Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Herz einer Löwin: Roman (German Edition)

Das Herz einer Löwin: Roman (German Edition)

Titel: Das Herz einer Löwin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Scholes
Vom Netzwerk:
gemischt mit Vorsicht, stieg in ihr auf. Nach all diesen Jahren war sie beinahe angekommen. Und dann endlich sah sie es: ein kleines Gebäude mit einer Fassade, von der der weiße Putz abblätterte. Es hob sich deutlich von der grauen Erde mit den gelben Grasflecken ab.
    »Es ist gut, dass wir da sind«, sagte Mosi. Er zeigte auf die Instrumentenkonsole. »Der Motor wird heiß.«
    Emma beugte sich vor und blickte auf die Temperaturanzeige. Die Nadel war fast schon im roten Bereich. Mosi klopfte mit dem Finger gegen die runde Glasscheibe, aber die Nadel bewegte sich nicht.
    Staub umhüllte den Land Cruiser, als sie stehen blieben. Emma wartete einen Moment, dann stieg sie aus. Ihre grüne Schultertasche aus Leder hatte sie umgehängt. Als sie zu Boden sprang, wirbelte feiner, grauer Sand unter ihren Füßen auf. Sie spürte, wie sich der Staub auf den dünnen Film aus Schweiß und Sonnencreme legte. Rasch bückte sie sich, um ihr Aussehen im Seitenspiegel zu überprüfen. In dem staubbedeckten Glas hoben sich ihre dunklen Haare und Augen deutlich von ihrem hellen Teint ab. Sie wischte sich einen Schmutzfleck von der Wange und zupfte an ihrem Blusenkragen. Verstohlen zog sie die Bluse vom Rücken weg, als sie sich wieder aufrichtete. Einen Moment lang strich kühle Luft über ihre feuchte Haut.
    Mosi öffnete die Motorhaube. »Ich muss gleich mal nach dem Kühler sehen.«
    »Ich schaue nach, ob jemand da ist«, sagte Emma. Ihr Gesichtsausdruck war angespannt. Sie hatte keine Antwort auf ihren Brief erhalten, und dem Zustand des Schildes nach zu urteilen, konnte hier auch alles verlassen sein. Aber wenn sie nicht hineinkonnte, sagte sie sich, dann würde sie wenigstens durch die Fenster schauen.
    Als sie auf das Gebäude zuging, hörte sie, wie sich die Haube des Land Cruiser quietschend öffnete, und dann zischte Dampf aus dem Kühler.
    Sie betrachtete das Gebäude. Es wirkte seltsam fehl am Platz, so ganz allein, als ob es eigentlich in eine andere Umgebung gehören würde. Nur der hohe Drahtzaun, der den Garten dahinter umgab, schien es mit dem Land zu verbinden. Hinter dem Blechdach erstreckte sich Grasland mit Steinen und ab und zu einer Akazie. Man sah auch Ameisenhügel – seltsame klumpige Türme aus roter Erde. Emmas Schritte wurden langsamer. Am Horizont erhob sich ein Berg – ein perfektes Dreieck, dessen lebhaftes Violett sich gegen den milchig blauen Himmel abhob. Sie betrachtete seine Umrisse – er sah aus wie ein Vulkan. Wenn Simon hier wäre, dachte sie plötzlich, würde er ihr bestimmt die ganze Geschichte dieses Landes erzählen und ihr erklären, wie man jedes Detail seines langen Lebens im Fels, in den Steinen und im Sand ablesen könne. Aber er war im Moment so weit von Emma weg, wie es nur möglich war.
    Rasch ging sie weiter. Als sie näher kam, sah sie ein paar Betonstufen, die auf eine breite Veranda führten. Die Tür war grün angestrichen, mit einem einzelnen, vergitterten Fenster auf jeder Seite. Die weiß verputzten Wände waren fleckig, und das Blechdach war mit orangefarbenem Rost gesprenkelt.
    »Hallo?«, rief Emma. Die einzigen Geräusche waren das Summen der Insekten und der dünne Schrei eines Vogels, der über ihren Kopf flog.
    Sie lief um das Gebäude herum nach hinten und spähte durch den Maschendrahtzaun. Die hintere Wand war durch einen Wassertank abgeschirmt. Sie blickte sich im Hof um – ein großes Quadrat aus grauer Erde. Es gab ein paar behelfsmäßige Schuppen aus rostigem Metall. Eine durchhängende Wäscheleine verlief zwischen einem Dach und einem Pfosten, aber es hing keine Wäsche zum Trocknen daran. Ein Fleckchen Garten, mit buntbemalten Steinen gekennzeichnet, war schon vor langer Zeit verdorrt; selbst das Unkraut war eingegangen. Neben dem Tor parkte ein Landrover, der so uralt aussah, dass es unwahrscheinlich schien, ihn je wieder zum Laufen zu bringen.
    Emma ging zur Haustür zurück und klopfte. Das massive Holz verschluckte das Geräusch. Sie drückte den Türgriff herunter, und mit einem leisen Knarren ging die Tür auf.
    Erschreckt zuckte sie zurück, als ein Huhn zwischen ihren Beinen auf die Veranda flatterte. Dann trat sie ein. Sie befand sich in einem schmalen Flur, in dem es nach Holz und nach Kochdünsten roch. Am anderen Ende drang Licht durch die offene Hintertür. Jemand saß auf der Treppe zum Garten. Zuerst war die Gestalt nur eine Silhouette, aber als Emmas Augen sich an das Dämmerlicht gewöhnt hatten, sah sie schwarze Haare und Haut,

Weitere Kostenlose Bücher