Das Herz Eines Highlanders
Vielleicht siehst du die Dinge anders, wenn du aufhörst, dich selbst zu bemitleiden.«
»Ich bemitleide mich nicht...«
»Ha! Du ertrinkst darin, Roderick. Nur gelegentlich gelingt es einem Lächeln, sich über dein schönes Gesicht zu stehlen, und sobald es dir auffällt, schluckst du es. Und weißt du, woran das liegt?« »Nein, aber vermutlich wirst du es mir sagen, Pfauhenne.«
»Schlau, Roderick. Du willst bewirken, dass ich mich dumm genug fühle, den Mund zu halten. Nun, es wird nicht klappen, denn ich fühle mich in deiner Gegenwart sowieso immer dumm, also kann ich mich genauso gut auch so verhalten. Es liegt ganz einfach daran, dass du Angst hast.«
Lässig lehnte sich Grimm gegen die Mauersteine und sah durch und durch aus wie ein Mann, der über das Wort Furcht niemals lange genug nachgedacht hatte, als dass es in seinen Wortschatz hätte Einzug halten können.
»Weißt du, wovor du Angst hast?«, setzte sie tapfer nach.
»In Anbetracht der Tatsache, dass ich nicht wusste, dass ich überhaupt Angst habe, hast du mich mit der Frage ein wenig in die Enge getrieben«, spottete er.
»Du hast Angst vor Gefühlen«, verkündete sie triumphierend.
»Oh, ich habe keine Angst vor Gefühlen, Mädchen«, sagte er, und seine Stimme verriet geheimnisvolles, sinnliches Wissen. »Es hängt nur von der Art der Gefühle ab ...«
Jillian schauderte. »Versuche nicht, das Thema zu wechseln ...«
»Und wenn das Gefühl aus meinem Unterleib stammte ...«
»Indem du zu einem Gespräch übergehst, das deine ausschweifenden ...«
»Dann bin ich damit außerordentlich vertraut.«
»Und perversen männlichen Triebe ...«
»Perverse männliche Triebe?«, wiederholte er mit unterdrücktem Lachen.
Jillian biss sich auf die Lippe. Sie ertappte sich immer wieder dabei, dass sie in seiner Gegenwart zu viel von sich gab, da er die schlechte Angewohnheit hatte, sie zu überrumpeln, und sie sich immer wieder aus dem Konzept bringen ließ.
»Das Thema lautet Gefühle - Empfindungen«, erinnerte sie ihn steif.
»Und du glaubst, dass sie sich gegenseitig ausschließen?«, stichelte Grimm.
Hatte sie das gesagt?, fragte sie sich. Bei allen Heiligen, der Mann verwandelte ihr Hirn zu Brei. »Wovon redest du?«
»Gefühle und Gefühle, Jillian. Glaubst du, dass sie sich gegenseitig ausschließen?«
Jillian dachte einige Augenblicke über seine Frage nach. »Ich habe nicht so viel Erfahrungen auf diesem Gebiet, aber das ist bei Männern wohl anders als bei Frauen«, antwortete sie schließlich.
»Nicht bei allen Männern, Jillian.« Er hielt inne, dann fügte er sanft hinzu: »Wie viel Erfahrung genau hast du gesammelt?«
»Wo war ich stehen geblieben?«, fragte sie gereizt und weigerte sich, seine Frage zur Kenntnis zu nehmen.
Er lachte. Bei allen Heiligen, er lachte! Ein vollkommen befreites Lachen - nachhaltig klingend, voll und warm. Sie erschauderte, denn das Aufblitzen seiner weißen Zähne in dem abgedunkelten Gesicht machte ihn so schön, dass sie weinen wollte ob der Ungerechtigkeit, dass er mit dem göttlichen Geschenk einer solchen Schönheit so sehr geizte.
»Ich hatte gehofft, dass du mir das jetzt erzählen würdest, Jillian.«
»Roderick, Unterhaltungen mit dir nehmen nie den Verlauf, den ich erwarte.«
»Zumindest langweilst du dich nie. Das ist doch immerhin etwas.«
Er hatte Recht. Sie war stolz, aufgeheitert, sinnlich erregt - doch niemals, niemals gelangweilt.
»Für dich schließen sie sich also gegenseitig aus?«, traute sie sich zu fragen.
»Was?«, fragte er tonlos.
»Gefühle und Gefühle.«
Grimm zupfte ruhelos an seinem dunklen Haar herum. »Ich glaube, ich habe die Frau noch nicht gefunden, die mich fühlen lässt, während ich sie fühle.«
Ich könnte es, ich weiß es!, rief sie beinahe aus. »Aber du hast ziemlich oft diese andere Art von Gefühlen, nicht wahr?«, stichelte sie.
»Sooft ich kann.«
»Da bist du wieder mit deinem Haar zugange. Was ist das nur mit dir und deinem Haar?« Als er keine Antwort gab, sagte sie kindisch: »Ich hasse dich, Roderick.« Sie hätte sich selbst treten können, als ihr diese Worte über die Lippen kamen. Sie rühmte sich, eine intelligente Frau zu sein, in Grimms Nähe jedoch entwickelte sie sich zurück zu einem kleinen Kind. Sie musste sich etwas Wirkungsvolleres einfallen lassen als immer wieder die gleiche kindische Erwiderung, wenn sie vorhatte, sich mit ihm zu messen.
»Nein, das tust du nicht, Mädchen.« Er stieß einen herben Fluch aus
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