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Das Herz

Das Herz

Titel: Das Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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zu sehen. Habt Ihr die Xixerschiffe angezündet?«
    Eine ganze Schar Wachsoldaten umringte jetzt Eneas und seine Männer, doch zu Brionys Erleichterung war die Stimmung eher begeistert als feindselig. Ein paar Dutzend Männer stiegen von den nächstgelegenen Wachtürmen herab, um nachzusehen, was da los war, aber die Auseinandersetzungen waren beendet. Mindestens ein Dutzend Wachsoldaten saßen direkt an der Mauer am Boden, bewacht von Männern mit Piken. Etwa halb so viele lagen gleich daneben und brauchten, wie die verrenkten Gliedmaßen und blutigen Wappenröcke anzeigten, keine Bewachung mehr.
    Der Soldat, der eben gesprochen hatte, sah Eneas und seine Männer zu den Toten hinüberblicken. »Das waren Tolly-Leute, der Abschaum da. Einer hat versucht, die Glocke zu läuten. Die anderen wären losgerannt, den Reichshüter und seine Prügelknechte warnen — die haben sich alle im Palast eingeigelt. Was habt Ihr vor, Herr? Seid Ihr hier, um die verdammten Gronefelder zu verjagen? Wenn ja, mögen die Götter mit Euch sein, Hoheit.« Er spähte mit zusammengekniffenen Augen an Eneas und den anderen vorbei, als könnte er ausmachen, was drüben am Festlandufer geschah. »Und der Autarch, was ist mit dem? Wie ist das mit seinen Schiffen passiert?«
    »Das sind lange Geschichten«, sagte Eneas. »Und meine Männer brauchen etwas zu essen und zu trinken und einen Platz zum Schlafen.«
    »Natürlich, Prinz Eneas ...«, setzte der Soldat an, doch in dem Moment trat Briony aus dem Schatten der Mauer ins Fackellicht.
    »Ich werde meine eigene Burg nicht heimlich betreten«, sagte sie. »Ihr Männer habt mehr getan, als nur den Syanesen das Tor zu öffnen — ihr habt auch die Eddons wieder hereingelassen.« Sie nahm den Helm ab, in der Hoffnung, dass man sie trotz des kurzgeschnittenen Haars wiedererkennen würde.
    Die südmärkischen Soldaten wandten die Köpfe, als sie eine Frauenstimme hörten. Sie starrten Briony mit großen Augen an. Der hinkende Anführer der Männer fiel aufs Knie. »Den Dreien sei Lob und Preis«, sagte er. »Es ist König Olins Tochter.«
    Gemurmel erhob sich, und die anderen Südmärker fielen ebenfalls aufs Knie.
    »Nicht«, sagte sie. »Schaut mich an — bitte, kniet nicht vor mir! Ich will nicht, dass meine Anwesenheit bekannt wird, noch nicht. Nicht ehe wir festgestellt haben, wie die Dinge hier liegen, und beschließen können, was wir jetzt tun.« Es wäre ihr lieber gewesen, sie hätten sich auch an ihren Namen erinnert und nicht nur an den ihres Vaters, aber die Hoffnung und Freude in den meisten Gesichtern, die sie sah, waren Lohn genug. »Ihr alle, die ihr mich hört, kommt jetzt mit! Lasst niemanden aus der Burg. Stellt ein paar Männer ab, um das Tor zu bewachen, während die übrigen Prinz Eneas und mir folgen.«
    »Die Hauptburg ist Hendon Tollys Festung, Hoheit«, erklärte einer der Wachsoldaten. »Hier draußen seid Ihr sicher, aber die meisten Tolly-Anhänger sind bei ihm im Palast. Sie sind mindestens so viele Männer wie Eure Syanesen, Prinzessin, und außerdem haben sie viele von unseren Frauen und Kindern dort drinnen.«
    »Ein Grund mehr, langsam vorzugehen und kein großes Trara zu machen«, sagte Briony. »Bringt uns irgendwohin, wo unsere Soldaten sich ausruhen können.«
    Mehrere Südmärker brachen in Jubel aus, aber die anderen sorgten rasch für Ruhe. Der hinkende Soldat, der sie begrüßt hatte, sah Briony an.
    »Seid Ihr's wirklich, Prinzessin?«, fragte er.
    »Ich bin's. Und mein Vater ist auch noch am Leben. Die Eddons haben ihren Thron nicht aufgegeben — und auch ihr Volk nicht im Stich gelassen.«
    »Wird dann alles wieder gut? Wird's das?«
    Sie sah ihn an, und plötzlich lastete das Wissen, wer sie war und was sie noch vor sich hatte, schwer wie ein mächtiger Stein auf ihrer Brust, sodass sie zunächst gar nichts sagen konnte. »Das zu versprechen, steht nicht in meiner Macht«, brachte sie schließlich heraus. »Aber ich werde mein Möglichstes dafür tun.«

    Etwas an der Begegnung mit seiner Schwester machte Barrick immer noch zu schaffen, wenn er auch nicht genau sagen konnte, was. Es war kein Gefühl — jedenfalls nichts von der wirren, unklaren Sorte Gefühle, die er so gewohnt gewesen war, ehe er die Gabe der Feuerblume erhalten hatte —, aber es erschwerte ihm, sich darauf zu konzentrieren, was Saqri über Fürstin Yasammez sagte.
    »... Also wird sie uns auf der Großen Unterwasserstraße treffen.«
    »Aber das verstehe ich nicht. Warum ist

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