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Das Herz des Satyrs: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Das Herz des Satyrs: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Das Herz des Satyrs: Roman (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Amber
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vor Fragen. »Signor? Was haben Sie entdeckt?«
    »Scheint, als wäre etwas Schadensbegrenzung angebracht«, raunte Bastian Sevin zu und deutete mit einem kaum merklichen Kopfnicken auf Ilari und die anderen Zuschauer.
    Sevin nickte. »Dein Verhalten heute Abend hilft uns nicht gerade bei unseren Bemühungen, unseresgleichen vor der Entdeckung durch die Menschen zu bewahren«, bemerkte er.
    »Ich bitte um Entschuldigung. Es ist etwas schwierig, sich vorsichtig zu verhalten, wenn man gerade mit einer Erscheinung in Kontakt steht.«
    »Verstehe.«
    »Sollen wir?«
    Die nächsten Minuten verbrachten sie damit, die Arbeiterschaft mit einem Vergessenszauber zu belegen. Doch das an sich würde schon für Verdachtsmomente sorgen, denn später würden sich einige der Leute über die Zeit, die sie heute Abend hier verloren hatten, wundern. Während sich die Menge zerstreute, rief Bastian seinem leicht verwirrten Vormann zu: »Wir graben hier. Ab morgen.«
    »Was ist denn hier?«, rief Ilari ihm überrascht nach.
    Hinter ihm, auf dem Aussichtspunkt über dem Forum, begegnete Bastians Blick dem einer Frau. Einer Frau, die nunmehr seit drei Monaten seine Gespielin war: Michaela. Er wusste, dass ihre Augen violett waren, aber nur, weil sie es ihm gesagt hatte. Er wusste, dass ihr Haar einen glänzend blau-schwarzen Ton hatte und dass ihre Lippen ungewöhnlich rot waren, aber nur, weil andere ihm das erzählt hatten.
    Sein Verlangen, sich zwischen die Schenkel einer Frau zu versenken, war innerhalb der letzten fünfzehn Minuten exponentiell gewachsen. Die Farbe, die er an dem kleinen Mädchen gesehen hatte, hatte dieselbe Wirkung auf ihn wie schon am Morgen. Irgendwie hingen diese Vorfälle zusammen, doch über die kommenden Stunden hinweg würde sein Verstand nicht in der Lage sein, dieses Rätsel zu lösen. Denn diese Nacht war etwas Besonderes für alle seiner Art.
    Die Abenddämmerung war gerade hereingebrochen. Während der Mond langsam über ihnen aufstieg, würde seine sinnliche Begierde dramatisch ansteigen. Wie auch seine Brüder würde er sich körperlich verändern und die ganze folgende Nacht lang mit sinnlichen Freuden verbringen. Wieder und wieder würde er sich in Michaelas willigem Leib versenken und erst mit dem Anbrechen des Morgens zur Ruhe kommen. Doch anders als seine Brüder würde er gefährlich nahe an der Grenze wandeln, die Mensch und Bestie voneinander trennte.
    Glücklicherweise war Michaela eine Begleiterin und damit bei derartigen Anlässen eine passende Partnerin für ihn. Sein wollüstiges Verlangen und seine Eigenheiten in dieser Nacht würden sie nicht verletzen. Und sie akzeptierte die Tatsache, dass er sie nicht lieben konnte. Zielstrebig wandte er sich in ihre Richtung.
    »Warten Sie!«, drängte Ilari wieder. »Morgen – wonach werden wir graben?«
    »Nach dem Haus der Vestalinnen«, rief Bastian, während er über das Gelände schritt.
    »Verdammnis, wohin willst du denn jetzt?«, rief Sevin und schloss zu ihm auf.
    »Vollmond, Bruder«, erklärte Bastian und legte seinem Bruder den Arm um die Schultern. »Es ist Zeit, dem Ruf zu folgen, wie du mich doch immer wieder so gerne erinnerst. Und ich sehe Michaela dort oben. Also lass uns gehen.«
    Während sie das Forum verließen, brach hinter ihnen hektische Betriebsamkeit aus. Ilari rief den Arbeitern Befehle zu; Vermesser entrollten im Licht der Laternen aufgeregt ihre Geländekarten. Sie alle machten Pläne, diskutierten, wie sie die Arbeit, die vor ihnen lag, angehen wollten. Sie würden bis weit in die Nacht hinein arbeiten.
    Bei Tagesanbruch würde Ilari mit der Neuigkeit, dass Bastian eine neue Entdeckung erwartete, zu Minister Tuchi laufen – dem Mann, der Ilari als Spion hier untergebracht hatte und dem er insgeheim Bericht erstattete. Der Minister seinerseits würde die Berichte im gesamten Parlament verbreiten.
    All das nur auf der Grundlage von Bastians Wort. Und das mit gutem Grund. Er hatte sich bisher noch nie geirrt. Nicht ein Mal in den sieben Jahren, seit er die Leitung der Ausgrabungen auf dem Forum Romanum innehatte.

    Silvia verwandelte sich von einem sechsjährigen Mädchen zurück in ihre erwachsene Geistform. Wieder unsichtbar, ließ sie sich auf einer niedrigen Mauer nieder und beobachtete, wie die beiden Brüder gingen. Pontifex hielt Herrn Bastian Satyr für einen brillanten und demzufolge gefährlichen Mann. Eine Bedrohung. Doch gleichzeitig war er auch der Mann, der sie zu einigen der verlorenen Feuersteine

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