Das Herz des Yoga: Körper, Geist, Gefühle - Die drei Säulen der Transformation
durch seine Handlungen abstößt, dann ist er vielleicht als Beispiel da, um uns zu lehren, was wir nicht tun sollen. Ohne diese Menschen würden wir nie etwas über Wut, Gereiztheit, Geduld, Mitgefühl und Vergebung lernen. Wenn sich jemand uns gegenüber zum Beispiel rüpelhaft benimmt, können wir leicht auf der Stelle alles vergessen, was wir jemals auf unserem spirituellen Weg gelernt haben. Zentriert zu bleiben kann eine wahre Herausforderung sein. Ich habe eine effektive Methode entdeckt, zentriert zu bleiben, nämlich die, die Betreffenden so zu betrachten, als seien sie physiologisch behindert. Wenn sie physisch behindert wären, würden wir sie mit Mitgefühl behandeln; nicht anders ist es, wenn sie physiologisch behindert sind. Wir müssen großes Mitgefühl mit ihnen haben und hoffen, dass die Praxis sie von ihrer Behinderung heilt. Der kritische, verurteilende Geist macht dem vergebenden Herzen Platz.
Haben Sie große Geduld und setzen Sie Grenzen – errichten Sie keine elektrischen Zäune, aber setzen Sie freundlich feste Grenzen. Abgesehen davon sollten wir versuchen, als enge Freunde und Vertraute Menschen zu wählen, die freundlich und rücksichtsvoll, ethisch gesinnt und verlässlich sind, denn sie haben den direktesten Einfluss auf uns und wir auf sie.
ÜBUNGEN
Unsere eigenen Probleme mit Wut und Zorn heilen
1. Ziehen Sie in Betracht, das Koffein von Ihrer Getränkeliste zu streichen. Es bringt uns dazu, automatisch zu reagieren statt bewusst und überlegt zu handeln. Wenn Sie sich nicht sicher sind, ob es Ihr Verhalten verändert, wenn Sie das Koffein weglassen, dann fragen Sie eine Ihnen nahestehende Person; sie wird es Ihnen sagen.
2. Wenn Sie das Gefühl haben, von Natur aus konkurrenzbetont oder aggressiv zu sein, dann empfehle ich Ihnen, einen Yoga-Unterricht zu meiden, bei dem das Gewicht auf dem »Erreichen und Halten« von Körperstellungen liegt. Suchen Sie sich vielmehr einen Unterricht, bei dem keine Konkurrenz herrscht und der mehr auf das Heilen ausgerichtet ist. Geben Sie Ihre Sucht nach »Macht« auf und wenden Sie sich dem Atmen und der Harmonisierung zu. Sie werden eine neue Art von Macht entdecken, die Sie überraschen wird.
3. Denken Sie daran, zu Beginn Ihrer täglichen Praxis Ihre Absicht festzusetzen. Eine Absicht ist eine Zielsetzung; definieren Sie sie für sich. Das ist leicht und hat außerordentlich positive Folgen. Wenn Sie zu Ihren Kindern liebevoller sein wollen, was könnten Sie sich da zu Beginn der Praxis sagen? Vielleicht so etwas wie: »Ich atme für meine Kinder. Ich erwecke die Liebe in mir.« Bewahren Sie beim Praktizieren Ihre Absicht im Herzen und atmen Sie in Ihr Herz, so dass Ihr höchstes Ideal Ihren Körper mit jedem Atemzug durchdringt. Atmen Sie tief, aber nicht hart. Kinnlade und Zunge sollten entspannt bleiben.
4. Die machtvollste Methode, Ihren Körper von Intoleranz und Wut zu befreien, besteht darin, Vergebung zu praktizieren. Das könnte Ihr Wurzelproblem sein. (Siehe den Abschnitt über Vergebung, Seite 112ff.)
Überreagieren
Eine der häufigsten und zerstörerischsten Verhaltensweisen ist das Überreagieren, und das ironischerweise vor allem bei unseren Lieben. Hier ist ein Beispiel:
Sarah und John
Sarah tut etwas Nettes für ihren Mann John, aber der empfindet dies als Kränkung. Ohne dass Sarah es weiß, sind Johns Gefühle verletzt, und er weist in scharfem Ton auf die kränkende Geste hin. Sarah versteht nicht, warum John ihr gegenüber plötzlich einen so scharfen Ton anschlägt, fühlt sich verletzt und verteidigt sich, indem sie zum Gegenangriff übergeht. Nun gibt es einen Streit, und weder John noch Sarah verstehen, was hier eigentlich vor sich geht, außer dass beide das Gefühl haben, zu Unrecht angegriffen zu werden. Nach einem hitzigen Wortwechsel werden in einem ruhigeren Gespräch die Dinge geklärt, und nach ein paar Tagen geht alles wieder seinen normalen Gang. Klingt das vertraut?
ÜBUNG
Wenn Sie von einem Menschen, an dem Ihnen viel liegt, anscheinend gekränkt werden, dann halten Sie inne.
Denken Sie: Ich weiß, dass ich möglicherweise das, was gerade passiert ist, falsch interpretiere. Glaube ich wirklich, dass er mich plötzlich nicht mehr liebt? Nein. Ich weiß, er liebt mich und will mich nicht kränken.
Als Nächstes: Sagen Sie so ruhig wie möglich zu Ihrem Partner so etwas wie: »Ich glaube, ich verstehe das, was du sagst, falsch. Könntest du es noch einmal auf andere Weise sagen?«
Wenn Sie dann
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