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Das Herz von Veridon: Roman (German Edition)

Das Herz von Veridon: Roman (German Edition)

Titel: Das Herz von Veridon: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Akers
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Bogen, vor und zurück, Kopf und Klaue, Kopf und Klaue, und jeder heftige Treffer ließ Blut aufspritzen.
    Das Ende kam plötzlich, als würde ein Licht ausgeschaltet. Er sank auf die Knie und fiel auf die Hände. Sein gesamter Körper schien von ihm zu fließen. Eine glitzernde Flut kullerte in das Wasser des überschwemmten Rasens, winzige glatte Hülsen, die sich verteilten wie eine Welle in einem Teich. Als sie wegwuselten, ließen sie einen Körper zurück, ein Mädchen. Ich drehte sie mit der Klaue des Hammers herum. Rotes Blut verschmierte ihr weißes Kleid. Es war das Sommermädchen, die Darstellerin, die mit offenem Mund auf dem Boden lag. Die zierlichen Maschinen ihres Mundes arbeiteten im Regen.
    Ich ergriff meine Pistole und ging zurück zum Haus. Die Lichter brannten noch, die Männer des Korps rannten brüllend mit ihren Gewehren umher. Ich schlich seitlich am Gebäude entlang zur Garage. Dort stahl ich eine der zahnradgetriebenen Droschken, durchbrach damit das Tor und trat die Straße hinab den langen Weg nach Veridon an.

Kapitel 4
    ÜBERLEBEN ODER AUCH NICHT
    Ich fuhr mit der Droschke nach Toth und ließ sie dort in einem Stall unter dem Namen der Familie Tomb zurück. Es regnete immer noch, als ich zum Soldatentor gelangte, und meine Kleider waren triefnass. Das Blut und das Öl quollen zwar nicht mehr aus meiner Brust, aber mein Herz hatte ein unangenehmes Mahlen entwickelt, das ich in den Zähnen spüren konnte. Bis zum Sonnenaufgang würde noch eine Stunde vergehen, obwohl sich die frühesten Bürger des neuen Tages und die spätesten des vergangenen auf den Straßen befanden.
    Ich löste letztlich den Hammer von meinen vor Kälte steifen Fingern und warf ihn nahe der Bellingzeil in die Gosse, dann stieg ich in die Pneumatikbahn, die ins Stadtzentrum fuhr. Ich ignorierte die starrenden Blicke der Fabrikarbeiter und Geschäftsleute, suchte mir einen Sitzplatz und lehnte den Kopf gegen das Fenster, während wir über der Stadt dahinrasten und der Wagen durch die Kurven schaukelte. Das Rohr, das zwischen den Schienen verlief, atmete in lauten, keuchenden Seufzern Dampf und Hitze aus. Unter uns geriet die Stadt außer Sicht, als wir über die Terrassen fuhren. Je weiter wir uns von der Bellingzeil entfernten, desto neuer wurden die Gebäude. Hier oben, in den ehrgeizigen Umlaufbahnen Veridons, roch alles nach Feuer und Energie.
    Mein Verstand war wie betäubt. Um meine Schläfen braute sich ein Sturm von Besorgnis zusammen, doch ich vermochte noch nicht, ihn zu durchdringen. Das Korps würde nach mir suchen, würde Fragen über Prescott und den Engel stellen. Dasselbe galt für denjenigen, der das Sommermädchen geschickt hatte – denjenigen, der das Muster eines Mörders in ihren Kopf gebrannt und ihren Körper in eine Waffe aus dem Reich der Mythen umgestaltet hatte, wer immer derjenige auch sein mochte. Auch die Pistole musste irgendwohin führen, auch hinter ihr musst jemand stehen. Der Absturz der Pracht zog jede Menge Ärger nach sich.
    Der Sturm zerriss den Himmel noch immer, als ich an den Ausläufern des Fackellichts aus der Pneumatikbahn stieg. Ich lief durch den Brückenbezirk, kaufte mir Kesselsuppe und aß sie unterwegs. Ich fühlte mich abgezehrt, als hätten die Ereignisse der Nacht mich mehrfach zerrieben und bei jedem Schritt Splitter meiner selbst hinter mir zurückgelassen. Meine Überreste stiegen zum Fackellicht empor.
    Im Gehen zog ich den Ausweis aus meiner Tasche. Wellons starrte zu mir empor, sauber rasiert, jung. Es war schwierig, darin die aufgedunsene Fratze zu erkennen, die ich auf den Höhen gesehen hatte. Egal. Jemand musste wissen, wer er war und wie er auf den Sommersitz der Tombs gelangt war. Ich steckte den Ausweis weg und dachte darüber nach. Calvin vielleicht? Würde er schon wach sein?
    Calvins Unterkunft war eine Kaserne abseits des Stützpunkts, eigentlich ein Wohnblock, den das Korps für höherrangiges Personal mietete, das nicht innerhalb der Mauern des Forts untergebracht werden konnte. Es handelte sich um ein altes Schindelgebäude, dessen dünne Bretter sich bereits von ihren Nägeln schälten. Über die verzogenen, fleckigen Seiten rann Pech herab. Für das Korps ist das Beste gerade gut genug.
    Die Nähe zu Leuten wie Calvin war der Grund, weshalb ich mein Zimmer im Fackellicht hatte. Meine Kontakte im Korps waren alles, was ich besaß. Sie und ein guter Name, allerdings half beides nur bis zu einem gewissen Grad. Vor dem Haus stand ein Wächter,

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