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Das Herz von Veridon: Roman (German Edition)

Das Herz von Veridon: Roman (German Edition)

Titel: Das Herz von Veridon: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Akers
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ehrfürchtig.
    »Der Engel«, flüsterte Wilson. »Wir müssen sofort verschwinden.«
    »Ja, müsst ihr. Oh ihr Götter, und wie ihr das müsst. Er ist schon an der Tür.«
    Die Tür am Kopf der Treppe schepperte. Staub rieselte in breiten Schwaden von der Decke. Das Scheppern setzte sich gleichmäßig wie ein Metronom fort.
    »Das dürfte interessant werden«, meinte Tomb. »Ich sollte dir danken, Burn. Du hast mir einen guten Tag beschert.«
    »Diese Kreatur wird versuchen, Sie umzubringen«, gab ich zu bedenken.
    »Vielleicht. Hier.« Maschinen rotierten, und an der Wand gegenüber dem Haupteingang öffnete sich eine Tür. »Der Tunnel führt zu einem verdeckten Kanal in der Nähe der Bellingzeil. Soweit ich weiß, ist es ein ziemlich langer Marsch. Ist für den Fall gedacht, dass man mich irgendwann einmal wegschaffen muss.«
    »Sie würden nie durch diese Tür passen.«
    »Verzweiflung und Technologie können Erstaunliches vollbringen«, gab er zurück. »Und jetzt beeilt euch. Er ist beharrlich.«
    Wir eilten zur Tür hinaus. Ich hielt noch einmal inne, um zurückzuschauen. Der Blick der aufgedunsenen Augen des Greises hatte sich auf die andere Tür geheftet und beobachteten, wie der Engel sich langsam den Weg hereinbahnte wie die Flut, die gegen eine felsige Küste brandet. Dann schloss sich die Tür hinter uns.
    Danach erinnere ich mich nur an wenig. Die Dunkelheit ging in ein Grau über, in Tunnel aus Ziegelstein und Erde, die sich schier ewig hinzogen, und als ich zu mir kam, lag ich auf einem harten Steinbogen, wo Wilson auf mich herabblickte.
    »Du versuchst wohl, mir zu zeigen, dass ich mich irre, Junge«, sagte er leise. Sein Gesicht schwebte so nah über meinem, dass ich seinen Atem riechen konnte. Er erinnerte mich an gemahlene Fliegen und Probengläser. »Du versuchst zu sterben, was?«
    »Weit gefehlt.« Meine Stimme erklang als heiseres Flüstern. »Es sind andere, die deine Theorie auf die Probe stellen.«
    »Nun ja. Diesmal war es mehr Glück als Wissenschaft.« Er ergriff einen Blechbecher und schwenkte ihn rasselnd. Am Boden des Bechers lag eine deformierte Kugel, an der Blut glänzte. »Sie hat mit einer schwachen Pistole auf dich geschossen. Mehr Zierstück als Waffe, würde ich sagen.«
    »Wer?« Es war Emily, die sich irgendwo zu Wort meldete. Wo genau, konnte ich nicht erkennen, aber es klang, als stünde sie in der Nähe meines Kopfes und schaute nach unten. Ein wenig hinter mir. Ich verrenkte mich und erblickte Sie. Emily starrte mit verzogenem Gesicht auf mich herab.
    »Tomb. Die kleine Lady Tomb.«
    »Blödsinn«, widersprach sie.
    »Wie du meinst, Em. Dann war es eben eine heilige Celeste. Nur sah sie verdammt noch mal wie Lady Tomb aus.«
    »Sie war es wirklich«, bestätigte Wilson. Er grinste Emily verkniffen an. »Zuerst hübsch und freundlich, dann schießt sie auf einmal.«
    »Was hast du nur Idiotisches angestellt, um sie dazu zu bringen, auf dich zu schießen, Jacob? Bist du in ihr Haus eingebrochen? Hast du Tafelsilber geklaut?«
    Ich versuchte zu antworten, brachte jedoch nur ein trockenes, rasselndes Husten hervor. Wilson legte mir die Hand auf die Brust, bis der Anfall nachließ. Als ich wieder sprechen konnte, hatte ich selbst Mühe, mich zu hören. Emily beugte sich dicht herab. Sie roch nach Schweiß und Trockenblumen.
    »Ordnungshüter sind in ihr Haus eingebrochen. Haben den Ort gestürmt. Wir mussten flüchten, wurden in die Enge getrieben.« Ich verstummte, um auszuspucken, was mir nicht gelang. Meine Zunge fühlte sich wie ein Lederriemen an. »Sie laberte irgendeinen Quatsch darüber, dass sie mich nicht in deren Hände fallen lassen würde. Dann jagte sie mir eine Kugel in die Brust.«
    »Hm«, meinte Emily nur. Sie richtete sich auf und verließ mein Sichtfeld. Wilson schaute ihr nach, dann sah er wieder mich an. Sein Blick wirkte sorgsam unverbindlich.
    »Wie seid ihr entkommen?«, wollte Emily wissen.
    Ich setzte zum Antworten an, doch Wilson bedeutete mir, zu schweigen.
    »Wir sind sie losgeworden und haben eine Hintertür gefunden. Die Dinge waren sehr …« Er verstummte und nickte bei sich. »… sehr verwirrend. Für alle, denke ich.«
    »Sie losgeworden? Ihr habt sie doch nicht etwa umgebracht, oder?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Der Engel ist zurück«, stieß ich hervor.
    Emily zog die Augenbrauen hoch. »Das kommt plötzlich. Hast du nicht gesagt, du hättest ihn getötet?«
    »Ich habe irgendetwas getötet. Aber es war dieselbe

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