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Das Herz meines Feindes

Das Herz meines Feindes

Titel: Das Herz meines Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rexanne Becnel
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gend, obwohl es ein paar gab, die sich von diesen Malen des Krieges auf abartige Weise angezogen fühlten. Ich bin froh, dass du zu denen gehörst, die sich voller Abscheu von ihm abwenden.«
    Lilliane antwortete nicht. Es stimmte, dass Sir Corbett sie in Angst versetzte. Aber dafür konnte sie keineswegs sein geschundenes Fleisch verantwortlich machen. Die Narben hatte sie schrecklich, aber nicht abstoßend gefunden. Unwill kürlich dachte sie an die drei klaffenden Narben der Bären klaue, die sie auf seiner Schulter gesehen hatte, und erneut schauderte sie vor Schrecken und Ehrfurcht.
    Diese Erinnerung übermannte sie, und sie sah William an in dem Versuch, Sir Corbetts Bild aus ihrem Geist zu vertreiben. Sir William of Dearne war ein unglaublich gutaussehen der Mann. Vollkommen ebenmäßige Gesichtszüge und eine weiche, narbe n lose Haut hatten ihn zum Liebling vieler Frauen jeden Alters gemacht. Und doch verspürte Lilliane nicht die gleiche Faszination für ihn, die sie früher einmal empfunden hatte. Um seinen Mund spielte jetzt ein gereizter Zug. Oder war der immer schon da gewesen?
    Lilliane runzelte die Stirn und wandte sich von ihm ab. Energisch schritt sie auf die massiven Doppelt ü ren zu. Aber er folgte ihr. Bevor sie noch die wenigen Stufen erklimmen konnte, die in den Schlosshof führten, hielt er sie erneut auf.
    »Lilliane…« Seine blauen Augen hefteten sich direkt auf sie. Aber als sie ihren Blick nicht senkte, wandte er die Au gen ab. Er streckte die Hand aus, um sanft ihre Wange zu liebkosen. »So hätte es nicht für uns sein sollen.«
    »Nein«, stimmte Lilliane mit zartem Flüstern zu. Ihr Herz war schwer vor Sehnsucht nach der Verga n genheit. »Nein, so nicht.«
    Als Lilliane den Schlosshof in Richtung Taube n schlag überquert hatte, kämpfte sie gegen die Tränen an. Die Tau ben erhoben sich bei ihrem Eintreten aufgeregt in die Lüfte und wirbelten eine Staubwolke auf. Sie beobachtete, wie die Vögel sich langsam wieder auf ihren Stangen niederließen. Wie so viele andere Dinge auf Orrick schien die Zeit den Taubenschlag nicht verändert zu haben. Häufig hatte sie hier als Kind Trost gesucht, wenn ihr irgendein Leid widerfahren war. Das sanfte Gurren der Tauben hatte sie immer beruhigt.
    Aber selbst diese sanfte, beruhigende Erinnerung an die Verga n genheit konnte Lillianes gequältem Geist keine Lin derung verscha f fen. Mit einer wütenden Geste wischte sie die Tränen ab. Alles war so ungerecht! Absolut ungerecht! Noch nicht einmal der Luxus, ihrer verlorenen Liebe zu Wil liam nachzutrauern, wurde ihr gewährt, denn irgendwie war er nicht mehr der gleiche junge Mann, von dem sie ge glaubt hatte, dass sie ihn liebte. Er hatte sich verändert.
    Oder vielleicht hatte sie sich verändert.
    Lilliane hob den Saum ihres Unterkleides, um sich das Gesicht zu trocknen, wobei sie der neuerlichen Bewegung unter den Tauben keine Beachtung schenkte. Ihre Gedanken kreisten zusammenhanglos um ihre verlorenen Träume und die bittere Wahrheit der Wirklichkeit. Dann schien es ihr plötzlich, als ob die Realität tatsächlich unerbittlich sei, denn eine große Hand umfasste die ihre, und sie blickte in Sir Cor betts finster dreinblickendes Gesicht.
    Sie keuchte, so erschrocken war sie. Aber er gab ihr keine Zeit, um sich zu fassen. »Also William of Dearne ist es, nach dem Ihr Euch verzehrt. Wenn ich daran denke, dass ich Euch für eine reine Jungfrau gehalten habe.«
    »Wie könnt Ihr es wagen!« schrie sie wahrhaft er schrocken. »Ihr habt kein Recht, eine solche Anklage gegen mich zu erheben…«
    »Wenn nicht in der Tat, so doch sicherlich .in Gedanken«, fiel er ihr ins Wort. »Wollt Ihr etwa Eure Tränen verleug nen?« Er ließ den Daumen seiner anderen Hand über ihre Wange gleiten und wischte die Spur einer letzten Träne fort. Das hätte eine zärtliche Geste sein können, aber die Grau samkeit seiner Anklage verwandelte sie in eine kalte und beleidigende Geste.
    Sie wandte ihr Gesicht ab. »Er ist verheiratet.«
    »Genau«, antwortete er grimmig.
    Sie verstummte bei seiner Andeutung, entrüstet, dass er so etwas von ihr denken konnte. Dann erholte sich ihre erstarr te Seek wieder, und mit einem schnellen Ruck befreite sie sich aus seinem Griff. »Ihr denkt wie ein gemeiner… ein ge meiner…« Sie kämpfte um eine Beleidigung, die schlimm genug für ihn war.
    »Ein gemeiner Bastard?« half er ihr mit einem kalten La chen aus. »Ich versichere Euch, ich bin weder von niedriger Abstammung

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