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Das Hexen-Amulett (German Edition)

Das Hexen-Amulett (German Edition)

Titel: Das Hexen-Amulett (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susannah Kells
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zu hören, dass unsere Freundin vom Teufel gerettet wurde. Vom Teufel!» Er lachte und rieb sich das Kinn, das auffallend bleicher war als der Rest seines Gesichts.
    «Bist du betrunken, Vavasour?», fragte Lopez gleichmütig.
    «Allerdings.» Und mit Blick auf Campion: «Wenn Ihr demnächst einmal eine Flasche leeren, eine junge Frau retten oder jemanden betrügen wollt, bin ich Euer ergebener Diener.» Er führte die Flasche an den Mund und ließ einen Teil des Weins auf dem Lederwams verrinnen. Als er die Flasche wieder abgesetzt hatte, fragte er, die harten, kalten Augen auf Campion gerichtet: «Findet Ihr nicht auch, dass ich einen famosen Teufel abgebe, Miss Slythe?»
    «Ich weiß nicht, Sir.»
    «‹Sir›, sie nennt mich ‹Sir›! Bin ich denn wirklich schon so alt?» Er schüttelte den Kopf und fragte plötzlich mit vorwurfsvoller Miene: «Dieser Priester im Tower, der dürre Kerl mit dem nervösen Tick … war das Treu-bis-in-den-Tod Hervey?»
    Sie nickte. «Ja.»
    «Schade, dass ich das nicht schon vorher wusste. Ich habe diesen Haderlump heute im Paul’s Cross auf der Kanzel gesehen und gehört, wie er mich als den Leibhaftigen beschimpfte. Mich! Ich hätte mir dieses Miststück gleich am Tower schnappen und ihn mit einem rostigen Messer kastrieren sollen. Wenn es an dem überhaupt was zu kastrieren gibt, was ich bezweifle.»
    «Vavasour!», empörte sich Lopez. «Du verletzt die Gefühle unseres Gastes.»
    Devorax lachte lautlos. «Ihr seht», sagte er mit spöttischer Miene, «so beängstigend bin ich am Ende doch nicht. Ich lasse mich von meinem Herrn zurechtweisen, und wer sich zurechtweisen lässt, kann nicht beängstigend sein.» Er schaute Lopez an. «Ich brauche Geld, mein Herr und Gebieter.»
    «Natürlich. Fürs Wirtshaus?»
    «Und für Frauen.»
    Lopez schmunzelte. «Du kannst mit uns essen, Vavasour.»
    Campion hoffte im Stillen, dass der große Kerl das Angebot ausschlagen würde, und war erleichtert, als er den Kopf schüttelte. «Nein. Heute Abend gönn ich mir und meinen Männern Schweinefleisch. Das bekommt man ja bei Euch und Euresgleichen nicht. Aber genau danach ist mir jetzt, und außerdem treibt es mich an einen Ort, wo ein gemeiner Soldat nicht Gefahr läuft, die Gefühle einer jungen Frau zu verletzen.» Er stand auf. «Geld?»
    Lopez erhob sich und sagte, an Campion gewandt: «Ich bin gleich wieder bei Euch.»
    Die beiden verließen den Raum. Campion atmete auf. Auch wenn sie dem Söldner ihre Rettung verdankte, so hatte sie doch Angst in seiner Gegenwart. Sie beruhigte sich und schaute zum Fenster hinaus.
    Lopez hatte nicht zu viel versprochen. Die Sonne senkte sich in goldener Pracht, und vor einem glutroten Himmel zeichnete sich schwarz die Silhouette der London Bridge mit ihrer Häuserzeile ab. Niedrigwasser zwängte sich schäumend durch die engen Bögen, und es schien, als triebe die Brücke auf geschmolzenem Gold, das sich nach Osten hin in dunkles Wasser ergoss. Angesichts dieses Schauspiels fühlte sich Campion der Wirklichkeit ganz entrückt. Sie wünschte, Toby oder Lady Margaret wiederzusehen. Sie war unter Fremden, und es mangelte ihr an der Nähe von Freunden.
    «Ihr fürchtet Euch vor ihm, nicht wahr?»
    Mordecai Lopez war ins Zimmer zurückgekehrt und zog die Tür hinter sich zu. «Ihr braucht keine Angst vor ihm zu haben. Er ist mir in Treue zugetan und wird Euch beschützen.» Er nahm ihr gegenüber Platz und betrachtete sie mit ernster Miene. «Ihr haltet ihn wahrscheinlich für ungehobelt. Vielleicht ist er das auch, aber vor allem ist er sehr unglücklich. Er geht inzwischen auf die Fünfzig zu und hat viel Unglück erfahren. Darum sucht er Zufriedenheit im Suff und bei den Dirnen.»
    «Vavasour», fuhr Lopez fort, «ist durch und durch Soldat, vielleicht einer der besten in ganz Europa. Aber was bleibt einem Soldaten zu tun übrig, wenn er in die Jahre gekommen ist? Vavasour ist wie ein alter, erfahrener Wolfshund, der fürchten muss, dass er mit seiner Meute nicht mehr mithalten kann.» Campion lächelte, der Vergleich gefiel ihr. Lopez sah ihr Lächeln und war sichtlich angetan. «Bedenkt, auch er ist einmal jung gewesen, hatte Hoffnungen, Träume und Pläne. Doch die haben sich nun alle in Luft aufgelöst.» Er schüttelte den Kopf. «Ja, er kann sehr rüde sein, laut und beängstigend. Aber so verhält es sich nur, weil er nicht zeigen will, wie es in seinem Innersten aussieht. Habt keine Angst vor ihm. Selbst ein Wolfshund braucht ab und zu einen

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