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Das Herz einer Löwin: Roman (German Edition)

Das Herz einer Löwin: Roman (German Edition)

Titel: Das Herz einer Löwin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Scholes
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gedauert, bis sie aufbrechen konnten. So jedoch hatte sie innerhalb weniger Minuten Mama Kitu losgebunden und zu Laura geführt. Das rhythmische Geräusch der Kamelhufe tröstete Angel. Mama Kitu war ein gutes Kamel – man konnte ihr vertrauen. Selbst wenn sie brünstig war, trat oder biss sie ihre Besitzer nie. Man brauchte sie beim Grasen nicht anzupflocken, und sie ließ sich immer leicht einfangen. Und als sie jetzt Laura erreichten, die flach auf dem steinigen Boden lag, gehorchte Mama Kitu sofort auf Angels Signal zum Hinknien.
    Matata spürte die Spannung, die in der Luft lag, und lief ruhelos um seine Mutter herum. Angel, die Angst hatte, er würde auf Laura treten, versuchte, ihn wegzuscheuchen.
    »Geh weg«, rief sie und wedelte mit den Armen. Er hörte nicht auf sie. »Geh weg! Weg da!«, schrie sie wieder. Ihre Stimme hallte laut in der Stille. Vor Panik begann sie, schneller zu atmen.
    »Es ist schon in Ordnung, Angel. Es ist gut. Du musst jetzt ruhig bleiben. Du musst mir helfen.«
    Diesen Tonfall kannte Angel bei ihrer Mutter. So redete sie immer, wenn sie arbeitete. Ihre Stimme klang dann so fest, dass man sich unwillkürlich stärker fühlte. Angel nickte und zwang sich, tapfer zu sein.
    Laura rutschte in eine sitzende Position auf den gefalteten Decken, die den Sattel auspolsterten. Angel kletterte vor sie und hielt das Seil, das an Mama Kitus Halfter befestigt war. Laura hielt sich an Angel fest, als das Kamel sich grunzend erhob. Dann lehnte sie sich an eine der Taschen, wobei sie das Bein ausgestreckt über den Holzrahmen legte. Um ihr Platz zu machen, musste Angel ein Bein ein wenig hochziehen, aber sie konnte trotzdem das Gleichgewicht halten.
    Als sie den Abhang hinunterritten, keuchte Laura vor Schmerzen. Angel warf ihr über die Schulter einen Blick zu.
    Laura lächelte mühsam. »Wenn wir in der Ebene sind, wird es leichter.«
    Mama Kitu trottete den Hügel hinunter. Die sandige Ebene war flach, aber trotzdem lagen überall Felsen und umgestürzte Bäume. Angel starrte zum Rand der Savanne. Jeder Schritt führte sie näher zur manyata. Sie stellte sich vor, wie sie im Dorf ankamen. Dort waren bestimmt Leute, die ihnen helfen konnten – aber was würden sie tun? Es hing alles davon ab, wie gefährlich die Schlange gewesen war und wie viel Gift ins Blut gelangte, das wusste Angel. Sie dachte an den Hirten aus dem Dorf am Fluss, der von einer Viper gebissen worden war. Tagelang hatte er in seiner Hütte gelegen und vor Schmerzen gestöhnt. Letztendlich hatte er überlebt, aber viele Leute waren auch schon an einem Schlangenbiss gestorben. Jeder wusste das. Deshalb töteten die Leute die Schlangen, die ihren Häusern zu nahe kamen.
    Ärger stieg in Angel auf. Warum war Laura nicht vorsichtiger gewesen? Seit sie denken konnte, ermahnte ihre Mutter sie ständig, ihr Moskitonetz richtig festzustecken, nicht im Wasser zu planschen, wenn sie nicht sehen konnte, dass es floss, und darauf zu achten, wo sie ihre Füße hinsetzte, vor allem, wenn sie keine Sandalen trug.
    »Was willst du in der Stadt tun?« Lauras Stimme durchbrach ihre Gedanken.
    Angel schluckte, den Blick fest auf die fernen Berge gerichtet. »Ich weiß nicht.«
    »Ach komm«, sagte Laura, »denk dir etwas aus.«
    Ihre Stimme klang jetzt normal, und Angel begann sich zu entspannen. »Ich möchte … einen Kreisverkehr sehen. Einen mit Blumen in der Mitte und einer Statue.«
    Laura lachte leise. »Und was sonst noch?«
    »Ich möchte mir bei einem Mann mit einem Karren ein aiskrimu kaufen.«
    »Ich auch, ich möchte ein Eis und … ein neues Kleid.«
    Angel lächelte, weil sie das Einkaufsspiel erkannte. »Ich möchte ein Eis kaufen, ein neues Kleid … und eine Schul-uniform.«
    »Aber du gehst doch gar nicht zur Schule«, protestierte Laura. »Ich unterrichte dich doch.« Ihre Stimme klang zwar dünn, war aber gut zu verstehen.
    »Ich möchte trotzdem eine. Dann würde ich so aussehen wie die anderen Kinder«, erklärte Angel. »Auf jeden Fall habe ich es mir ausgesucht.«
    Sie wartete darauf, dass Laura weitermachte. In der Stille erschienen kleine Geräusche groß – das Quietschen von Leder, das gegen Leder rieb, die Wasser-Kalebassen, die aneinanderschlugen, das Zwitschern der Webervögel. Angel warf einen Blick über die Schulter. Erschrocken sah sie, dass Laura nach Luft rang. Sie war weiter nach hinten gegen die Taschen gesunken und begann, seitlich herunterzurutschen.
    Sofort zerrte Angel am Halfterseil und schrie

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