Das Herz einer Löwin: Roman (German Edition)
dankbar.«
»Ich kann nichts versprechen«, sagte sie. »Aber ich tue, was ich kann.« Sie wandte den Blick ab. Seine offene Dankbarkeit beschämte sie, weil es ja eigentlich nichts war, was sie anbot.
Ein rosafarbener Farbtupfer fiel ihr ins Auge – die Blumen im Glas, die ihr schon beim ersten Mal aufgefallen waren. Es waren die gleichen wie die, die sie in der Wüste gepflückt und auf den Grabhügel gelegt hatte. Sie berührte die Blütenblätter leicht mit dem Finger. Wer mochte sie wohl dort hingestellt haben? Das war doch bestimmt eine Frau gewesen. Schockiert spürte sie, wie leiser Abscheu bei dem Gedanken an eine unbekannte Frau in ihr aufstieg. Es war, als hätte sie nach den intensiven Erfahrungen, die sie miteinander geteilt hatten, eine Art Besitzanspruch auf Daniel. Das war natürlich absurd. Und trotzdem ging ihr unwillkürlich durch den Kopf, was Daniel am Frühstückstisch gesagt hatte.
Wir sind es nicht gewohnt, eine Frau hier zu haben.
»Wer hat denn die Blumen hier hingestellt?«, fragte sie.
»Ich habe sie gepflückt«, erwiderte Daniel. »Ich habe gerne Blumen in den Zimmern. Es erinnert mich daran, dass die Welt schön ist, auch wenn überall schreckliche Dinge passieren.«
Einen Moment lang stand tiefe Traurigkeit in seinem Gesicht, aber er verjagte sie mit einem Lächeln.
»Es ist sicherlich schon Zeit für den Morgentee«, sagte er. »Kommen Sie, wir sehen mal nach, wo Mosi ist.«
Emma kniete auf der grauen Erde und zog Büschel verwelkter, dürrer Pflanzen heraus. Daniel stand neben ihr und bearbeitete den Boden mit einer kleinen Hacke.
»Ich wollte das machen, solange Ndugu weg ist«, erklärte Daniel. »Ohne ihn kann ich sowieso nicht arbeiten, deshalb ist das eine gute Gelegenheit.« Er blickte Emma lächelnd an. »Aber ich hatte keine Hilfe erwartet.«
»Der Urlaub ist auch nicht so geworden, wie ich ihn mir vorgestellt hatte.« Emma erwiderte sein Lächeln. »Aber das macht mir nichts«, fügte sie rasch hinzu. »Es ist etwas völlig Neues für mich. Ich lebe sonst in einer Wohnung im dritten Stock.« Sie griff nach einer weiteren vertrockneten Pflanze und genoss das befriedigende Gefühl, als sich die Pflanze aus der Erde ziehen ließ. Zuerst war sie von Daniels Vorschlag, ihr beim Unkrautjäten im verlassenen Garten neben der Küche zu helfen, nicht besonders angetan gewesen, aber jetzt gefiel ihr die Arbeit. Sie hatte sich Gummihandschuhe übergezogen – hier lauerten wahrscheinlich überall Tuberkulosekeime –, aber sie zerrissen ziemlich schnell. Jetzt waren ihre Hände zwar grau vom Staub, aber sie genoss das sanfte Streicheln der sandigen Erde an ihrer Haut, nachdem sie aufgehört hatte, an Insektenstiche und Krankheiten zu denken. Sie blickte von ihren Händen auf Daniels. Es war ein seltsamer Kontrast, weil die graue Erde auf seiner dunklen Haut blass wirkte, während sie ihre Hände dunkler machte.
»Wie ist hier überhaupt jemals etwas gewachsen?« Selbst in den tieferen Schichten war die Erde knochentrocken.
»In der nassen Jahreszeit regnet es«, erwiderte Daniel. »Und normalerweise haben die Pflanzen den Rest des Jahres mit dem Wasser aus den Waschschüsseln überlebt. Aber dann hatte ich so viel zu tun, dass ich sie vergessen habe. Ich habe sie sterben lassen.« Seine Stimme klang, als machte er sich Vorwürfe.
»Nun, ich hoffe, das kommt nicht wieder vor!«, neckte Emma ihn. »Nachdem ich hier so schwer gearbeitet habe!«
Daniel lächelte. »Wenn ich sehe, dass die Pflanzen Durst haben, werde ich daran denken, wie Sie hier gehockt haben, und ich werde ihnen sofort Wasser geben.«
Emma hielt inne und schlug die Augen nieder, damit Daniel nicht sah, wie sehr sie der Gedanke, dass er sich an sie erinnern würde, freute. Sie war einfach zu lange allein gewesen, sagte sie sich. Wahrscheinlich sehnte sie sich nur nach Aufmerksamkeit.
Sie wandten sich wieder der Arbeit zu, zogen die Pflanzen heraus und warfen sie in die Schubkarre. Ab und zu begegneten sich ihre Blicke. Emma sah auf Daniels Gesicht einen leicht überraschten Ausdruck, als ob er es nicht fassen könne, dass diese weiße Frau sich in seinem Garten aufhielt. Aber es war eine gute Überraschung, das erkannte sie. Er freute sich, dass sie hier war.
»Mein Vater würde den Kopf schütteln, wenn er mich sehen könnte«, meine Daniel. »Er ist ein altmodischer Mann. Die Massai glauben daran, dass sie Gottes auserwähltes Volk sind und Lengai ihnen die Kühe gegeben hat, damit für alle ihre
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