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Das Herz von Veridon: Roman (German Edition)

Das Herz von Veridon: Roman (German Edition)

Titel: Das Herz von Veridon: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Akers
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Tötungsfabrik, einem Algorithmus der Gefahr und Einschüchterung. Typen wie er versteckten es nicht, sie ließen das Blech sichtbar. Aber Valentine? Nein, Valentine war nicht wie dieser Bursche. Der verkörperte eine Maschine. Valentine verkörperte Kunst.
    Hauptsächlich lag es an seinem Gesicht. Valentines Kopf bestand aus sorgsam geschnitztem Dunkelholz, auf Hochglanz poliert. Keinerlei Metall war zu sehen. Sein Antlitz glich einer minimalistischen Skulptur: Lippen und Wangenknochen aus Dunkelholz, Andeutungen eines Kinns, einer Nase und von Augenbrauen, die über einer schattigen Leere und den nackten Zuckungen von Getrieben schwebten. Die einzelnen Teile waren animiert, bewegten sich leise auf verborgenen Schienen, klackten leicht aneinander, wenn er lächelte, redete oder eine finstere Miene aufsetzte. Letzteres tat er gerade, als er mich wartend ansah.
    »Hast ja einen ereignisreichen Tag«, meinte er. Seine Stimme wurde metallisch erzeugt, eine Stimme, wie sie eine Mundharmonika vermutlich haben würde.
    »Ja. Ich meine …« Ich überlegte, wie viel er wissen konnte. »Ja.«
    »Geht mir genauso. Ich habe ebenfalls einen ereignisreichen Tag.« Er richtete sich ein wenig auf und breitete die Hände auf dem Schreibtisch aus wie ein Blinder, der seine Umgebung abtastet. Ich hatte schon immer gefunden, dass seine Hände etwas zu groß geraten waren. Im Vergleich zum restlichen Körper wirkten sie ungünstig proportioniert, zu klobig. »Ich frage mich, ob unsere Tage ähnlich sind. Ob wir vielleicht dieselben … Komplikationen haben.«
    »Könnte sein.«
    Er nickte abwesend. »Könnte sein. Wo ist Emily, Jacob?«
    »Emily. Ich weiß es nicht. Solltest du so etwas nicht Cacher fragen?«
    »Ich glaube, Cacher würde dir selbst gern diese Frage stellen.« Valentine schaute über meine Schulter, starrte an die Wand. Die Maschinen seines Gesichts wurden träge. »Ich denke, würde er dich fragen, wäre das erheblich unangenehmer.« Er konzentrierte sich wieder auf mich, beugte sich vor. »Für dich. Also: Wo ist Emily?«
    »Ich habe doch schon gesagt, dass ich es nicht weiß. Hab sie seit diesem Auftrag nicht mehr gesehen.«
    »Ich habe viele Töpfe am Köcheln, Jacob. Seit welchem Auftrag?«
    »Die Sache mit Tomb und das Geschäft mit Prescott. Du hast mich auf die Höhen hinaufgeschickt, damit ich mich darum kümmere.«
    »Ich habe dich auf die Höhen hinaufgeschickt. Und das Geschäft mit Prescott.« Er nickte. »Ich habe Emily damit beauftragt, das Geschäft mit Prescott abzuwickeln, und ich nehme an, sie hat dich dafür verpflichtet.«
    »Richtig.«
    »Und du hast die Abwicklung arrangiert.« Er verstummte kurz und richtete den Blick auf seine Hand. »Oben auf den Höhen?«
    »Emily sagte, das wäre ein Bestandteil der Vereinbarung. Sie meinte, Prescott wolle die Übergabe nur dort vornehmen.« Natürlich wusste ich, dass dies nicht ganz der Wahrheit entsprach, jedenfalls nicht laut Prescott. Aber ich erzählte die Geschichte so, wie ich sie kannte. »Und da ich schon dort war, ließ sie mich die Sache mit Tomb gleich miterledigen.«
    »Die Sache mit Tomb.« Er verschränkte die Hände ineinander. »Sie hat dir also einen weiteren Auftrag für eine andere Organisation übertragen?«
    »Nein, ich …« Und plötzlich wurde mir klar, dass ich es nicht wusste. Sie hatte erklärt, der Handel mit Prescott käme von Valentine, zu der Sache mit Tomb hatte sie allerdings keine genauen Angaben gemacht. »Emily hat angedeutet, dass der Auftrag von dir käme. Dass die Tombs Kooperationsbereitschaft angedeutet hätten und du ein wenig darauf zurückgreifen wolltest. Sie gab mir etwas, das ich Angela Tomb überreichen sollte. Emily dachte, wegen meiner Vorgeschichte wäre ich für das Treffen geeignet.«
    »Was hat sie dir gegeben?«
    »Eine Spieldose. Mit irgendeinem alten Lied.«
    Er schwieg eine Weile, starrte mich nur an. Sein Gesicht tickte leicht, krampfte sich zusammen und löste sich, und das Dunkelholz klopfte. Ich rutschte auf dem Sitz hin und her, versuchte zwar, mich ruhig zu geben, lieferte aber wahrscheinlich eine lausige Vorstellung ab. In meinem Kopf bildete sich eine unangenehme Linie, die vom Mechagen zu den unerklärlichen Ereignissen auf den Höhen verlief und sich mit Emily kreuzte. Ich machte mir Sorgen um sie.
    »Ist sie verschwunden?«, wollte ich wissen. »Geht es ihr gut?«
    Seine Miene wurde ausgeglichen, als wäre er abwesend gewesen und nun in seinen Körper zurückgerufen worden. »Wir wissen es

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