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Das Herz des Satyrs: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Das Herz des Satyrs: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Das Herz des Satyrs: Roman (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Amber
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Gedanken rasten. Wie es schien, hatte Michaela für den Augenblick alles enthüllt, was sie wollte. Doch wenn sich der fehlende Stein in diesem Gebäude befand, dann hatte Michaela ihn wahrscheinlich in ihrem persönlichen Quartier versteckt, und Silvia wollte unbedingt danach suchen.
    Auf der Mauer, die den Teich umgab, lagen frische, ordentlich gefaltete Handtücher für sie bereit. Silvia lächelte angesichts der umsichtigen Geste. Bastian. Allerdings erstreckte sich seine Zuvorkommenheit nicht auf Kleidung. Michaelas Kleid und Unterwäsche der letzten Nacht waren durchweicht und zerrissen, und sie wollte nichts davon anziehen. Also wickelte sie sich stattdessen das große Handtuch um den Körper und machte sich, mit einem wehmütigen letzten Blick zur Grotte, auf den Weg zurück.
    Die Nebelnymphen standen noch immer Wache vor den Toren, und als sie diese wortlos für sie öffneten, verließ Silvia das Paradies. Verstohlen schlich sie durch den stillen Salon und fühlte sich dabei wie ein Dieb – der sie ja auch war. Sie kam an anderen Frauen vorbei, die genau wie sie herumliefen, jede mit zerzaustem Haar und spärlicher oder unordentlicher Kleidung, und jede mit den Spuren ihres Liebhabers der letzten Nacht auf der Haut. Die Frauen tauschten Blicke aus, lächelten einander wissend zu und würdigten so die lustvolle vergangene Nacht.
    Von früheren Besuchen hier wusste Silvia, dass sich Michaelas Unterkunft – ihr »besserer Wandschrank«, wie sie liebevoll gesagt hatte – im zweiten Stock befand. Als sie dort ankam, trat sie ein und sah sich bestürzt im Zimmer um. Sie hatte ganz vergessen, wie unordentlich Kayla war. Petticoats, Kleider, Korsetts, Handschuhe, Bänder, Fächer, Hüte, Schnüre – alles war über das Bett verstreut, über die Stühle geworfen oder hing achtlos aus Schubladen im Kleiderschrank heraus. Michaela weigerte sich immer noch, ihr die geringste Trauer zu erlauben, und blockierte alle Gedanken an den Tod, so dass der Anblick ihrer Sachen nicht schmerzhaft für Silvia war. Allerdings würde sie hier drin niemals irgendetwas finden, bevor sie hier aufgeräumt hatte.
    Sie hatte gerade ein Kleid für den Tag aus dem Schrank gezogen, als sie hörte, wie sich die Tür vom Flur aus öffnete. Bastian! Bei seinem Anblick hüpfte ihr Herz vor Freude, obwohl sie nur ein paar Stunden getrennt gewesen waren. Ohne eine Einladung abzuwarten, trat er zu ihr in den kleinen Raum, und sie drehte sich zu ihm um und hielt dabei Michaelas Kleid vor ihren Körper, so als sei sie eine Art große Puppe. Er trug frische Kleidung: schwarze Hose und Stiefel, cremefarbenes Hemd und schwarzes Jackett – die typische Tageskleidung für einen Gentleman. Ein flüchtiger Blick enthüllte keine Beule, die einen Opal in einer seiner Taschen verraten könnte.
    Allerdings konnte sie nicht umhin, eine recht eindrucksvolle Beule anderer Art in seiner Hose zu entdecken. Wollüstige Erinnerungen an die Nacht, die sie miteinander verbracht hatten, schossen ihr abrupt durch den Kopf und ließen sie erröten. Würde er sie daran erinnern? Nein, für ihn war letzte Nacht nur ein weiterer Vollmond gewesen. Aber für sie war klar, dass sie diese gestohlene Zeit für immer in Ehren halten würde.
    Bastian schloss die Tür hinter sich, lehnte sich dagegen und ließ den Blick durch das Zimmer schweifen. »Ich dachte, du würdest heute ausschlafen«, sagte er einen Moment später.
    »Ich dachte, du wärst bei den Ausgrabungen«, sagte sie gleichzeitig.
    Er stieß sich von der Tür ab und kam näher. Er musterte ihr Gesicht und schaute dann auf das Kleid, das sie wie einen Schild vor sich hielt. »Rico ist verschwunden. Er hat nur seinen Hund und eine mysteriöse Notiz in meinem Arbeitszimmer hinterlassen. Ich habe den Morgen bei der polizia und anderen Kontaktpersonen verbracht und Leute ausgeschickt, die nach ihm suchen sollen.«
    Silvia schluckte, von Schuldgefühl übermannt. Sie hatte gewusst, dass er sich Sorgen machen würde, aber es gab nichts, was sie ihm erzählen konnte, ohne sich selbst dabei zu verraten. »Man sollte meinen, du wärst froh, ihn nicht ständig vor deinen Füßen zu haben.«
    »Wie es sich so trifft, habe ich mich an ihn gewöhnt.« Er streckte die Hand aus und fuhr mit dem Finger über die grazile Schnürung am Kragen des Kleides, das sie vor sich hinhielt. »Das ist ein schönes Kleid.«
    Sie nickte, plötzlich schüchtern. »Ja.«
    Er lächelte ihr zu, wieder ganz der Gentleman. Plötzlich erschienen

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