Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Herz kennt die Wahrheit

Das Herz kennt die Wahrheit

Titel: Das Herz kennt die Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Langan
Vom Netzwerk:
Verlangens gefangen. Ohne darüber nachzudenken, wohin dies führen würde, stöhnte sie leise auf, während sie sich an ihn schmiegte.
    Er verlangte immer mehr. Alles. Seine Hände erkundeten ihren Leib und entfachten sengendes Feuer bei jeder Berührung. Er konnte nicht genug von ihr bekommen. Überall wollte er sie berühren.
    Doch als sie vor Wonne aufstöhnte, überfiel ihn mit einem Mal eine unheimliche Kälte. So schnell, wie die Begierde ihn überkommen hatte, war sie wieder abgeebbt. Er hob den Kopf und schaute Darcy in die Augen, in denen sich bereits die Leidenschaft spiegelte. Sein Blick hingegen war voller Sorgen und so aufgewühlt wie die sturmgepeitschte See.
    Es machte ihn wütend, dass sie sich ihm so freimütig hingab, obwohl er sie im Zorn geküsst hatte.
    Liebend gerne wäre er Darcys verheißungsvollem Blick gefolgt, um das zu nehmen, was sie offenkundig anbot; zur Hölle mit dem Mann, den sie geliebt und verloren hatte. Es ging ihn nichts an.
    Aber das stimmte nicht. Es ging ihn etwas an. Jetzt, da Newton mit ihm gesprochen hatte, konnte er ihren schweren Verlust nicht einfach vergessen. Newtons Worte nagten an ihm, rissen an seiner Seele. Und verhöhnten ihn. Er wäre verdammt, wenn er sich darauf einließe, den Platz eines toten Mannes einzunehmen.
    "Gute Nacht, Captain." Er ließ die Arme sinken und kehrte sich ab. Darcy stand allein an der Bordwand, während er sich grübelnd ins Mannschaftsquartier begab.

9. Kapitel
     
    Darcy hörte, wie Gryfs Schritte verhallten.
    Was war soeben geschehen? Sie war sich nicht ganz sicher. Zuerst war da diese wilde Leidenschaft gewesen. Und dann hatte sie etwas in seinen Augen aufflammen sehen und den Zorn in seinem Tonfall gehört. Ein Zorn, der gegen sie gerichtet zu sein schien. Doch was hatte sie gesagt oder getan, das diese Wut ausgelöst hatte?
    Angestrengt dachte sie nach und fragte sich, was ihn verstimmt haben könnte. Einerseits berührte er sie, küsste sie und zog sie in sein Netz aus Leidenschaft. Im nächsten Augenblick war er abweisend und zurückhaltend und ließ nichts unversucht, um sie loszuwerden.
    In seinem Kuss hatte sie eine unterschwellige, dunkle Kraft gespürt, als hätte er versucht, sie zu verschlingen. Ein Schauer lief ihr über den Rücken. Seine ungestüme Leidenschaft erregte und beunruhigte sie gleichermaßen. Es stimmte, dass sie in einer Männerwelt lebte, in einer Welt von Schurken, Piraten und blutigen Gefechten. Doch es war ihr stets gelungen, sich von den anderen Leidenschaften fern zu halten, denen sich der Rest der Besatzung hingab.
    Vielleicht braucht Gryf einfach nur eine Frau, dachte sie unwillig. Irgendeine Frau. Wahrscheinlich hatte er während des Aufenthalts im Dorf gesehen, dass die anderen Seeleute sich mit den Frauen aus der Schenke vergnügten. Es gab immer welche in den Tavernen der Hafenviertel, die darauf hofften, die Aufmerksamkeit der Seeleute zu erregen, die ein paar Geldstücke in der Tasche hatten.
    Sie wusste so wenig über Gryf. Er war ein Einzelgänger, der sich im Schatten aufhielt, um seine Narben zu verbergen. Vielleicht hatte sich eine Frau im Wirtshaus geweigert, seine Entstellungen zu übersehen.
    Entstellungen. Das Wort allein erregte ihr Missfallen. Trotz der runzeligen Narben auf seinem Hals und Rücken war er wohlgestaltet. Und obwohl er sich beharrlich unter seinem Bart und der Hutkrempe versteckte, war das, was sie bislang gesehen hatte, auffallend attraktiv. Ja. Attraktiv genug, um die Blicke jeder Frau auf sich zu ziehen.
    Bei diesem Gedanken verspürte sie einen heftigen Stich im Herzen. Sie konnte die Vorstellung nicht ertragen, dass er in den Armen einer anderen Frau lag. Dennoch, woher nahm sie das Recht, solchen Gedanken nachzuhängen? Er war kaum mehr als ein Fremder. Ein Seemann, den sie angeheuert hatten, um die verschwundenen Matrosen zu ersetzen. Und sobald diese Fahrt vorüber wäre, würde er gewiss auf einem anderen Schiff anheuern, zu einem entfernten Land segeln und sich nie mehr blicken lassen.
    Nun, sollte er doch fortgehen. Dann wäre sie ihn los.
    Männer, dachte sie, als der Zorn in ihr aufflammte. Sie hatte Männer noch nie verstanden. Und war auch nicht bereit, es zu versuchen.
    Wenn Gryf glaubte, er könnte sie zum Narren halten, hatte er sich gründlich getäuscht. In ihr hatte er einen gleichwertigen Gegner gefunden. Sie würde ihm aus dem Weg gehen, mochte dies auf dem Schiff auch noch so schwer sein.
    Sie schluckte, denn sie spürte einen Kloß im Hals.

Weitere Kostenlose Bücher