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Das Herz einer Löwin: Roman (German Edition)

Das Herz einer Löwin: Roman (German Edition)

Titel: Das Herz einer Löwin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Scholes
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Mama Kitu an, sie solle sich hinlegen. Während das Kamel auf die Knie ging, versuchte sie, Laura festzuhalten, aber der Körper ihrer Mutter war schlaff und schwer, und sie sank auf den Boden, kaum dass das Tier sich hingelegt hatte.
    Dort blieb sie einfach liegen und rang nach Luft. Auf ihrer Stirn und ihrer Oberlippe sammelten sich Schweißperlen.
    Angel war wie erstarrt vor Angst. »Sie hat dich doch gebissen! Sie hat dich vergiftet!«
    Laura leckte sich über die Lippen. »Angel. Hör zu. Du musst mich hier liegen lassen und zu der manyata gehen. Der Heiler dort hat den schwarzen Stein. Sie schicken bestimmt jemanden zu mir, der mir helfen kann.«
    »Ich will aber nicht«, sagte Angel. Sie wusste, dass sie sich wie ein Kleinkind anhörte – als ob sie immer noch getragen werden müsste.
    »Du musst tun, was ich dir sage«, sagte Laura sanft. »Aber zuerst einmal gib mir meine Tasche.«
    Angel band einen verschlissenen Lederbeutel von Mama Kitus Sattel los und trug ihn zu ihrer Mutter. Als sie sich neben sie hockte und die Riemen über der Lederklappe aufschnallte, stieg leise Hoffnung in ihr auf. So oft schon hatte Laura in diese Tasche gegriffen und irgendetwas hervorgezogen, womit sie ein Problem lösen könnte. Vielleicht hatte sie ja Medizin dabei, die ihr half. Angels Hand verharrte über einem großen Plastikbeutel mit weißen Tabletten. »Was willst du?«
    »Nimm meine Geldbörse. Ich will meinen Pass.«
    Forschend blickte Angel ihre Mutter an. Ob sie wohl im Fieberwahn redete?
    »Bitte«, murmelte Laura.
    Ganz unten in der Tasche lag die Geldbörse. Sie ertastete die harten Kanten des Passes und zog ihn heraus.
    Laura stöhnte. Sie blinzelte Angel aus halb geschlossenen Augen an, als ob sie sie nicht mehr richtig sehen könne. »Steck ihn in die Tasche. Verlier ihn nicht. Du musst den Häuptling bitten, dich zum Wildhüter im Nationalpark zu bringen. Zeig ihm den Pass und sag ihm, ich bin deine Mutter. Dann wissen die Leute, wer du bist.«
    Laura schloss die Augen. Angel betrachtete sie eine Zeitlang und verscheuchte die Fliegen, die sich auf ihre Haut setzten. Sie atmete jetzt leichter – aber sie sah immer noch müde und blass aus. Vielleicht musste sie sich einfach nur ein bisschen ausruhen, dachte Angel. Danach würde es ihr bestimmt bessergehen, und sie konnten ihren Weg fortsetzen.
    Angel blickte auf den Pass in ihrem Schoß. Sie verstand nicht, warum Laura unbedingt wollte, dass sie ihn in ihrer Tasche aufbewahrte. Auch nicht, warum Angel ihn dem Wildhüter zeigen sollte. Er war bestimmt ein wichtiger Mann, so wie alle Regierungsbeamten – aber warum sollte er an dem Pass Interesse haben? Verwirrt runzelte sie die Stirn. Und dann fiel ihr ein, was Laura noch gesagt hatte.
    Dann werden die Leute wissen, wer du bist.
    Angel starrte die bewegungslose Gestalt auf dem Boden an. Erst jetzt wurde ihr die wahre Bedeutung dieser Worte klar.
    Laura hatte keine Hoffnung, gerettet zu werden.
    Sie wollte, dass Angel zur manyata ritt  – und sie rechnete nicht damit, ihre Tochter wiederzusehen.
    Angels Mund wurde ganz trocken. Und noch etwas fiel ihr ein – etwas, das Laura eines Tages mal zu ein paar Freunden aus dem Feigenbaum-Dorf gesagt hatte. Angel stieß Lauras Schulter an, dann schüttelte sie sie. Laura öffnete die Augen und blickte sie an.
    »Der schwarze Stein wirkt nicht«, erklärte Angel. »Du glaubst nicht daran.«
    Tränen traten Laura in die Augen. »Nein.«
    »Wirst du sterben?«, fragte Angel leise.
    Laura schluchzte auf, aber sie antwortete ihr nicht.
    Angel saß einfach da und blickte Laura in die Augen. Das war die einzige Realität in diesem Moment. Wenn sie sich nicht bewegte, dachte Angel, würde es ewig so weitergehen. Aber dann verzerrte sich Lauras Gesicht vor Schmerz. Angel wünschte sich, sie könne etwas tun, um ihr zu helfen. Sie ergriff den Saum ihrer Tunika und wischte Laura damit den kalten Schweiß von der Stirn. Dann tupfte sie ihr die Schweißperlen von der Oberlippe ab. Die kleinen Gesten beruhigten sie. Und während sie so sachte wie ein Schmetterling auf einer Blüte mit dem Stoff über Lauras Gesicht fuhr, dachte sie daran, wie Laura Walaita gepflegt hatte, die Schwester des Häuptlings. Erst vor ein paar Wochen hatte Angel mit ihrer Mutter am Bett der Frau in ihrer dämmerigen, rauchigen Hütte gesessen. Alle wussten, dass sie bald sterben würde. Der Krebs hatte sich überall in ihrem Körper ausgebreitet.
    »Das kann ich dir versprechen«, hatte Laura

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