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Das Herz von Veridon: Roman (German Edition)

Das Herz von Veridon: Roman (German Edition)

Titel: Das Herz von Veridon: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Akers
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sagen, was Sie wissen. Alles, was Sie wissen.«
    Wir gingen hinaus. Der Wächter hielt uns sogar lächelnd die Tür auf, dann schloss er sie hinter uns. In der Gasse wartete eine Droschke mit bereits laufendem Motor. Wir stiegen ein. Die Fahrerkabine war vom Passagierbereich getrennt. Ich nahm Matthew gegenüber Platz. Er zog die Vorhänge zu, und wir rollten los – schneller, als es auf Veridons schmalen Straßen ratsam war.
    »Also«, sagte ich. »Wer kauft mich?«
    »Geduld, Jacob. Nachdem Sie abgeliefert wurden, haben Sie noch reichlich Zeit für Fragen.«
    »Klingt eher so, als würde man mir Fragen stellen und als würde ich anschließend nicht mehr in der Verfassung sein, selbst welche zu äußern.«
    »Oh, nein, nein. Das verstehen Sie falsch. Man wird die Antworten nicht aus Ihnen herausprügeln. Nicht so primitiv, mein Junge.«
    Ich saß mit den Händen auf dem Schoß da.
    »Man wird mir nicht wehtun? Hat man Ihnen das gesagt, oder ist es bloß eine Lüge, die Sie selbst glauben möchten, um zu beruhigen, was noch an Gewissen in Ihrem gepuderten Schädel vorhanden ist?«
    Er verzog das Gesicht und schob die Pistole näher auf mich zu.
    »Man wird Ihnen nicht wehtun. Jedenfalls nicht Ihrem Körper. Das kam klar zum Ausdruck.«
    »Es kam klar zum Ausdruck … Weil Sie mich nicht nur zu denen bringen, sondern unversehrt zu denen bringen sollen, richtig?«
    »Nun …« Er spannte den Finger um den Auslöser seiner Pistole. Den Griff umklammerte er so fest, dass seine Knöchel weiß hervortraten.
    »Was bedeutet, dass sie nicht mit einer Ladung Verderbensgeschosse auf mich schießen werden, richtig?«
    Er hob die Pistole an. »Ist das ein Risiko, das Sie bereit sind, einzuge …«
    War ich. Ansatzlos sprang ich vor und duckte mich. Als er seinen Fehler erkannte und damit fertig wurde, das Wagnis einer Enttäuschung für seine Auftraggeber gegen die unmittelbare Bedrohung eines Angriffs meinerseits abzuwägen, war es bereits zu spät. Ich hatte meine Hand an seiner Schulter. Der Schuss ging daneben. Die Metallwand der Droschke zischte. Ich schlug den alten Mann zweimal, dann zischte ich meinerseits, als eine Klinge in meine Schulter stieß. Ich schleuderte ihm die Pistole aus der Hand, blickte hinab und sah, dass er mit der anderen den Griff eines Messers umklammerte, das sich auf meine Lunge zubohrte.
    »Es tut mir leid, Jacob«, presste er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Die Dinge ändern sich. Wir müssen mit dem Strom schwimmen.«
    Ich brach ihm erst das Handgelenk und dann den Arm. Anschließend zog ich das Messer aus der Schulter und rammte es ihm in die Kehle. Sein gepudertes Gesicht lief rot an, bevor alle Farbe daraus entwich und er erschlaffte. Der Fahrer brüllte. Ich hämmerte gegen die Wand der Droschke, und wir kamen schlitternd zum Stehen. Als ich ausstieg, hatte der Fahrer bereits die Flucht ergriffen und verschwand um die Ecke der nächstbesten dunklen Gasse.
    Die Seite der Droschke präsentierte sich durch das Verderbensgeschoss brüchig. Bei anorganischem Material richteten sie nicht so viel Schaden an, jedenfalls nicht annähernd so viel wie bei Fleisch. Ich hob die Pistole auf und überprüfte die Trommel. Der Rest der Ladung bestand aus normaler Munition. Mehr als ein Verderbensgeschoss brauchte man selten. Ich holte meine Waffe aus Matthews Tasche, dann beugte ich mich über das Rad der Droschke und übergab mich. Matthews Pistole ließ ich zurück. Ich legte ihm seine unnatürlich verbogenen Arme kreuzweise über die Brust und schloss seine ausdruckslos starrenden Augen.
    Dann rannte ich los. Bereits nach einem Häuserblock trat kein Blut mehr aus meiner Schulter aus, nach einem weiteren schmerzte die Wunde überhaupt nicht mehr. Ich bewegte den Arm probeweise, schwang ihn vor und zurück. Es ging ihm bestens. Wilson hatte recht. Was für ein Artefakt man auch in meine Brust implantiert hatte, es heilte mich und wurde zunehmend besser darin. Ich fühlte mich mit jedem verstreichenden Tag weniger wirklich.
    Die Mühelosigkeit, mit der ich Matthew getötet hatte, sickerte erst langsam in mein Bewusstsein. Ich hatte den alten Mann schon in meiner Zeit vor der Akademie gekannt. Gut, er hatte mich verraten, aber ihm so den Garaus zu machen … Es spielte keine Rolle. Ich spürte, wie Verzweiflung an mir nagte. Es gefiel mir nicht, verzweifelt zu sein. Ich hatte es satt, verzweifelt zu sein.
    Kaum war ich in unsere verborgene Zisterne gestolpert, begann ich, meine Habseligkeiten

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