Das Herz des Yoga: Körper, Geist, Gefühle - Die drei Säulen der Transformation
Gesundheitszustand und ein verkürztes Leben. So hat eine breit angelegte Studie mit 12 986 Männern und Frauen mittleren Alters ergeben, dass zum Beispiel diejenigen, die zu starker Wut neigten, trotz eines normalen Blutdrucks anfälliger für Herzkranzgefäßleiden oder Herzinfarkte waren. Tatsache ist: Das Risiko der zornigsten Leute, an einem Herzkranzgefäßleiden zu erkranken, war im Vergleich zu den am wenigsten zornigen Menschen doppelt so hoch, und das Risiko, einen Herzinfarkt zu bekommen, war dreimal so hoch.
Solange Groll und Verbitterung in uns schwären und kochen, sitzen wir in einem selbst auferlegten Gefängnis fest, ja es scheint die Hölle zu sein. Ich habe selbst Zeit in diesem Gefängnis verbracht. Es war, als hätte ich ein glühendes Kohlenstück verspeist, und dies brannte in meinem Magen – aber ich weigerte mich, es auszuspucken, also brannte es immer weiter. Um mich aus dieser Gefängnishölle zu befreien, hatte ich keine andere Wahl als die, zu vergeben.
Es muss klar sein, dass Vergeben nicht bedeutet, die Realität nicht zur Kenntnis zu nehmen, etwas zu entschuldigen oder zu vergessen. Es bedeutet auch nicht, dass wir unsere Wut und unseren Zorn sublimieren oder unterdrücken. Wenn der Zorn frisch ist, sollte er zum Ausdruck gebracht werden – auf angemessene Weise. Manchmal, vor allem in traumatischen Fällen, kann eine Therapie von unschätzbarem Wert sein. Doch wenn der Zorn dann einmal eingestanden, zum Ausdruck gebracht und verarbeitet worden ist, beginnen wir den Vergebungsprozess.
Was bedeutet Vergebung nicht?
Vergebung heißt nicht, dass wir vergessen. Wenn Sie einen Pfad entlangwandern und von einer Schlange gebissen werden, sollten Sie der Schlange vergeben; die Klugheit gebietet aber, dass Sie nicht vergessen, wo die Schlange lebt, und von nun an einen anderen Pfad wählen.
Vergebung bedeutet nicht, dass wir so tun, als wäre kein Unrecht begangen worden.
Vergebung bedeutet nicht, dass wir keine Grenzen ziehen. Es ist schwierig, über Liebe und Grenzen zu sprechen, als ob beide nichts miteinander zu tun hätten. Denn Grenzen sind ein intelligenter Ausdruck von Liebe. Viele glauben fälschlicherweise, Liebe oder wahre Freundschaft kenne keine Grenzen. Doch meiner Erfahrung nach müssen wir bereit sein, als Ausdruck von Liebe zuweilen auch Nein zu sagen. So wie bei einem Kleinkind: Wenn ein zweijähriges Kind ein scharfes Messer oder Zündhölzer in die Hand nimmt, müssen wir Nein sagen und ihm die gefährlichen Gegenstände wegnehmen. Wenn wir es damit spielen lassen, ist das kein liebevolles Verhalten, sondern Vernachlässigung. Nicht anders bei einem Erwachsenen; wenn er Ihnen Schaden zufügt, müssen Sie bereit sein, Nein zu sagen, und ihn sogar gelegentlich aus Ihrem Alltagsleben verbannen. Ihr Kreis der Liebe muss auch Sie selbst einschließen, und Sie dürfen nicht zulassen, dass andere Sie schlecht behandeln. Das können Sie bewerkstelligen, indem Sie nötigenfalls freundlich, aber bestimmt deutliche Worte sprechen. Das heißt nicht, dass Sie Wut mit Wut beantworten sollen; es bedeutet, die Wahrheit mit der Freundlichkeit und Stärke zum Ausdruck zu bringen, die Sie für angemessen halten. Aber noch einmal: Manchmal ist es klug, weise und liebevoll, wenn wir die Gesellschaft von jemandem ganz meiden und ihn aus unserem alltäglichen Leben ausschließen.
Und am wichtigsten: Vergebung bedeutet nicht, dass wir die schädliche oder verletzende Handlung eines Menschen entschuldigen oder billigen. Meiner Meinung nach ist der Glaube, zu vergeben bedeute, wir würden das schädliche oder verletzende Verhalten entschuldigen, der Grund dafür, dass so viele Menschen nicht vergeben wollen. So viele von uns könnten Geschichten einer unglaublichen Tragödie erzählen – von Unrecht, das uns oder unseren Lieben angetan worden ist, Unrecht, das wir nie billigen oder entschuldigen werden und auch nicht sollten.
Aber zwischen Vergeben und Entschuldigen besteht ein gewaltiger Unterschied. Ein Freund von mir sprach von seinen persönlichen inneren Kämpfen, um seinem Vater, der ihn missbraucht hatte, zu vergeben: »Wenn ich an meinen Vater denke und an den Missbrauch, den er begangen hat, dann lehne ich sein schändliches Benehmen und das Leiden, das er verursacht hat, vehement und aus ganzer Seele ab. Und wäre ich alt genug gewesen, um zu wissen, dass sein Handeln nicht meine Schuld war, hätte ich versucht, ihn aufzuhalten. Jetzt bemühe ich mich darum, in meinem Leben und
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