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Das Herz von Veridon: Roman (German Edition)

Das Herz von Veridon: Roman (German Edition)

Titel: Das Herz von Veridon: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Akers
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deutete auf den nächstgelegenen Altar. Mich überkam flüchtig der Eindruck von Patriarch Tomb, unter der Kirche vereinnahmt, wo er mit dem Algorithmus Zwiesprache hielt, doch dann verschwand die Vision wieder.
    »Mehr als das.« Ich zeigte hin. Der Altar glich einer langen Zunge aus Räderwerken, die aus der Wand baumelte und deren Kolben und Getriebe krampfhaft zuckten. Die Spitze des Fortsatzes endete in Schultern und einem Kopf, in einem Metallmann, der sich auf dem Boden zur Wehr setzte. Mit jeder Zuckung wurde er ein wenig mehr verschluckt und in die Zunge gesogen wie ein Ei in den Schlund einer gewaltigen Schlange. Er keuchte und robbte vorwärts, krallte sich am Steinboden fest – bis zur nächsten Zuckung, die ihn weiter hineinzog, und so ging der Kampf weiter.
    »Das ist abscheulich«, stellte Emily fest. »Und die Menschen verehren diese Dinger?«
    »Sie verehren das Muster dahinter.« Ich überließ das Räderwerk seinem immerwährenden Kampf und ging weiter zum nächsten Altar. »Diese Dinger werden aus dem Fluss geborgen, Em. In einzelnen Teilen, die aus den Tiefen geholt werden. Manchmal treffen auch ganze Abschnitte ein. Zumindest behaupten das die Erschaffer. Der Umstand, dass sie überhaupt zusammenpassen, ist ziemlich erstaunlich.«
    »Der Umstand, dass die Erschaffer Jahre damit verbringen, sie zusammenzufügen – das ist erstaunlich.«
    »Besessenheit ist sehr mächtig.« Ich hielt beim nächsten Schaustück an. Es schien tot zu sein, ein komplizierter Schlund aus Kolben, der mit einem inneren Feuer leuchtete. Hitze ging in Wellen davon aus.
    »Also, wo ist diese Säule?«
    »In einem anderen Raum. Wir müssen uns hineinschleichen.« Um diese Zeit erwies sich der Gang als ziemlich verwaist. Die meisten Bittsteller kamen nach der Arbeit her. »Vorerst brauchst du einfach nur angemessen fromm auszusehen. Und steck die Waffe weg.«
    »Das kann kein Zufall sein«, sagte sie.
    »Was? Die Pistole, Em.« Ich drehte mich um und schaute zu ihr. Sie befand sich auf der gegenüberliegenden Seite des Raums. Die Pistole baumelte von ihrer zierlichen Hand. »Versteck sie.«
    Emily sah mich mit verzogenem Gesicht an, dann wickelte sie das Tuch um die Waffe und klemmte sich das Bündel unter den Arm. Sie bedeutete mir, näher zu kommen. Ich ging hin.
    »Was ist?«, fragte ich.
    »Das da.« Sie zeigte auf einen der Altäre, ein kleineres Schaubild, das wie ein Rätselwürfel aussah. Abschnitte davon verschoben sich, verschwanden im Würfel und tauchten an anderer Stelle wieder auf. Auf den einzelnen Kacheln befanden sich Symbole, sodass sich die Wirkung einer animierten Geschichte ergab, wenngleich ich keinen Zusammenhang erkennen konnte.
    »Was?«, hakte ich nach. »Sieht für mich nur unverständlich aus.«
    »Da, genau da.« Sie hielt die Hand dicht an den Würfel, als warte sie darauf, eine der Kacheln zu ergreifen. »Nein, jetzt ist es weg. Warte.« Ihre Hand wanderte weiter. »Da!«
    Eine Dose tauchte aus dem zentralen Gebilde des Altars auf und glitt oben entlang. Es war eine Spieldose. Die zarten Tonzungen des Kamms tanzten über die Walze. Sekunden später war die Dose verschwunden, doch die Musik hallte noch durch den Raum.
    »Das war das Lied«, sagte ich.
    »Die Spieldose, die ich dir gegeben habe, um sie Angela Tomb zu bringen.« Emily drehte sich mir zu und spielte nervös mit ihrer Lippe. »Das ist dasselbe Lied.«
    »Und woher hattest du sie?«
    »Von irgendeinem Kerl. Er hat mich damit beauftragt, dich zu beauftragen. Ich dachte, es sei eine Familiengeschichte, aber es könnten auch die Tombs gewesen sein, die sicherstellen wollten, dass du auf den Höhen auftauchen würdest, oder …«
    »… oder es könnte jemand aus der Kirche gewesen sein«, beendete ich den Satz für sie. »Genau wie bei den beiden, die dich aufgesucht haben. Und vielleicht auch bei den Leuten, die Pedr dafür angeheuert haben, mein Zimmer zu durchsuchen.«
    »Sind wir sicher, dass wir hier sein wollen?«
    »Oh, ich bin vielmehr sicher, dass wir das nicht sein wollen. Aber Morgan hat gesagt …«
    »Er ist ein Erschaffer. Oder war einer«, unterbrach mich Emily. »Bist du sicher, dass man ihm vertrauen kann?«
    Ich seufzte. Beunruhigt wanderte mein Blick zurück zum Altar. Die Spieldose tauchte wieder auf, mit demselben Lied, diesmal schneller. Emily umfasste das Bündel mit der Pistole fester und schob eine Hand unter das Tuch, um den Griff zu berühren.
    »Kann ich euch helfen, Bürger?«
    Wir wirbelten herum wie

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