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Das Hexen-Amulett (German Edition)

Das Hexen-Amulett (German Edition)

Titel: Das Hexen-Amulett (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susannah Kells
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nein.» Scammell zitterte vor Schmerzen. Er wollte Dorcas zur Frau, aber die Eheschließung hatte er sich anders vorgestellt. Es gefiel ihm nicht, zu so später Nachtstunde zu heiraten, allerdings wagte er nicht, Conys kräftigem Handlanger gegenüber Protest zu erheben. Er deutete auf das Speisezimmer und sagte: «Ich werde dort warten.»
    «In Ordnung, Sir.» Er nannte Scammell zwar «Sir», gab sich aber keinerlei Mühe, seine Verachtung für den plumpen, verängstigten Mann zu verhehlen.
    Scammell sah, dass jemand – wahrscheinlich die Haushälterin – das Speisezimmer für die Trauung hergerichtet hatte. Die große Tafel war beiseitegerückt worden, um einem kleinen Tisch Platz zu machen, der vor dem Fenster stand, das zum Fluss wies. Darauf lag ein weißes Leinentuch. Eine Vielzahl von Kerzen erleuchtete den Raum.
    Scammell war unglücklich. Er schämte sich, und zwar nicht nur, weil er sich vor Dorcas blamiert hatte, sondern auch ihrer wahren Worte wegen. Er war nach Werlatton gegangen, weil er sich von der Ehe mit Matthew Slythes Tochter ein Vermögen versprach. Er hatte erwartet, seine Braut sei so hässlich und dick wie ihr Vater. Tatsächlich aber war sie wunderschön, und zu seiner Habgier hatte sich körperliche Lust gesellt. Er wusste, dass sie sich gegen die Vermählung stemmte, und ahnte, dass das Eheleben mit ihr keine reine Freude sein würde, doch das konnte sein Begehren nicht schmälern. Er träumte von den Wonnen, die ihn im Ehebett erwarteten, und schämte sich seiner Phantasien.
    Er hatte Gott angerufen und ihn gebeten, seine Ehe zu einem Bündnis zweier christlicher Seelen zu machen und sie mit Kindern zu segnen, die ihren Glauben an die übernächste Generation weitertragen würden. Leider kamen diesem frommen Ideal immer wieder seine schmutzigen Gedanken in die Quere.
    Er zog seine Bibel aus der Manteltasche und schlug das siebente Kapitel des ersten Korintherbriefes auf. «Es ist gut für den Mann, dass er kein Weib berühre.» Er hatte diese Stelle seit seiner ersten Zusammenkunft mit Dorcas schon ungezählte Male gelesen und kannte sie längst auswendig. «So sie sich aber nicht enthalten mögen, so lass sie freien, um Unzucht zu vermeiden.»
    Er konnte nicht an sich halten und stöhnte auf. Vor lauter Lust vergaß er für einen Moment den schmerzenden Fuß. Paulus hatte recht. Er sollte heiraten, um nicht Höllenqualen zu leiden, denn seine Begierde drohte ihn zu verzehren, und er schämte sich dafür.
    Es wäre, wie er wusste, besser, eine Frau zu heiraten, die im Glauben so fest war wie er selbst. Der Korintherbrief aber spendete ihm Trost mit den Worten «… das ungläubige Weib ist geheiligt durch den Mann.» Ja, so war es. Dieser Vers rechtfertigte die Ehe mit Dorcas, gleichgültig wie sie darüber denken mochte. Indem er sie heiratete, errettete er ihre Seele, die zweifellos der Rettung bedurfte. Welchen größeren Liebesdienst könnte er ihr erweisen? Seine Heirat war ein Akt der Gnade, ein Werk aus göttlichem Geist. Dieser Gedanke zerstreute alle Bedenken im Hinblick auf Dorcas’ Verhalten und seine Zukunft mit ihr. Eines Tages, so glaubte er, würde sie ihm dankbar sein.
    Die Tür öffnete sich. Grimmett schob einen kleinen, ungepflegten Mann in den Raum. «Seine Sobrietät, Pfarrer Bollsbie, Sir. Und das ist Mr   Scammell, Hochwürden.»
    Scammell steckte seine Bibel in die Tasche zurück und musterte den Priester, der sich mit dem Saum seiner Soutane den Mund abwischte. «Sir?»
    Seine Sobrietät sah sich, vom hellen Kerzenlicht geblendet, blinzelnd um. Er ließ den Saum fallen, hickste und lächelte. «Ich habe einmal vor dem Unterhaus gepredigt, Sir. Jawohl! Drei Stunden lang, Sir. Und die Lords waren auch zugegen. Wusstet Ihr das, Sir?» Begeistert wippte er vor Scammell auf und ab.
    «Nein.» Scammell wich zurück.
    «O ja, vor den versammelten Lords und den Bürgerlichen. Im Mittelpunkt meiner Predigt stand der dreiundzwanzigste Vers aus den Sprüchen Salomos, Kapitel sechsundzwanzig. Ist Euch dieser Vers bekannt, Sir?»
    «Nein.»
    Bollsbie erhob mahnend den ausgestreckten Zeigefinger. «‹Brennende Lippen und böses Herz sind wie eine Scherbe, mit Silberschaum überzogen.› Ja, Sir. Das liegt zwei Jahre zurück. Oder waren’s drei, ich weiß es nicht mehr genau. Meine Worte trafen auf offene Ohren.» Er warf einen Blick auf Grimmett, der im Türausschnitt zurückgeblieben war. «Die Zuhörer waren sehr beeindruckt, oder etwa nicht?»
    «Sie werden Euch nicht

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