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Das Herz einer Löwin: Roman (German Edition)

Das Herz einer Löwin: Roman (German Edition)

Titel: Das Herz einer Löwin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Scholes
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vorbei aus dem Seitenfenster. Die große Pfote schwang vor und zurück, während der Landrover durch die Wüste holperte.
    Nachdem sie eine Zeitlang gefahren waren, stellte sie fest, dass das Gelände hügeliger wurde. An manchen Stellen wurde es richtig steil, und sie wurden durch die Neigung des Fahrzeugs in die Sitze gedrückt. Plötzlich ertönte über dem Lärm des Motors ein Piepston. Emma brauchte ein paar Sekunden, bevor ihr klarwurde, dass sie eine SMS bekommen hatte.
    Sie zog das Handy aus der Tasche und blickte auf das Display.
    Hoffe, Sie haben eine tolle Safari. Trinken Sie einen Sundowner auf mich! Im Labor alles in Ordnung! Mäuse leben noch. Moira.
    Verständnislos blickte Emma auf die Nachricht. In diesem Moment konnte sie sich nur mit Mühe die Welt vorstellen, aus der sie gekommen war. Sie blickte in die linke Ecke des Bildschirms und zählte die Empfangsbalken. Hier war der Empfang gut. Sie könnte sofort jemanden anrufen und Bescheid sagen, dass sie das vermisste Kind gefunden hätten. Die Suchmannschaft der Polizei könnte zurückgerufen werden. Die nächsten Verwandten könnten informiert werden.
    Emmas Hand schloss sich fester um das harte Gehäuse des Handys. Sie dachte daran, wie Angel auf sie reagiert hatte.
    Geht weg. Ich will hier bleiben.
    Offensichtlich sehnte sie sich nicht danach, zu Verwandten gebracht zu werden. Am stärksten hatte sie wohl die Kamele vermisst …
    Emma hielt das Handy in der Hand, drehte sich um und blickte durch das Rückfenster. Sofort erstarrte sie vor Schreck. Von Angel und den Jungen war nichts zu sehen. Sie richtete sich halb auf und verrenkte sich fast den Hals, um mehr sehen zu können. Dann atmete sie erleichtert auf. Angel war da. Sie hatte sich mit den Jungen am Boden zusammengerollt. Ihre Augen waren geschlossen, und sie schien friedlich zu schlafen. Ihr Körper schaukelte leicht mit den Bewegungen des Landrover. Die Fahrerkabine warf einen Schatten über das Mädchen und die Löwenjungen, so dass die heiße Nachmittagssonne ihnen nichts anhaben konnte.
    Emma schaltete ihr Handy aus und steckte es tief in ihre Tasche.

12
    E s dämmerte beinahe, als sie das Löwencamp erreichten; violette Schatten fielen über die Sandhügel auf der Piste, und der hellblaue Himmel war zu einem milchigen Grau verblasst. Als der Landrover sich den hohen Drahttoren näherte, verschwand Moyos baumelnde Pfote, und sie hörten, wie sie unruhig auf dem Dach hin und her rutschte.
    Auf dem Gelände stieg neben einer der Hütten der Rauch eines Kochfeuers auf. Ein Afrikaner mit einer weißen Muslim-Kappe hockte daneben und rührte in einem geschwärzten Topf. Als George durch das Tor bog, sprang er auf. Er starrte auf das Dach des Landrover und schüttelte ungläubig den Kopf. Porridge tropfte von dem Holzlöffel, den er in der Hand hielt, auf sein langes Gewand.
    »Das ist Ndisi«, sagte George. »Er ist mein Koch.«
    Noch bevor der Landrover hielt, sprang Moyo vom Dach. Sie rannte sofort zu Ndisi und setzte sich vor ihn. Etwas an ihrer Haltung, an der Art, wie sie ihre Pfoten nebeneinanderstellte, erinnerte Emma an die Jungen – als ob die Rückkehr in ihre Kinderstube die Löwin wieder zu einem Baby machte.
    Ndisi drohte ihr mit dem Holzlöffel. »Nein, nein. Böse Moyo!«
    George lächelte und öffnete seine Tür. Emma und Daniel stiegen auf der anderen Seite aus. Ndisi kam auf sie zu. Immer noch erstaunt, drehte er sich zu Moyo um. Er war ungewöhnlich groß, hatte sehr dunkle Haut. Er strahlte Emma und Daniel an. »Willkommen im Kampi ya Simba«, sagte er und machte eine weit ausholende Geste mit dem Arm. Er hätte auch der Besitzer einer Luxuslodge sein können, der seine Gäste willkommen hieß.
    Als sie einander begrüßt hatten, wandte Ndisi sich an George. »Was ist passiert? Hast du die Löwin zurückgebracht? Du hast doch so lange gebraucht, bis sie endlich gegangen ist.«
    »Ihr Rudel ist von Wilddieben getötet worden«, sagte George.
    Ndisi zog scharf die Luft ein.
    »Und sie hat Junge.« George zeigte auf den Landrover. »Drei.«
    »Drei!«, rief Ndisi aus. »Sind sie gesund und stark?« Ohne auf eine Antwort zu warten, trat er hinten an das Fahrzeug heran. Dort blieb er abrupt stehen.
    Angels blonder Schopf tauchte auf. Sie strich sich die Haare aus dem Gesicht und blickte sich um. Ihr Blick glitt über Emma, Daniel und George und blieb an Moyo haften. Als ob der Anblick der Löwin, die ruhig am Feuer saß, ihr Vertrauen einflößte, sprang sie von der

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