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Das Herz ist ein einsamer Jäger (German Edition)

Das Herz ist ein einsamer Jäger (German Edition)

Titel: Das Herz ist ein einsamer Jäger (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carson McCullers
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Geschäft so aus, dass ich in Zukunft die Familie gut ernähren kann. Alles mit Reklame.«
    Er kaufte ein Dutzend Blechtafeln und rote Farbe. Die ganze nächste Woche über war er damit beschäftigt. Er schien das für eine verdammt gute Idee zu halten. Der ganze Fußboden im Vorderzimmer war mit seinen Tafeln bedeckt. Er hockte auf allen vieren und malte akkurat Buchstaben für Buchstaben. Dabei pfiff er und wiegte den Kopf im Takt. Seit Monaten war er nicht mehr so munter und vergnügt gewesen. Manchmal zog er seinen guten Anzug an und ging in die nächste Kneipe, um zur Beruhigung ein Glas Bier zu trinken. Auf den Tafeln stand zuerst:
    WILBUR KELLY
UHREN-REPARATURWERKSTATT
PREISWERT UND PROFESSIONELL
    »Weißt du, Mick, das muss richtig ins Auge springen. Das muss beim ersten Blick auffallen.«
    Sie half ihm, und er gab ihr fünfzehn Cent dafür. Anfangs waren die Schilder ganz in Ordnung. Dann aber murkste er so lange daran herum, bis sie verdorben waren. Er wollte immer noch mehr unterbringen – oben und unten und in allen vier Ecken. Zum Schluss war alles vollgeschmiert – ›Äußerst preiswert‹, ›Kommen Sie umgehend!‹ oder ›Bringe jede Uhr wieder zum Ticken.‹
    »Du hast so viel draufgeschrieben, dass man jetzt gar nichts mehr lesen kann«, sagte sie ihm.
    Er kaufte noch mehr Bleche und überließ ihr die Gestaltung. Sie malte große Blockbuchstaben und eine Uhr darauf. Bald war ein ganzer Stapel fertig. Ein Bekannter fuhr ihren Papa an den Stadtrand, wo er die Schilder an Bäume und Zaunpfähle nagelte. An beiden Enden ihrer Straße brachte er je ein Schild mit einer schwarzen Hand an, die zu ihrem Haus zeigte. Auch über der Haustür hing ein Schild.
    Am Tag nach der Reklameaktion wartete er im Vorderzimmer auf Kundschaft. Er hatte ein frisches Hemd angezogen und sogar eine Krawatte umgebunden. Niemand kam. Nur der Uhrmacher, für den er überschüssige Reparaturen zum halben Preis erledigte, schickte zwei Uhren. Das war alles. Ein schwerer Schlag für ihren Papa. Er sah sich jetzt auch nicht mehr anderweitig nach Arbeit um, suchte sich aber ständig irgendeine Beschäftigung im Haus. Er hob die Türen aus und ölte die Angeln – ob sie’s nötig hatten oder nicht. Er mischte die Margarine für Portia und scheuerte die Fußböden im ersten Stock. Er bastelte einen Apparat, der das Wasser aus dem Kühlkasten durchs Küchenfenster ableitete, schnitzte wunderschöne Holzbuchstaben für Ralph und erfand eine kleine Einfädelmaschine. Die Reparatur der wenigen Uhren, die ihm gebracht wurden, führte er sehr sorgfältig aus.
    Mick lief noch immer hinter Mister Singer her, obwohl sie es gar nicht wollte. Irgendwie kam es ihr unrecht vor, dass sie ihm ohne sein Wissen folgte. Zwei oder drei Tage schwänzte sie die Schule, folgte ihm auf seinem Weg zur Arbeit und trieb sich den ganzen Tag über in der Nähe seines Ladens herum. Als er in Mister Brannons Lokal zu Mittag aß, ging sie auch hinein und kaufte sich für fünf Cent eine Tüte Erdnüsse. Auf seinen langen Abendspaziergängen lief sie im Dunkeln hinter ihm her – immer auf der anderen Straßenseite und einen Block weit hinter ihm. Wenn er stehen blieb, tat sie es auch, und wenn er seinen Schritt beschleunigte, setzte sie sich in Trab, um ihn nicht aus den Augen zu verlieren. Solange sie ihn sehen und in seiner Nähe sein konnte, war sie recht glücklich. Manchmal aber überkam sie dieses sonderbare Gefühl; dann wusste sie, dass sie etwas Unrechtes tat. Deshalb versuchte sie sich irgendwie zu Hause zu beschäftigen.
    Darin war sie nun genau wie ihr Papa: Ständig musste sie etwas zu tun haben. Sie war über alle Geschehnisse im Haus und in der Nachbarschaft auf dem Laufenden. Spareribs’ große Schwester hatte bei einer Filmveranstaltung fünfzig Dollar gewonnen. Baby Wilson trug keinen Kopfverband mehr, aber ihr Haar war kurz geschoren wie bei einem Jungen. Da sie in diesem Jahr beim Schülerabend nicht mitwirken konnte, ging sie mit ihrer Mutter als Zuschauerin hin, und bei einer Nummer fing sie an zu schreien und zu toben. Man musste sie mit Gewalt aus dem Saal entfernen. Erst als Mrs.   Wilson sie auf der Straße verhauen hatte, beruhigte sich Baby wieder. Auch Mrs.   Wilson hatte geweint. George hasste Baby. Wenn sie am Haus vorüberging, hielt er sich Nase und Ohren zu. Pete Wells riss von zu Hause aus und blieb drei Wochen lang verschwunden. Barfuß und ausgehungert kam er schließlich zurück und prahlte, er wäre den ganzen Weg

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