Das Herz Von Elowia
schmerzlichen Stich in seinem Herzen.
»Was soll ich tun?«, flüsterte er die Frage, die er sich in letzter Zeit sehr oft gestellt hatte und wieder lag es an ihm eine Antwort zu finden, die er mit seinem Gewissen vereinbaren konnte.
Sie lächelte ihn schief an. »Du musst das tun, was weniger Leid verursacht. Ich bin nur eine unbedeutende Person im Vergleich zu einem ganzen Volk.«
Er stütze sich am Baum ab, ihm war schrecklich kalt und er zitterte. »Leid lässt sich nicht aufwiegen, Senna. Niemals.«
Senna sah ihn aus großen Augen an. Harukan wollte sie nicht mehr anschauen und drehte seinen Kopf weg. Er fühlte sich erschöpft und tastete Trost suchend nach seinem Juwel.
Die Umgebung verschwamm vor seinen Augen und er sackte zusammen. Seine Haut riss an der kantigen Rinde des Baumes auf, als er ungebremst auf den sandigen Boden fiel.
Ihm war kalt. So kalt. Schwarze Haare kitzelten ihn, als sich Senna über ihn beugte. Ihre Hände umfassten vorsichtig sein Gesicht und sie beugte sich hinunter. Ihre Lippen berührten sein Ohr und er hörte sie flüstern: »Harukan. Harukan. Harukan nicht.« Ihre Stimme verblasste.
Es dauerte, bis er wieder zu sich kam, umso erschrockener war er, als er sich in schwindeliger Höhe wieder fand. Er lag auf dem breiten Rücken eines schuppigen Tieres, und als er sich vorsichtig regte, wandte das Ungetüm seinen langen Schlangenhals und glupschte ihn aus roten Augen an. Harukan wurde bleich, geistesgegenwärtig riss er seine Fäuste hoch, um die Kiefer des Tieres abwehren zu können, doch das Tier öffnete nur sein gigantisches Maul, um ihn zu beschwichtigen. Was die Sache nicht besser machte, da sich Harukan immer noch nicht daran gewöhnen konnte, dass Tiere sprechen konnten.
»Totenkrieger. Meine Herrin befahl mir dich zu tragen und auf dich aufzupassen«, grollte das Vieh und rollte dabei missmutig mit seinen Augen, um seinen Unmut über diesen Befehl Luft zu machen.
Harukan richtete sich nun gänzlich auf und sah zu seiner Erleichterung neben sich eine weitere groteske Gestalt fliegen auf der Senna saß und ihm fröhlich zu winkte.
»Du bist ein..?«, wollte Harukan wissen, als er sich vorsichtig in Richtung Kopf des Tieres vorwärts balancierte.
»Ein Totenflieger, ein Geschöpf aus dem Reich der Dämonen. Meine Herrin hatte mich gerufen und ich bin ihrem Ruf gefolgt, kleiner Totenkrieger.«
»Ich bin ein Diamantaner«, verbesserte ihn Harukan und winkte Senna zurück.
Der roten Augen des Totenfliegers verengten sich. »Du bist ein Totenkrieger.«
»Wie kommst du denn da drauf. Siehst du nicht meinen Diamanten? Ich bin ein Diamantaner«, und mit einem selbstgefälligen Grinsen fügte er hinzu. »Und jetzt ein sehr Mächtiger.«
Der Totenflieger schüttelte seinen schweren Kopf und Harukan wurde unsanft umgerissen. »Dein Diamant übersieht man nicht, aber du bist tot und damit ein Totenkrieger«, brummte er griesgrämig. Er machte keinen Hehl daraus, dass er Harukan nicht gerade in sein Herz geschlossen hatte.
Harukan wäre beinahe von dem Rücken des Tieres gerutscht, konnte sich aber gerade noch irgendwie an den großen Schuppen des Monsters festkrallen. »Ich bin tot?«, echote er völlig überwältigt von seinen sich überschlagenden Gedanken.
Das Tier wippte mit seinem Kopf. »Dein Herz schlägt schon lange nicht mehr. Dein Körper ist tot und nur noch das Pulsieren deines Steins hält dich am Leben.«
Er rümpfte seine Nase und entblößte dabei eine Reihe von scharfen Zähnen. »Du riechst nach Tod. Du bist tot und bleibst tot. Für immer.«
Harukan sagte gar nichts mehr, er war wie versteinert und sah mit verschleiertem Blick zu Senna hinüber, deren aufgesetzte Fröhlichkeit verschwunden war. Sie sah ihn beinahe mitleidig an. Sie hatte ihn also doch nicht mehr retten können. Sie hatte es schon die ganze Zeit gewusst, seit er das erste Mal seine Augen aufgeschlagen hatte und sie hatte geschwiegen.
Er ballte seine kalten Hände ineinander und sah angewidert auf das rote Ding hinab, dass sein Herz und sein Leben ersetzten sollte: sein blutroter Lava-Diamant. Das war also der Grund dafür, dass sein Stein ihm nicht mehr schaden konnte, er war tot.
Dieses abscheuliche Wort hallte immer wieder in seinem Kopf: »Tot, tot, tot ... für immer tot.« Er ließ seinen Kopf hängen und sprach mit zittrigen Lippen den Titel, den das Ungetüm für ihn gewählt hatte »Totenkrieger.« Er war ein Totenkrieger auf einem Totenflieger. Er war jetzt genauso wenig ein Geschöpf aus seiner
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