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Das Hexen-Amulett (German Edition)

Das Hexen-Amulett (German Edition)

Titel: Das Hexen-Amulett (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susannah Kells
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vergessen, Hochwürden.» Grimmett schaute zu Scammell und grinste. «Er war abgefüllt bis zum Stehkragen und hat die Kanzel voll gekotzt. Los jetzt, Hochwürden, schlag dein verdammtes Buch auf.»
    Seine Sobrietät ließ sich auf einen Stuhl fallen und langte mit der Hand unter die Soutane. «Mir geht’s schlecht, Thomas, richtig schlecht. Könnte ich ein wenig von meiner Medizin haben?»
    «Später.» Grimmett ging auf Scammell zu, sein Schwert schlug scheppernd an den zurückgeschobenen Tisch. «Hier, von Sir Grenville, für den Fall, dass Ihr selbst nicht daran gedacht habt.» Er reichte ihm einen billigen Ring. «Keine Sorge, Sir. Er wird ihn auf die Rechnung setzen.»
    Bollsbie hatte vorgesorgt und zog eine kleine Zinnflasche aus den Falten seiner Soutane. Er leerte sie in einem Zug, schaute sich lächelnd um und sagte: «Wein macht lustig, und starkes Getränk macht wild.»
    «Amen», sagte Scammell, der immer wusste, wann aus der Bibel zitiert wurde.
    «Geschlagene drei Stunden lang, Sir, vor den versammelten Lords und den Bürgerlichen. Ich sprach über den Wein, der lustig macht.» Er rülpste. «Brennende Lippen, die statt nach dem Geist Gottes nach dem Geist des Weins lechzen. Ja, Sir.» Er versuchte aufzustehen, beschwingt von der Erinnerung an seine letzte große, unvollendete Predigt. Grimmett stieß ihn auf seinen Stuhl zurück.
    «Augenblick, Hochwürden. Halt dein Buch bereit.»
    «Mir geht’s schlecht, Thomas. Ich brauche meine Medizin.»
    «Später. Erst wenn die beiden vermählt sind.»
    «Vermählt?»
    «Ja, durch dich.»
    «Ah! Eine Trauung soll ich vornehmen.» Seine Sobrietät legte die Stirn in Falten und durchblätterte sein Gebetbuch. «‹Wer eine Ehefrau findet, der findet etwas Gutes und kann guter Dinge sein im Herrn.›»
    «Amen», sagte Scammell.
    Bollsbie schmunzelte. «‹Es ist besser, in einem Winkel auf dem Dach zu wohnen, denn mit einem zänkischen Weib in einem Hause beisammen.›» Es war, als verhöhnte der Priester den Bräutigam, der sich wie ein Gefangener vorkam, über den das Urteil gefällt wurde.
    Grimmett schien sich zu langweilen. «Zur Sache, Hochwürden», blaffte er, worauf der Pfaffe wieder in seinem Buch blätterte. An Scammell gewandt, sagte Grimmett: «Er ist sehr gut, Sir.»
    «Gut?»
    «Wenn es darum geht, ein Paar zu vermählen, Sir. Ihr wärt überrascht zu erfahren, wie oft wir seine Dienste in Anspruch nehmen. Meistens an Totenbetten. Seine Sobrietät ist unser Mann. Der zügigen Abwicklung wegen.»
    «Wie bitte?» Scammell fühlte sich in seinem Sinn für Recht und Ordnung verletzt, war aber zu schwach, um Widerstand zu leisten.
    Grimmett grinste. «Es kommt manchmal vor, dass die Braut oder der Bräutigam an der Stelle, wo ‹Ich will› gesagt werden sollte, ins Zögern gerät. Dann hilft es, einen Mann wie Seine Sobrietät zu haben. Er lässt sich davon nicht irritieren und führt die Trauung zum Abschluss. Ganz legal, keine Sorge.»
    Er zog eine Schriftrolle aus der Tasche, die Heiratsurkunde. Sie war bereits mit zittriger Schrift mit dem Namen «Pfarrer James Bollsbie» unterschrieben worden. «Sir Grenville lässt ausrichten, dass er sich um Euch kümmert, Sir.» Er warf einen Blick auf den Priester, richtete sich dann wieder an Scammell und fragte: «Soll ich die Braut holen, Sir?»
    «Sind wir denn so weit?»
    «Worauf sollen wir noch warten?» Grimmett verließ den Raum.
    Seine Sobrietät Bollsbie stand auf, zeigte sich überrascht, als er Scammell sah, und strahlte dann übers ganze Gesicht. «Sind wir uns nicht schon einmal begegnet, Sir?»
    «Vor einer Minute, Sir.»
    «Wusstet Ihr, dass ich schon einmal vor dem Unterhaus gepredigt habe?»
    Scammell blieb eine Wiederholung dieser Geschichte erspart, denn in der Halle ertönte ein Schrei, gefolgt von einem Schlag, der durchs ganze Haus hallte. Dann war zu hören, wie Absätze über den Boden schleiften. Jemand schnaubte, und wieder gellte ein Schrei. Der Priester blieb davon unbeeindruckt. «Drei Stunden lang, Sir, drei geschlagene Stunden! Das war vor meinen Beschwerden, versteht sich.»
    «Beschwerden?» Scammell rang die Hände.
    «Ich fürchte, es ist die Fallsucht. Ja. Gott erlegt seinen Dienern schwere Prüfungen auf.»
    «Wirklich und wahrhaftig», entgegnete Scammell, und plötzlich drängte ein Knäuel aus drei Gestalten durch die Tür: Grimmett zerrte Campion an den Armen, die Haushälterin hieb auf sie ein, und Campion versuchte, ihre Widersacher mit Fußtritten loszuwerden.

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