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Das Herz von Veridon: Roman (German Edition)

Das Herz von Veridon: Roman (German Edition)

Titel: Das Herz von Veridon: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Akers
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schon, dass Mr Valentine letztlich jemanden schicken würde. Als ich deinen Namen auf der Gästeliste sah, ahnte ich, dass du es sein könntest.« Sie trank einen Schluck Wein und drehte sich mir zu. »Bist du es?«
    »Kann ich nicht die Stätten meiner Kindheit besuchen? Mit einigen meiner alten Freunde aus dem Korps zu Abend essen? Mir eine Aufführung ansehen? Du hast mir eine Einladung geschickt. Ich habe angenommen.«
    Sie schnaubte und richtete den Blick wieder auf die Tafel. Sie bestand aus altem Messing, eingelassen in einen Stein, der wahrscheinlich insgeheim aus Veridon hergebracht worden war. Es handelte sich um den Namensbescheid der Tombs. Wir hatten auch irgendwo einen. Unseren hatte ich seit Jahren nicht mehr gesehen.
    »Nicht besonders beeindruckend, oder? Bloß Metall und Worte.«
    »Metall, Worte und Macht.« Ich legte ihr eine Hand auf die Schulter. »Dafür tun wir vieles, Angela. Wir tun, was wir tun müssen.«
    Sie drehte mir den Kopf zu. »Warum also bist du hier, Jacob Burn? Nur, um alte Freunde zu besuchen?«
    Einen Moment lang wünschte ich, dass es so wäre, dass meine Anwesenheit rein gesellschaftlicher Natur wäre, dass meine Einladung von ihr statt von Valentine stammte. Ich reichte ihr die Spieldose. Angela öffnete sie und sah mich an, als die Musik den Raum erfüllte. Sie stellte ihren Wein ab.
    »Tja«, meinte sie leise. Sie legte die Spieldose auf das Regal vor ihr und starrte sie gedankenverloren an. »Was für ein Ding. Nicht, was ich erwartet hatte. Ich glaube, ich verstehe, weshalb sie dich geschickt haben.«
    »Wie bitte?«
    »Oh … nichts. Nur ein wenig Nostalgie. Jemand spielt mir einen kleinen Streich.« Fast traurig schloss sie die Dose und wandte sich mir zu.
    »Es ist schön, dich wiederzusehen, Jacob. Selbst unter diesen Umständen.« Sie lehnte sich zwanglos an die Tafel. Ihre Finger strichen über das uralte Metall. »Selbst wenn du wegen eines Auftrags hier bist.«
    »Ich freue mich auch, dich zu sehen. Wie stehen die Dinge im Rat?«
    »Sie sind interessanter, als ihnen zusteht. Du solltest öfter zu Besuch kommen. Zu den Familien, meine ich.« Sie kicherte leise. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass du die Ratssitzungen besuchen willst.«
    »Ich wäre dort ohnehin nicht willkommen.« Ich lächelte. Angela und ich waren uns zwar nie besonders nahegestanden, trotzdem fand ich es schön, dass sie sich an mich erinnerte.
    »Ja, dein Vater. Und diese grässlichen Fabrikleute, die so viele Familien gekauft haben. Aber ich bin froh, dass uns die Burns erhalten geblieben sind.«
    »Tja, damit habe ich nichts zu tun«, gab ich zurück. Sie zuckte mit den Schultern.
    »Mag sein. Bleibst du über Nacht?«
    »Was, hier? Ich wusste nicht, dass es eine Feier dieser Art ist.«
    Sie lachte, und dadurch fielen Jahre von ihr ab. Plötzlich wirkte sie völlig unpassend gekleidet, wie die Tochter einer Adligen in den Prunkgewändern ihrer Mutter, plump.
    »Ist es nicht, jedenfalls noch nicht. Wir werden sehen, wie die Dinge enden.«
    »Ich kann nicht bleiben. Ich habe in der Stadt zu tun. Aber vielleicht ein anderes Mal. Es wäre schön, wieder etwas Zeit auf dem Land zu verbringen.«
    »Hm. Ja, vielleicht.« Sie ergriff ihr Weinglas. »Verzeih, aber ich muss mich um die Feier kümmern. Äh …« Auf dem Weg zur Tür hielt sie inne. »Vielleicht solltest du ein Weilchen hierbleiben. Du weißt schon, des Anstands wegen.«
    »Natürlich.« Ich trank von meinem Wein und nickte.
    Sie verließ den Raum durch dieselbe Tür, durch die ich eingetreten war. Ich wartete, lauschte ihren den Flur entlang verschwindenden Schritten. Mein Blick wanderte zur Spieldose, dann zuckte ich mit den Schultern und trank einen weiteren Schluck. Als es so klang, als hätte Lady Tomb die unmittelbare Umgebung verlassen, nickte ich der einsamen Tafel respektvoll zu, stellte mein Weinglas auf einem nahen Regal ab und ging hinaus auf den Korridor.
    Ich lief mit raschen Schritten, weil ich die Übergabe mit Prescott hinter mich bringen wollte. Meine Gedanken schweiften zu dem seltsamen Mann im Theater ab, während ich zu entscheiden versuchte, wie sich die Transaktion mit Prescott diskret abwickeln ließe, damit ich schleunigst von diesem verfluchten Berg weg und zurück nach Veridon konnte. Unverhofft trat Harold lautlos aus einem Nebengang und reihte sich neben mir ein. Er trug ein Paket unter dem Arm.
    »Mr Burn. Verlief das Treffen zu Ihrer Zufriedenheit?«
    »Ich denke schon. Ich brauche schnellstmöglich eine

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