Das Herz Eines Highlanders
willst du seinen Hass auf dich überwinden, Ronin?«, fragte sein Bruder.
»Ich weiß es nicht.« Ronin seufzte schwermütig. »Vielleicht hoffe ich auf ein Wunder, dass er mir zuhören und mir vergeben wird. Nun, da er seine Gefährtin gefunden hat, wird er meine furchtbare Zwangslage vielleicht begreifen können. Möglicherweise wird er verstehen, warum ich tat, was ich tat. Und warum ich ihn gehen ließ.«
»Geh nicht so hart mit dir ins Gericht, Ronin. Die McKane wären dir gefolgt, wenn du ihm nachgegangen wärst. Sie warteten nur darauf, dass du ihnen sein Versteck verraten würdest. Sie wissen, dass du keine Söhne mehr zeugen wirst. Sie wissen nicht einmal, dass ich existiere. Es ist Gavrael, den sie vernichten wollen, und die Zeit wird knapp. Wenn sie herausfinden, dass er seine Gefährtin gefunden hat, lassen sie sich durch nichts aufhalten.«
»Ich weiß. Er war jahrelang auf Caithness sicher, also hielt ich es für das Beste, es dabei zu belassen. Gibraltar gab ihm eine bessere Ausbildung, als es mir zu jener Zeit möglich gewesen wäre.« Ronin sah Balder in die Augen. »Aber ich hoffte immer, dass er eines Tages aus eigenem Antrieb nach Hause kommen würde; wenn schon aus keinem anderen Grund, dann aus Neugier oder Bestürzung darüber, was er war. Als er es nicht tat, als er nicht ein einziges Mal gen Westen nach Maldebann blickte... ah, Balder, ich fürchte, ich wurde verbittert. Ich konnte nicht glauben, dass er mich so vollkommen hasste.«
»Was veranlasst dich dazu zu glauben, dass er dir jetzt vergeben wird?«
In einer Geste der Hilflosigkeit hob Ronin die Hände. »Der Traum eines Narren? Ich muss daran glauben oder ich habe keinen Grund weiterzuleben.«
Balder schlug ihm liebevoll auf die Schulter. »Du hast einen Grund weiterzuleben. Die McKane müssen ein für alle Mal besiegt werden und du musst für die Sicherheit der Söhne deines Sohnes sorgen. Das allein ist Grund genug.«
»Und es wird vollbracht werden«, gelobte Ronin.
Grimm verbrachte den Tag zu Pferde. Er durchsuchte jeden Winkel von Caithness nach irgendeinem Hinweis, dass die McKane ihn gefunden hatten. Er wusste, wie sie vorgingen: Sie würden ein Lager am Rande des Anwesens beziehen und den günstigsten Augenblick abpassen, einen Moment der Verwundbarkeit. Grimm ritt das gesamte Anwesen ab und suchte: nach den Überresten eines Feuers, nach fehlendem Vieh von den Kleinbauern, das gestohlen und geschlachtet worden war, nach einem Hinweis auf die Anwesenheit von Fremden.
Er fand nichts. Nicht den kleinsten Beweis für seinen Verdacht, dass er beobachtet wurde.
Trotzdem, ein Prickeln des Unwohlseins saß ihm lauernd im Nacken, wo er es stets spürte, wenn etwas nicht stimmte. Es gab auf Caithness eine Bedrohung, unentdeckt und unsichtbar.
In der Dämmerung ritt er in den Außenhof von Caithness ein und hatte mit dem schier überwältigenden Verlangen zu kämpfen, von seinem Pferd zu gleiten, ins Schloss zu rennen und zu Jillian zu eilen. Sie in seine Arme zu schließen, zu ihren Gemächern zu tragen und sie zu lieben, bis sich keiner von ihnen mehr bewegen konnte - was für einen Berserker einen sehr langen Zeitraum in Anspruch nehmen würde.
Geh, trieb ihn sein Gewissen. Geh in diesem Augenblick. Pack dir nicht einmal ein Bündel, sag nicht einmal auf Wiedersehen, mach nur, dass du fortkommst.
Er fühlte sich, als würde er in zwei Hälften gerissen. In all den Jahren, in denen er von Jillian geträumt hatte, hatte er es niemals für möglich gehalten, so empfinden zu können. Sie war seine Erfüllung. Der Berserker in ihm hatte sich erhoben und war durch ihre Anwesenheit gebannt worden. Sie konnte ihn wieder rein waschen. Allein mit ihr zusammen zu sein besänftigte das Untier, das er hassen gelernt hatte, das Untier, von dem sie nicht einmal wusste, dass es existierte.
Er schalt sich leise, als Hoffnung - dieses trügerische Gefühl, das er sich nie erlaubt hatte zu empfinden - gegen seine Vorahnung der Gefahr Stellung bezog. Hoffnung war ein Luxus, den er sich nicht leisten konnte. Hoffnung brachte Männer dazu, törichte Dinge zu tun, wie zum Beispiel auf Caithness zu bleiben, wenn all seine geschärften Sinne schrien, dass er, obwohl er keinen Hinweis auf die McKane gefunden hatte, beobachtet wurde und dass eine Konfrontation unausweichlich war. Er wusste, wie er mit Gefahr umzugehen hatte. Er wusste nicht, wie er mit Hoffnung umgehen sollte.
Seufzend betrat er den Hauptsaal und bediente sich von einer
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