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Das Herz einer Löwin: Roman (German Edition)

Das Herz einer Löwin: Roman (German Edition)

Titel: Das Herz einer Löwin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Scholes
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zwischen dürren, öden Ufern. Daniel nahm das Tempo kaum zurück, als er hindurchfuhr, so dass das Wasser hoch zu beiden Seiten aufspritzte. Emma dachte, dass sie sich wahrscheinlich ängstlich festgeklammert hätte, wenn Simon so gefahren wäre. Aber Daniel fuhr mit einem Selbstvertrauen, das sich auf sie übertrug. Er behandelte das Fahrzeug, als wäre es die Verlängerung seines Körpers und würde sich in diesem Land genauso zu Hause fühlen wie er.
    Kurz darauf fuhren sie an staubigen Gärten vorbei, in denen der Mais in Reihen gepflanzt war. Es gab Bananenpalmen, Papayabäume und viereckige Lehmhütten mit rostigen Blechdächern. Die Leute blickten auf, als der Wagen vorbeifuhr, und Daniel hob immer wieder grüßend die Hand.
    »Kennen Sie alle diese Leute?«, fragte Emma.
    »Nein, aber wenn sich unsere Blicke begegnen, muss ich sie begrüßen.«
    Der Abstand zwischen den Ansiedlungen wurde kleiner, die Häuser standen dichter beieinander. Sie fuhren an winzigen Läden mit bemalten Fassaden und verrammelten Fenstern ohne Scheiben vorbei. Viele Leute waren unterwegs, und es herrschte sogar Verkehr – alte Autos, Lieferwagen und gelegentlich ein abgenutzter Kleinbus. Emma wartete darauf, dass etwas Größeres in Sicht kam – zweistöckige Regierungsgebäude, Büros, Hotels. Aber die schmale Staubpiste endete abrupt auf einem offenen Platz aus gestampfter Erde, an dem weitere Geschäfte lagen. Am hinteren Ende standen eine kleine Kirche mit einem Kreuz auf dem Dach und eine Moschee mit einer grünen Kuppel. Dazwischen war eine Bühne aufgebaut, die mit bunten Fahnen dekoriert war. Auf einer Seite des Platzes befand sich ein langes Gebäude aus Lehmziegeln, vor dem ein Fahnenmast emporragte. Es war mit weißgestrichenen Steinen abgesperrt. Die tansanische Fahne hing schlaff herunter.
    Daniel fuhr mit dem Landrover zwischen zwei größere Steine, die den Eingang zu dem Platz markierten, und parkte in der Nähe der Eingangstür. Dann schaltete er den Motor ab.
    »Wir sind da.«
    Er griff nach hinten und zog ein Paar Lederstiefel hervor. Er schlüpfte hinein und stieg dann aus. Den Lederbeutel und die gelbe Taschenlampe nahm er mit.
    Emma stieg ebenfalls aus. Daniel stand auf einem Fuß und rieb die Spitzen seiner Stiefel an seinen Hosenbeinen sauber. Dann zog er sein T-Shirt glatt.
    »Ich hätte ein richtiges Hemd mitnehmen sollen«, sagte er zu Emma.
    »Sie sollten wenigstens den Schmutz von den Lammhufen abbürsten.« Sie zeigte auf die Flecken. »Und die Wolle.«
    Sie sah zu, wie er sich säuberte, dann nickte sie zustimmend. »So ist es besser.«
    Während sie miteinander redeten, war ein Junge auf die Motorhaube des Landrover geklettert und saß jetzt auf dem Reserverad, das dort montiert war.
    »Er passt auf unsere Sachen auf«, sagte Daniel. Er wies mit dem Kinn auf die grüne Tasche. »Sie können sie hierlassen, wenn Sie wollen.«
    Emma schüttelte den Kopf und packte den Riemen fester. Ganz unten in der Tasche befand sich die Plastikmappe mit ihrem Pass, ihren Kreditkarten, ihrem Flugticket, dem Impfpass und dem Reiseplan. Sie hatte nicht die Absicht, diese Dokumente einem kleinen Jungen anzuvertrauen.
    Daniel ging voraus zum Eingang der Polizeistation. »Ich berichte Ihnen hinterher alles, was wir gesagt haben«, sagte er über die Schulter. »Der Polizeibeamte versteht zwar bestimmt Englisch, aber es ist einfacher, alles auf Swahili zu erklären.«
    Emma wollte einwenden, dass sie gerne gewusst hätte, was besprochen wurde, aber sie verstand, dass die Lage viel zu dringend war, um Missverständnisse zu riskieren. Sie stand hinter Daniel, als er eine Tür aufstieß, die von kleinen Löchern übersät war. Die Überreste einer Notiz hingen immer noch dort. Die Schrift war von der Sonne völlig ausgebleicht.
    Der Polizeibeamte saß hinter einem Holzschreibtisch, den Kopf über ein großes, liniertes Notizbuch gesenkt. Neben ihm quollen Dokumente aus einer dicken Aktenmappe. Als Daniel und Emma näher traten, legte er seinen Stift beiseite und schaute auf. Sein Blick wanderte von einem zum anderen. Nach einem kurzen Augenblick stützte er sich mit einer Hand auf der Schreibtischplatte ab und erhob sich. Er war ein massiger Mann, groß und schwer. Seine dunkle Haut wirkte durch das Dunkelgrün seiner Uniform noch dunkler, und das tiefe Rot seines Baretts verlieh ihm eine Aura düsterer Autorität.
    »Was kann ich für Sie tun?« Die Frage war an sie beide gerichtet. Er blickte auf seine Armbanduhr, als

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