Das Herz des Werwolfs (German Edition)
war er wohl mehr Mann als Prinz, denn jetzt, da der Feiynd nahe genug war, um zuzuschlagen, galten seine Gedanken nicht seiner Familie oder Elden, sondern seiner Geliebten. Leb wohl, süße Reda, dachte er und war froh, dass er wenigstens sie in Sicherheit wusste.
Doch als das Monster sich mit glitzernden Augen und weit aufgerissenem Maul über ihm aufbäumte, hörte er das Donnern von Hufen und ihre Stimme, die schrie: „Nein!“
Ein Pfeil sauste durch die Luft und vergrub sich in der Achselhöhle des Feiynd. Der Drache kreischte und wich zur Seite aus, fort von Dayn. Gleichzeitig verfluchte dieser Reda und dankte ihr von Herzen, er wollte …
Der Schwanz des Feiynd holte aus, zischte durch die Luft und schlug mit voller Wucht auf Dayns verwundeten Körper herab.
Dunkelheit.
„Nein!“ Reda stand in den Steigbügeln und schoss einen weiteren Pfeil auf den Drachen, der sich wieder aufrichtete. „Mach, dass du von ihm weg kommst, du Bastard!“ Unter ihr blieb MacEvoy ruhig und galoppierte sich die Seele aus dem Leib, obwohl seine Ohren flach am Schädel anlagen und sein Körper vor Angst zitterte.
Der Pfeil prallte ab, aber der Drache war abgelenkt. Das Monster wirbelte den Kopf herum und zischte, als es sie entdeckte. Es war immer noch zu nah bei Dayn. Sie konnte sich nicht um ihn kümmern, solange das Monster quasi über ihm stand. Schlimmer noch, als sie sich dem Schlachtplatz näherte, stellte sie zu ihrem Schrecken fest, dass Dayn reglos und schlaff dalag. Seine Kleider waren blutgetränkt und seine Wunden sahen gefährlich aus. Er war viel schlimmer zugerichtet als nach dem Kampf mit Kenar.
„Nein“, flüsterte sie.
In dem kurzen Augenblick zwischen einem Galoppsprung und dem nächsten blitzte das Bild von Benz vor ihr auf, wie er hinter dem Tresen stand. Der Schütze hatte sich umgedreht, um eine Waffe auf sie zu richten, und ihr fiel der Plan ein, den sie damals gefasst, aber nie durchgeführt hatte: ablenken und dann angreifen.
Eine Ablenkung!
Reda hielt nicht an, um nachzudenken oder zu planen, dazu blieb keine Zeit, es hatte keinen Zweck. Sie löste sich einfach aus den Steigbügeln, beugte sich dicht an MacEvoys Hals und sagte: „Wenn ich abspringe, machst du, dass du wegkommst.“
Sie wusste nicht, ob der Braune sie verstand oder nicht, aber als sie an Dayns Körper vorbeirasten und der riesige, glänzend schwarze Drache sich auf das konzentrierte, was er wahrscheinlich für Essen auf Hufen hielt, schrie sie: „Lauf!“, und sprang aus dem Sattel.
Der Boden war hart, der Aufprall schmerzhaft. Sie rollte sich ab, aber als sie zum Liegen kam, klingelte es in ihren Ohren, und ihr rechtes Handgelenk schmerzte, als wäre es verstaucht oder Schlimmeres.
Sie hatte keine Zeit, sich darüber Sorgen zu machen. Als sie auf die Füße sprang, sah sie, dass MacEvoy seine Aufgabe, freiwillig oder nicht, erfüllt hatte. Der Drache war abgelenkt. Aber das Monstrum folgte dem Pferd nur wenige Schritte, ehe es stehen blieb, sich wieder umdrehte und neu orientierte.
Reda fiel neben Dayn auf die Knie. Sie starrte entsetzt auf seine klaffenden Wunden, die sie durch das zerrissene Hemd sehen konnte, und das Blut, das ihm aus den Mundwinkeln tropfte. Er atmete flach, und seine Augen waren nach hinten verdreht. Ein Schluchzen stieg in ihrer Brust auf, aber dafür hatte sie jetzt keine Zeit. Sie schüttelte ihn sanft, hoffte auf ein Stöhnen, aber nichts geschah. „Dayn, wach auf. Wir müssen hier weg!“
Sie konnte ihn nicht tragen, und MacEvoy war schon lange verschwunden. Und dann fing auch noch der Bodenunter ihnen an zu beben, als der große schwarze Drache wieder auf sie zukam. Hass und Hunger brannten in seinen winzigen roten Augen.
Sie stellte sich hinter Dayn und versuchte ihn zu ziehen, aber er war viel zu schwer. Außerdem tat sie ihm wahrscheinlich weh damit, verschlimmerte seine Verletzungen noch, aber was blieb ihr für eine Wahl? „Dayn, bitte, wach auf !“
Alle Logik der Welt riet ihr, ihn liegen zu lassen und wegzurennen, weil das Monster ihn wollte und nicht sie. Aber die Logik kam gegen ihre Gefühle für ihn nicht an, also blieb sie, wo sie war, und versuchte verzweifelt, ihn zu wecken. Sein Kopf fiel zur Seite und sein Mund öffnete sich ein Stück, bis seine voll ausgefahrenen Fangzähne zu sehen waren.
Der Anblick weckte in ihr ein plötzliches Begehren und Verstehen. Sie ließ sich nicht darüber nachdenken, ließ sich nicht zögern. Sie öffnete seinen Mund, legte ihr
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