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Das Herz einer Löwin: Roman (German Edition)

Das Herz einer Löwin: Roman (German Edition)

Titel: Das Herz einer Löwin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Scholes
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wolle er sie darauf hinweisen, dass es schon spät sei.
    Daniel legte den Beutel und die Taschenlampe auf den Tisch und begann, in ruhigem, entschlossenem Tonfall zu sprechen. Emma lauschte aufmerksam, als könne sie etwas von der Unterhaltung verstehen, wenn sie sich nur Mühe gab. Plötzlich wurden beide Männer lauter und redeten heftig aufeinander ein. Voller Sorge beobachtete Emma sie. Vielleicht glaubte der Polizist ja, dass sie und Daniel wertvolles Beweismaterial vernichtet hatten. Möglicherweise gab es doch Hinweise auf ein Verbrechen, denn eigentlich hatten sie ja keine Ahnung, was passiert war. Über die Schulter des Beamten sah Emma in einen dunklen Gang mit Gittertüren auf beiden Seiten. Die Szene erinnerte sie an Nachrichtenbilder von Touristen, die wegen Drogenhandels festgenommen worden waren und in einheimischen Gefängnissen saßen. Ihr fiel die Tüte mit den Morphiumtabletten ein, und sie wandte rasch den Blick ab. Rechts von ihr war ein Fenster, das auf den Platz hinausführte. Emma beschäftigte sich damit, die zwei Männer zu beobachten, die die Stoffbahnen von der Bühne herunternahmen und sie ordentlich zusammenfalteten. Anscheinend hatte heute irgendein öffentliches Ereignis stattgefunden, dachte sie, das jetzt vorbei war.
    Als der Polizeibeamte in einem anderen Zimmer verschwand, lächelte Daniel Emma beruhigend zu. Der Beamte kam mit einer gefalteten Landkarte zurück. Er breitete sie auf dem Schreibtisch aus und drehte sie zu Daniel.
    Daniel studierte sie stirnrunzelnd und richtete seinen Finger unschlüssig auf die Karte. Auch der Polizeibeamte kannte sich nicht aus.
    »Wir kommen beide aus dieser Gegend«, sagte Daniel zu Emma. »Er kennt die Stelle, von der ich spreche. Aber wir müssen sie auf dieser Karte finden, damit er sie auch anderen Leuten zeigen kann.«
    Emma blickte über seine Schulter. Es war eine Übersichtskarte mit vielen verwirrenden Details für jemanden, der an solche Karten nicht gewöhnt war. Sie sah die Umrisse des Vulkans und die beige Fläche der Wüstensavanne. Sie brauchte nicht lange, um die Straße auszumachen, auf der sie gefahren waren, und dann hatte sie auch den Ort des Grabhügels entdeckt. »Es ist genau hier.« Sie drückte ihren Finger auf die Karte.
    »Sie sind ja eine Expertin«, sagte Daniel. Wieder klang er beeindruckt, und Emma fragte sich, wie viele andere weiße Frauen er wohl kannte und wie sie sein mochten.
    »Ich lebe mit einem Geologen zusammen«, sagte sie. »Wir haben Landkarten statt Gemälden an der Wand.«
    Daniel legte seine Hand auf die Position des Grabhügels und sagte etwas zu dem Polizeibeamten. Emma nahm an, dass er das Gebiet benannte, in dem gesucht werden sollte.
    »Versteht er, wie dringend es ist?«, fragte sie.
    Der Beamte blickte sie streng an. »Es ist sehr dringend. Ich rufe sofort die Polizeistation in Arusha an.« Er sprach perfektes Englisch, wenn auch mit einem starken afrikanischen Akzent. »Die Suche am Boden und in der Luft wird morgen früh beginnen, sobald es hell wird. Machen Sie sich keine Sorgen. Ich kümmere mich darum, dass alles auf die bestmögliche Art geschieht. Sobald wir die Nationalität der verstorbenen Person wissen, werden wir auch ihre Botschaft einschalten. Sie werden die nächsten Verwandten informieren: den Ehemann der Frau; den Vater des Kindes.«
    Emma blickte ihn überrascht an. »Haben Sie so eine Suche schon einmal organisiert?«
    »Vor zwei Jahren gab es einen Notfall. Ein Amerikaner hat sich verlaufen. Er wollte zu Fuß quer durch Afrika gehen.« Der Polizist schüttelte missbilligend den Kopf. »Wir haben ihn ganz leicht gefunden.« Er faltete die Karte wieder zusammen und brachte sie weg.
    Emma flüsterte Daniel zu: »Haben Sie ihm von den Kamelen erzählt?«
    »Ja«, erwiderte er. »Er meinte, sie brauchen den Polizei-Truck für die Suche. Aber danach kommen sie und holen die Kamele ab.«
    Erleichterung stieg in Emma auf. Alles wurde geregelt. Sie hatte Vertrauen zu diesem Polizeibeamten. Er würde zweifellos eine richtige Suchaktion einleiten. Von einem Sportflugzeug aus sah die Wüstensavanne wie ein aufgeschlagenes Buch aus. Wenn das Kind dort draußen noch am Leben war, dann würde man es auch finden. Emma dachte an das Grab, in der Wüste. Sie hatte alles getan, was man von ihr erwarten konnte.
    »Sie können jetzt gehen«, sagte der Polizist und nahm seinen Platz am Schreibtisch wieder ein. »Aber übermorgen, am Freitag, müssen Sie beide noch einmal herkommen.«
    Emma

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