötzlich die Lösung für ihr Problem eingefallen.
    An einen Ort konnte Abdul ihr nämlich nicht folgen: in das öffentliche Badehaus der Frauen.
    »Es ist fast Zeit für das Juma«, sagte sie in gewollt beiläufigem Ton. »Wo wollen wir uns wieder treffen, wenn ich aus dem Hammam komme?«
    Der Diener furchte die Stirn. »Der Hammam«, meinte er nachdenklich. »Mein Herr hat Euch meinem Schutz anbefohlen, Herrin. Vielleicht sollte ich Euch lieber begleiten.«
    »Ins Badehaus?« Zahirah lachte milde. »Welche Gefahr sollte mir denn in Gesellschaft eines Beckens voller unbekleideter Frauen schon drohen?« Sie stand auf, bevor er darüber nachdenken oder Einwände erheben konnte. »Mir wird schon nichts zustoßen, Abdul. Euer englischer Lord muss nicht einmal erfahren, dass ich allein in den Hammam gegangen bin.«
    Und wenn er es schließlich erfuhr, war sie gewiss schon längst auf dem Weg nach Masyaf, um einen neuen Plan für das Ableben des englischen Königs zu schmieden. Sicher würden Abdul Schuldgefühle plagen, weil er seinen Herrn enttäuscht hatte, doch sie kämpfte den Gedanken daran nieder. Würde Sebastian wütend über ihre Flucht sein oder erleichtert? Die Antwort auf die Frage kannte sie nicht, und sie redete sich ein, dass es sie auch nicht kümmerte.
    Entschlossen, ihren Willen durchzusetzen, legte sie Abdul die Hand auf den Arm. »Ich weiß, Ihr seid ein guter Muslim, Abdul, und daher weiß ich auch, dass Ihr mir das Recht einer gründlichen Reinigung vor dem Gebet nicht verwehren werdet.«
    In Abduls freundliches Gesicht malte sich ein zweifelnder Zug, doch Allah sei Dank, er seufzte ergeben. »Mein Herr hat recht, Ihr seid wahrlich eigensinnig. Nun gut, Herrin, geht in den Hammam. Ich werde vor dem Badehaus warten.«
    Zahirah hatte Mühe, sich ihre Erleichterung nicht anmerken zu lassen, und musste dem Drang widerstehen, zum Badehaus loszustürmen wie eine Stute, die man zu lange an die Kandare genommen hatte. Abdul blieb an ihrer Seite; erst als sie das quadratische Gebäude erreichten, in dem die Badebecken und Springbrunnen für die Frauen untergebracht waren, verhielt er seine Schritte.
    Endlich allein, hielt sie sich erst gar nicht damit auf, vorzugeben, sie wolle sich dem Baderitual widmen. Forschen Schrittes durchquerte sie die von Säulen gestützte, weitläufige Halle, in der etwa zwanzig Frauen verschiedenen Alters und Umfangs plaudernd und lachend in den dampfenden Becken zusammensaßen. Bei ihrer Hast wäre sie beinahe mit einem Dienstmädchen zusammengestoßen, das ein Tablett mit Salben und Bürsten trug, und eine faltige alte Matrone wies sie barsch zurecht, doch Zahirah schenkte ihrem Gezeter keine Beachtung und ging einfach weiter. Im hinteren Teil des Gebäudes entdeckte sie neben den Privaträumen und dem Abort einen Ausgang zu einer Gasse, den die Dienstboten nutzten, um den Müll hinauszubringen. Zahirah nutzte ihn für ihre Flucht. Sie drückte die schmale Tür auf, schlüpfte hinaus und ging zu der Ecke, an der die Hintergasse die breitere, belebte Straße kreuzte. Als sie um das Gebäude lugte, sah sie Abdul pflichtschuldigst auf ihre Rückkehr warten. Mit einem leisen Anflug von Reue mischte sie sich unter die Menge und ließ sich im Strom der Menschen unerkannt bis zur Moschee im Herzen der Stadt treiben.
    Sie bemerkte Halim erst, als er sie am Arm packte und aus der dichten Menge der Gläubigen zog.
    Abschätzig musterte er ihr neues, edles

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