Das Herz des Satyrs: Roman (Knaur TB) (German Edition)
nicht so – wünschte sich stattdessen, dass er sie körperlich verändert hätte, eine Erinnerung an diese wundersame Nacht. Denn die Stunden dieser Nacht waren kostbar, und sie würde sie niemals je vergessen, ganz gleich wie viele Jahrhunderte sie noch leben würde. Eine Nacht reiner körperlicher Ekstase. Die Nacht, die sie mit ihrem ersten männlichen Liebhaber verbracht hatte. Mit dem Mann, den sie liebte.
Und bei diesem Gedanken wand ihr Körper sich auf dem moosigen Untergrund, gefangen in der Erwartung eines weiteren Orgasmus. Ihre dunklen Wimpern senkten sich, und sie keuchte auf für ihn, ließ ihn in ihrem Nektar baden. Voll Leidenschaft.
Scena Antica V
384 n. Chr.
Haus der Vestalinnen in Rom, Italien
Silvia legte die Flöte in ihren Schoß, während die letzten lieblichen Noten in der sanften Abendbrise verklangen. »Es ist nicht gerecht, dass du heute Nacht das Feuer hüten musst«, sagte sie, als sie und Michaela im Tempel der Vesta beisammensaßen. »Nicht an deinem achtzehnten Geburtstag.«
»Ich hüte das Feuer ja gar nicht. Bisher hast du heute Nacht alle Arbeit gemacht.«
»Mein kleines Geschenk an dich, weil du eigentlich gar nicht hier sein solltest. Stattdessen solltest du feiern.«
Michaela warf ihr einen undeutbaren Blick zu und sagte: »Ich habe gefeiert.«
»Wie denn? Ich dachte, du hast den Tag im Atriumhaus verbracht.« Silvia sah, dass die Flamme auf Vestas Herd schwand, und legte ihre Flöte beiseite, um sie wieder anzufachen.
»Nicht den ganzen Tag«, antwortete Michaela. »Ich war auf dem Marktplatz, erinnerst du dich?«
»Das nennst du feiern?« Silvia hob den Saum ihres Gewandes und ging die drei Marmorstufen hinauf, die zu dem hohen Podest in der Mitte des Tempels führten. Sie beugte sich zu der flachen goldenen Schale vor, die darauf ruhte, und fühlte, wie die Wärme ihre Wangen erglühen ließ.
»Du kennst doch diesen Jungen auf dem Marktplatz, den mit den dunklen Augen?«
»Welchen?«, fragte Silvia. Sie formte die Hände zu einer Schale und blies zwischen den Handflächen hindurch auf die Mitte des Herds. Und obwohl es weder Kohlen noch Holz oder Öl in der Schale gab, um die Flamme zu nähren, flackerte diese wieder hoch und stark empor, einfach nur kraft ihrer Magie.
»Der älteste Sohn des Gewürzhändlers; der, der mich immer beobachtet«, erklärte Michaela.
Ein leichtes Lächeln spielte um Silvias Lippen, als sie zu ihrem Sitz zurückkehrte. »Sie beobachten dich alle. Du bist schön – wie könnten sie dich nicht ansehen?«
»Nun, dieser Junge hat es heute Morgen mit mir getan. Hinter dem Stand seines Vaters auf dem Marktplatz. Im Stehen, gegen einen Pfosten gelehnt.«
Silvia schnappte nach Luft, und alles andere war augenblicklich vergessen. »Nein!«
Michaelas Augen blitzten. »Ja.«
Silvia musterte ihre Freundin von oben bis unten und suchte nach äußerlichen Zeichen, dass sie verletzt worden war. Doch sie sah nicht anders aus als sonst. »Wie konntest du nur? Das Wohlergehen Roms hängt davon ab, dass wir keusch bleiben.«
Im Licht des Feuers glitzerten Michaelas violette Augen wie Juwelen. »Glaubst du das wirklich?«
»Aber ja«, beharrte Silvia. Dann, leiser: »Du nicht?«
»Manchmal«, antwortete Michaela. »Aber, oh, Silvia, du hättest sehen sollen, wie sehr er mich wollte. Soll ich dir erzählen, was geschehen ist?«
Silvia hob eine Augenbraue. »Könnte ich dich denn davon abhalten, selbst wenn ich wollte?«
»Nein.« Mit einem Grinsen legte Michaela sich auf den Rücken und bettete ihren Kopf in Silvias Schoß. »Nun, es begann so aufregend, wie es nur sein kann. Er hielt mich fest und drückte mich gegen den Pfosten.« Sie überkreuzte ihre Handgelenke, um es Silvia vorzuführen, und hob sie über den Kopf. »Dann hat er meine Röcke gehoben und sein Knie zwischen meine gedrückt. Und dann hat er sich in mich geschoben, Via. Ganz tief hinein.«
»Hat es …«
»Ja, es hat weh getan. Es war kein Vergnügen für mich dabei. Aber er hat mir versichert, dass es mit mehr Übung besser wird. Und in ein paar Tagen werden wir es noch einmal versuchen, wenn ich das nächste Mal zum Marktplatz gehe.«
»Kayla, nein. Pontifex oder Vestalis werden es herausfinden.«
»Das werden sie nicht«, sagte Michaela. »Denn ich werde bald von hier verschwunden sein. So wie du.«
»Was?« Mit großen Augen schüttelte Silvia den Kopf. »Nein, wir haben Gelübde abgelegt.«
Michaela setzte sich auf und packte sie am Arm. »Willst du denn ohne
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