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Das Herz von Veridon: Roman (German Edition)

Das Herz von Veridon: Roman (German Edition)

Titel: Das Herz von Veridon: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Akers
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meinen Augen zu lösen, doch er lächelte dabei die ganze Zeit. Ich drehte mich zu den Wachen um.
    »Es ist am besten, wenn er mitkommt.«
    »Aber die Lady hat gesagt …«
    »Angela wird es verstehen. Ehrlich, es ist für alle besser, wenn er mich begleitet.«
    Sie wichen ein Stück zurück. Der Bote zuckte mit den Schultern, und der Hauptmann der Gardisten nickte.
    »Ist ja dein Kopf, wenn er Schwierigkeiten macht«, meinte der Hauptmann zu mir.
    »Sicher doch.«
    Der neue Gardist schloss das Tor auf und ließ mich hinein, dann verriegelte er es von innen wieder. Die Männer draußen schienen keinen Schlüssel zu haben.
    »Lässt man euch einfach draußen im Regen stehen?«, fragte ich den Obergardisten. Er zuckte mit der Schulter, drehte dem Tor den Rücken zu und starrte zu den Stallungen.
    »Kommt«, forderte mich der neue Gardist auf. Er wirkte deutlich sauberer, und seine Uniform saß zu perfekt. Wahrscheinlich hielt er sich gar nicht gern in der Nähe der Tore auf. Ich nickte und folgte ihm ins Haus. Als wir das Tor hinter uns gelassen hatten, schleuderte ich Wilson einen Blick zu. Er zuckte mit den Schultern und hörte auf zu lächeln.
    »Du lässt mich nicht einfach so zurück, Jacob.«
    »Das habe ich gesehen. Aber es besteht kein Grund für Drohungen.«
    »Drohungen sind eine Sprache, die du zu verstehen scheinst.« Er streckte die Arme und rückte die in seinem Mantel verborgenen Messer zurecht. »Allerdings gibt es auch keinen Grund, warum wir bei dieser Sache nicht zusammenarbeiten können.«
    »Wenn du das sagst.«
    Im Inneren befanden sich etliche weitere Häusler, mehr, als ich erwartet hatte. Vielleicht stimmte die Geschichte von den Unruhen. Man hatte sich nicht einmal die Mühe gemacht, mich zu entwaffnen, als ich das Gelände betreten hatte. Ich betastete den Revolver an meinem Gürtel und sah mich um. Im Haus herrschte Stille.
    Angela empfing uns im Esszimmer. Der lange Tisch präsentierte sich leer, eine Phalanx von Stühlen lehnte daran. Das einzige andere Möbelstück bildete ein leerer Porzellanschrank.
    Angela stand am Fenster und betrachtete einen der kleinen Gärten, die das Grundstück sprenkelten. Sie trug eine Reitjacke und eine Hose in sattem Kastanienbraun. Der Gardist ließ uns allein und schloss die Tür. Ich bedeutete Wilson, seitlich einen Schritt hinter mir zu bleiben. Wenn Angela ihn für eine Art Diener hielt, würde sie ihn vielleicht ignorieren.
    »Angela«, sagte ich.
    »Ich dachte mir schon, dass du es sein könntest.« Sie hatte die Arme vor der Brust verschränkt und drehte sich nicht um. »Als Harold sagte, es sei jemand mit Neuigkeiten von den Höhen, dachte ich mir, dass du es sein musst.«
    »Ich hatte gehofft, wir könnten darüber reden«, erwiderte ich und ging zum Tisch. »Eine Menge merkwürdige Dinge gehen vor sich. Vielleicht können wir … ich weiß nicht, ein paar Dinge klarstellen.«
    Sie nickte, wirkte fast abwesend.
    »Es ist dir gelungen, an den Ordnungshütern vorbeizugelangen?«, fragte sie.
    »Ja. Ich bin hintenrum hereingekommen.«
    »Dort sind keine Beamten?«
    »Ein paar. Sie verstecken sich, aber sie sind da.«
    Abermals nickte sie, dann kratzte sie sich am Hals und drehte sich zu mir um. Als sie Wilson erblickte, hielt sie inne, zog die Augenbrauen hoch und sah mich fragend an.
    »Ein Freund«, erklärte ich.
    »Aha. Freunde sind gut«, meinte sie. Dann seufzte sie, und es klang, als wäre sie unvorstellbar müde, wie ein Kind, das kurz davor ist, nach einem langen Sommertag einzuschlafen. Das erinnerte mich an die jüngere Angela, an das Mädchen, das ich gekannt hatte. In diesen Kleidern, an diesem Ort war es schwierig, jenes Mädchen in ihr zu sehen; schwierig, sich daran zu erinnern, dass wir zusammen Kinder gewesen waren.
    »Was ist mit den Höhen?«, fragte sie, deutete auf den leeren Tisch, ging hinüber und kippte einen Stuhl auf seine Beine. Sie setzte sich. »Worüber wolltest du reden?«
    Ich nahm auf einem Stuhl ihr gegenüber Platz und legte die Hände auf den Tisch. Wilson trat ans Fenster und tat so, als beachte er uns nicht. »Ich habe ein paar ziemlich aktive Tage hinter mir, Angela.«
    Sie lächelte. »Davon bin ich überzeugt. Aber ich dachte, daran wärst du gewöhnt. Den Geschichten nach zu urteilen, die ich gehört habe, führst du allgemein ein recht aktives Leben.«
    »Geschichten.« Ich zuckte mit den Schultern. »In letzter Zeit war es interessanter als sonst. Viele der Dinge, die ich darüber weiß, wie diese Stadt

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