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Das Herz des Ritters

Das Herz des Ritters

Titel: Das Herz des Ritters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian schreibt als Tina St. John
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keinerlei Scham zu kennen. Ihre hauchdünnen, fast durchscheinenden Seidenhosen und kurzen Oberteile enthüllten so viel Haut, dass kaum etwas der Fantasie überlassen blieb.
    Sie lachten über etwas, das eine von ihnen gesagt hatte, doch ihr Gelächter verstummte, sobald sie Sebastian gewahrten. Das Mädchen mit dem Tambourin erhob sich und schlenderte mit anmutiger Grazie herüber. Die Glöckchen an ihren Handgelenken und Knöcheln klirrten leise bei jedem Schritt. Sie postierte sich verführerisch im Eingang und schenkte Sebastian ein einladendes Lächeln, bei dem ein Goldzahn zum Vorschein kam, der in den flackernden Flammen der Fackeln schimmerte.
    »Willkommen, mein hübscher Lord«, sagte sie in gebrochenem Englisch, doch ihre glänzenden Augen verrieten deutlich, worauf sie aus war. Sie schlang ihre kunstvoll mit Henna bemalte Hand um die Zeltstange und ließ die Finger vielsagend daran herauf- und herunterwandern. »Wenn dir gefällt, Fahimah spielt für dich.«
    Sebastian warf der hübschen Frau einen flüchtigen Blick zu, ergriff Zahirahs Hand und ging wortlos, ohne seine Schritte zu verlangsamen, an den tuschelnden Tänzerinnen vorüber. Auf dem abgetretenen Pfad, der zu den weißen Offizierszelten führte, kam ihnen ein weizenblonder englischer Jüngling entgegen. Nein, ein Knabe, berichtigte sich Zahirah, als der Junge heraneilte, um sie zu grüßen. Er schien kaum der Kinderstube entwachsen, obwohl sein rotwangiges Gesicht der Haut eines Pfirsichs gleich mit einem zarten Flaum überzogen war.
    »Mylord Montborne«, sagte er und beugte den Kopf. »Hier entlang, bitte. Ich werde Euch zu Eurem Quartier führen.«
    Der Junge brachte sie zu einem Zelt und hob die Plane an, um sie eintreten zu lassen. Die Einrichtung war spärlich und bestand lediglich aus einer Bettstatt, einem Tisch und einem einzelnen Stuhl. Ein halbes Dutzend Teppiche bedeckte den Boden; ihre Rot-, Gold- und Grüntöne leuchteten warm im spärlichen Licht der Öllampe auf dem verschrammten Tisch. Von dem früheren Bewohner war keine Spur mehr zu sehen.
    »Ist es Euch recht, Mylord?«
    »Ja. Es ist mir mehr als recht«, antwortete Sebastian und warf dem Jüngling einen Blick über die Schulter zu. »Wer musste mir weichen, mein Junge?«
    »Sir Cabal, Mylord.«
    Sebastian hob eine schwarze Braue. »Blackheart? Je nun, womöglich war der König doch nicht so zufrieden mit meinen Diensten, wie er gesagt hat.«
    Über den Scherz schmunzelnd, schüttelte der Knabe den Kopf. »Sir Cabal hat heute Nachtwache, Mylord. Ehrlich gesagt, glaube ich, dass er sogar viel lieber unter freiem Himmel schläft als in der Enge eines Zeltes.«
    »Ich hingegen glaube nicht, dass er überhaupt jemals schläft«, sagte Sebastian und zwinkerte dem Jungen zu. »Wie lautet dein Name, Knappe?«
    Der Junge straffte die Schultern und drückte die schmale Brust heraus. »Joscelin d’Alban, Mylord.«
    Sebastian schüttelte ihm die Hand. »Erfreut, dich kennenzulernen, Joscelin d’Alban. Das ist Lady Zahirah. Kümmere dich bitte um sie, solange ich beim König weile.«
    »Natürlich, Mylord.« Er verbeugte sich vor Zahirah. »Mylady.«
    Die Höflichkeit des englischen Knaben brachte Zahirah zum Lächeln. Sie erkannte keinerlei Falschheit in seinem Gruß und auch keinen Hass für die Frau, die in diesem Lager ebenso eine Fremde war wie die Christen in Outremer. Sie ließ den Blick durch das Zelt schweifen und hörte mit halbem Ohr, wie Sebastian Joscelin anwies, Badewasser und Erfrischungen zu holen. Der Jüngling verließ das Zelt, um seine Aufgaben zu erledigen, gleich darauf spürte sie Sebastians Hände auf ihren Armen.
    »Wirst du eine Weile allein zurechtkommen?«
    Zahirah nickte und drehte sich zu ihm um. »Ja, natürlich.«
    Sein Mund verzog sich zu einem winzigen Lächeln, doch in seinen graugrünen Augen stand unausgesprochene Sorge. »Ich hätte dich dort draußen heute beinahe verloren.«
    »Und ich dich«, sagte sie. »Aber nun sind wir hier.« Sie legte ihre Hand an seine bartstoppelige Wange. »Dank Allahs Güte sind wir beide hier.«
    Sein Mund schweifte zu ihren Fingern, küsste sie, ehe er sie mit der Hand umschloss und an seine Brust drückte. Ihr Handgelenk schmerzte an der Stelle, an der Halim sie mit dem Stiefel auf das harte Pflaster der Straße gedrückt hatte, und sie zuckte unwillkürlich zusammen und versuchte, die Hand aus seinem Griff zu lösen. Er hielt sie fest und ließ den Blick über die Abschürfungen wandern, die ihre Haut

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