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Das Herz des Südens

Das Herz des Südens

Titel: Das Herz des Südens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gretchen Craig
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am Klavier.
    Josie bewunderte Abigail, die mit kerzengeradem Rücken auf der Klavierbank saß. Monsieur Pierre schimpfte ständig mit ihr wegen ihrer schlechten Haltung. Aber es war leider so: Am Klavier saß die Niederlage immer gleich neben ihr. Sie konnte einfach die Kluft zwischen ihren Gefühlen und ihren Fingern nicht überbrücken. Und jetzt sah sie Abigail, diesen Traum aus blauem Satin und goldenen Locken, wie sie das Zimmer scheinbar mühelos mit ihrer Musik anfüllte.
    Bertrand drehte sich ein wenig, sodass Josie sein Gesicht sehen konnte, und sofort vergaß sie alle Gedanken an ihre mangelnde Musikalität. Seine Stimme war die pure Verführung, und mit einem verwegenen Lächeln auf den Lippen sang er – nur für sie. Als sie seinem Blick begegnete, brauchte sie ihren Fächer.
    Albany ging hinüber und stellte sich hinter seine Schwester, als wollte er ihr beim Spielen über die Schulter blicken, aber Josie sah sofort, wie er instinktiv versuchte, sie zu beschützen. Ob dieser Schutz nur seiner Schwester galt oder auch ihr, war ihr nicht ganz klar. Auf jeden Fall stand er so, dass sie Bertrand kaum noch sehen konnte, und Bertrand lächelte angesichts dieses plötzlichen Eingreifens nur noch mehr.
    Abigail beendete das Stück und schlug den Klavierdeckel zu. Dann entschuldigte sie sich, ohne Josie oder Bertrand noch eines Blickes zu würdigen, und verließ sehr plötzlich das Zimmer.
    Am vierten Tag ihres Besuchs bei den Johnstons zog Josie nachdenklich eine lange braune Locke durch ihre Finger. Honigbraun. Sie dachte darüber nach, dass ihre Nase heute immer noch so sommersprossig war, wie sie vor einem Monat gewesen war, ihre Lippen immer noch so voll, ihre Augenbrauen immer noch so buschig. Und trotzdem schienen sowohl Bertrand als auch Albany sie sehr anziehend zu finden. Wie viele schöne Frauen Bertrand wohl in Paris gesehen hatte?
    Für diesen Tag hatte Albany ein gemeinsames Picknick geplant. Unmittelbar nach dem Frühstück war er mit den Sklaven losgeritten, um den Platz zu begutachten, und hatte festgestellt, dass sie Decken brauchen würden, weil der Boden noch sehr feucht war. Außerdem wurden Stühle und ein Tisch für den Schinken, die Muffins und die Krüge mit Limonade benötigt. Josie hoffte, er würde auch an die Kinder denken, die die Sonnenschirme halten mussten. Sie legte keinen Wert darauf, noch mehr Sommersprossen zu bekommen.
    Beim Morgenkaffee versprach Bertrand Abigail, ihr die Stelle zu zeigen, wo er in einem Gebüsch mit Geißblatt einige Kolibris entdeckt hatte. Josie hatte den Ausbruch von Eifersucht am vorangegangenen Abend sehr wohl bemerkt, und nun beobachtetete sie über den Rand ihrer Tasse hinweg, wie Abigail Bertrands Charme wieder erlag. Wie klug von ihm, zu bemerken, dass Abigails Gefühle verletzt sind und Linderung brauchen, dachte sie. Wenn er nur wollte, konnte er ein echter Gentleman sein.
    Am Vormittag zogen Abigail und Josie ihre Reitkostüme an und gingen plaudernd hinunter zu den Ställen, wo Albany auf sie wartete. Bertrand würde später zu ihnen stoßen, wenn er mit Mr Johnston den Besitz nördlich der Johnston-Plantage besichtigt hätte.
    Auf Albanys eindringliche Bitte hin ritt Josie an diesem Tag eine lammfromme alte Stute. Das Tier war halb blind und ließ sich zu nichts anderem bewegen als zu einem gemäßigten Schritttempo. So öffnete Josie ihren schwarzen Regenschirm mit den Rüschen und versuchte sich zu erinnern, was ihre Mutter ihr seinerzeit über das Bleichen von Sommersprossen beigebracht hatte. Damals hatte sie sich nicht sonderlich dafür interessiert.
    Albany führte sie und Abigail über die östlichen Felder zu dem Picknickplatz, der in einem alten Obstgarten lag. Hier gab es nur noch ein paar knorrige Pfirsichbäume, die fast nicht mehr trugen, aber Charles hatte ihnen unter einer bemoosten Eiche einen wunderbaren Platz hergerichtet. Weißes Leinen lag auf einem großen Klapptisch, die stoffbespannten Stühle waren mit Kissen ausgestattet, und schwere blaue Decken lagen auf dem Boden. Und tatsächlich waren sogar zwei Sklavenkinder mit der Aufgabe betraut worden, den Damen Schatten zu spenden.
    Albany half Josie und seiner Schwester beim Absteigen. Es war windstill und warm, und man hörte nur das Summen der Bienen. Charles brachte ihnen Limonade in kristallenen Gläsern, und Josie lehnte sich zurück, um den Augenblick zu genießen.
    Gerade hatte Albany ihr einen Teller mit Schinken und frischen Pfirsichen gereicht, als seine

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