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Das Herz einer Löwin: Roman (German Edition)

Das Herz einer Löwin: Roman (German Edition)

Titel: Das Herz einer Löwin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Scholes
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sie beobachteten.
    Sie musterte Emma, George und Daniel. Anscheinend versuchte sie, sie einzuschätzen. »Warum hat sie euch hierhergebracht?«, fragte sie schließlich und wies auf die Löwin.
    Statt einer Antwort trat George wieder zu Moyo und legte ihr die Hand auf die Schulter. Angel wich einen Schritt zurück und warf Moyo einen Blick zu, als wolle sie sich bei der Löwin vergewissern, wie sie reagieren sollte.
    Moyo legte den Kopf an Georges Brust.
    »Sie hat mich geholt, weil sie wollte, dass ich dir helfe«, sagte George.
    Angel zog die Augenbrauen hoch, sagte aber nichts.
    »Ich will dir von ihr erzählen.« George lächelte Moyo an. »Sie ist als winziges Baby zu mir gekommen. Ihre Mutter war von Wilddieben getötet worden. Ich fand sie im Busch, ganz allein, fast tot vor Hunger.« Er blickte Angel an. »Ich habe sie nach Hause mitgenommen und mich um sie gekümmert, bis sie groß genug war, in die Wildnis zurückzukehren. Ich habe sie Moyo genannt.«
    »Moyo«, wiederholte Angel. »Das bedeutet ›Herz‹.«
    George nickte. »Sie war immer schon sehr sanftmütig, auch als sie noch ganz klein war.«
    Widerstreitende Emotionen huschten über das Gesicht des Kindes. Es vergrub das Gesicht an Moyos Schulter. George wartete einen Moment lang, dann bückte er sich, so dass er auf Augenhöhe mit dem kleinen Mädchen war. »Weißt du, Angel, als Moyo klein war, da mochte sie vor allem eines am allerliebsten.«
    Angel hob den Kopf. Strähnen ihres blonden Haars klebten an ihren Wangen.
    »Ich zeige es dir.« George ging an den Metallkasten und kam mit einer saphirblauen Glasflasche mit Korkverschluss und einer großen Emailleschüssel wieder.
    Sofort stürzte Moyo zu ihm hin und schnüffelte an der Flasche. Er musste ihren Kopf wegschieben, während er eine goldene Flüssigkeit in die Schüssel schüttete. Ein schwacher Fischgeruch, vermischt mit leichtem Honigduft, erfüllte die Luft.
    »Lebertran.« George trat einen Schritt zurück. »Ich gebe es allen meinen Löwen, wenn sie heranwachsen. Sie lieben es. Und sie vergessen den Geschmack nie.«
    Moyo schlabberte das Öl in Rekordgeschwindigkeit auf, dann schob sie die Schüssel über den Boden, während sie sie gründlich sauber leckte, damit ihr kein Tropfen entging. Die Jungen sprangen um sie herum und schnüffelten und leckten an ihren Schnurrhaaren. Angel setzte das Junge zu Boden, das sie auf dem Arm gehalten hatte, damit es zu seinen Geschwistern laufen konnte.
    Emma trat neben sie. »Du hast sicher auch Hunger«, sagte sie so entspannt wie möglich. »Oder Durst.«
    »Nein danke«, sagte Angel höflich. »Aber ich glaube, die Jungen hätten gerne auch so etwas.« Sie wies auf die Flasche.
    George ergriff die Emailleschüssel, füllte sie aber nicht wieder. Zerstreut blickte er auf die Löwin. »Angel, kannst du mir sagen – hast du andere Löwen gesehen, während du mit Moyo zusammen warst? Ich frage mich, wo ihr Rudel ist.«
    Angel drehte Moyo den Rücken zu, um sie ihre Antwort nicht hören zu lassen. »Ich glaube, sie sind tot. Sie hat mich an eine Stelle mitgenommen, wo viele Knochen lagen.«
    George starrte sie an. »Alle tot? Wie viele?«
    »Vier. Und da war auch ein Junges.« Angels Stimme klang erstickt. »Sie hatten kein Fell und keine Köpfe.«
    George zuckte zusammen. Grimmig blickte er in die Ferne. Nach einer Weile schien er zu einem Entschluss gekommen zu sein. Er straffte die Schultern und hob das Kinn. »Ich nehme sie mit nach Hause.«
    Angel blickte ihn erschrocken an. »Wohin?«
    »In das Camp, in dem ich lebe.«
    »Und wenn Moyo nicht dorthin will?« Angel stellte sich vor die Löwin und ihre Jungen, als wollte sie sie verteidigen. Neben Moyo wirkte sie zwar zart und klein, aber auch erstaunlich entschlossen.
    Emma warf Daniel einen unbehaglichen Blick zu. George hatte die Situation bisher gut gemeistert, aber jetzt befürchtete sie, dass seine Sorge um die Löwen ihn ablenkte.
    »Moyo hat euch jeden Abend zu einer neuen Höhle gebracht, nicht wahr?«, sagte George zu Angel.
    Sie nickte. »Ja. Wir sind immer weitergegangen. Wir sind alle müde.«
    Ihre Stimme zitterte leicht. Ein Vogel flog niedrig über ihren Kopf, aber sie blickte kaum auf.
    »Sie wollte dich zu mir ins Camp bringen«, sagte George ruhig. »Ihr hättet noch ein paar Tage gebraucht, aber jetzt können wir dorthin fahren.«
    Angel schaute ihn misstrauisch an. »Gefällt es Moyo denn im Camp?«
    »Es war ihr erstes Zuhause«, sagte George. »Es gibt dort viel frisches

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