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Das Hexenbuch von Salem

Das Hexenbuch von Salem

Titel: Das Hexenbuch von Salem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Howe
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die Nervenbahnen in ihrer Hand und dem Unterarm ausbreitete, wieder die blauen Funken, die sich im Nudelsieb sammelten und von dort aus bis zu den nahen Oberflächen der Küche sprangen. Dann schienen sie langsam abzuebben, ihr Radius wurde kürzer, und der Schimmer begann, sich in die Tiefen der löchrigen Schüssel zurückzuziehen. Connies Augenbrauen zogen sich nach oben.
    »Nein, nein, nein!«, murmelte sie und packte die Schere, rasselte und klapperte damit, weil sie wollte, dass die Antwort anders ausfiel. Das Sieb jedoch verharrte regungslos über der Scherenklinge. Es fühlte sich durch und durch an wie ein Teil der Scherenhände, als wäre es dort angeklebt.
    Heiße Tränen quollen über die roten Ränder von Connies Augen, und sie rieb sich das müde Gesicht mit einem Arm. »Was … was mache ich bloß?«, flüsterte sie, am Rande der Panik, keuchend, sich den Kopf zermarternd, um Ja-oder-Nein-Fragen zu finden, mit denen sie Klarheit in Sams Situation bringen könnte. Sie schluckte noch einmal, ihr Atem war ganz flach in ihren Lungenflügeln. »Okay«, versicherte sie sich selbst, »ist okay, ich hab’s.« Sie holte tief Luft, richtete sich wieder auf und wischte sich die klamme freie Hand an ihrer Jeans ab.
    »Kann denn irgendjemand ihm helfen?«
    Jetzt war das Prickeln stärker, schmerzhafter, und Connie
biss die Zähne gegen dieses unangenehme, kriechende Zischen zusammen, das so weit an ihrem Arm hochwanderte, dass es die Schulter erreichte. Auch die blauen Blitze hatten eine größere Reichweite und prallten an ein paar der Glasflaschen ab, an der Decke und an Connies schweißüberströmter Stirn. Als sie die Augen zusammenkniff, um sie gegen das blaue Strahlen zu schützen, begann sich das Nudelsieb zu drehen, berührte das Ende der offenen Schere, zerschmetterte mit voller Wucht einen der unetikettierten Glasbehälter, sodass ein prasselnder Regen aus Glasscherben und verdorbenem Obst mit einem großen Platschen auf dem Küchenregal niederging, prallte dann an der Kante der Arbeitsfläche ab und sank zu Boden. Ja! , jubelte Connie. Das bedeutet Ja! Und ich werde immer besser. Es ist wie bei den Pflanzen. Das Ergebnis wird eindeutiger, je mehr ich übe.
    »Aber das sagt noch nichts darüber aus, wer ihm helfen kann«, überlegte sie laut und hob das Sieb wieder auf. Es hatte eine neue, abgeplatzte Stelle im Lack, dort, wo es gegen die scharfe Kante der Arbeitsfläche geprallt war, und Connie rieb mit dem Daumen über das bloßgelegte Metall. »Weil es als Antwort nur Ja oder Nein gibt.« Einen Moment lang dachte sie nach, ging die verschiedenen Möglichkeiten durch. Wieder öffnete sie die Scherenhände, brachte das Sieb behutsam in die alte Stellung und zog die Hand zurück. Mit jedem Versuch war der Schmerz deutlich stärker geworden. Sie musste ihre Fragen sorgfältiger auswählen, sonst würde der Schmerz bald so stark sein, dass sie nicht mehr weitermachen konnte.
    Plötzlich tauchte die Frage, die sie stellen musste, ganz deutlich vor ihrem inneren Auge auf, und sie wusste, was zu tun war.
    »Bin ich diejenige, die ihm helfen kann?«, fragte sie und
brachte ihre ganze Kraft auf, um den Raum mit ihrer Stimme zu erfüllen. Sie versuchte, ihr Gesicht so weit wie möglich abzuschotten, ließ die Augen nur einen Spalt offen, und legte den Kopf zurück, weit weg von ihrem ausgestreckten Arm, während erneut ein Regen aus blauen Funken sich wie ein Wasserfall aus dem Inneren des Durchschlags zu ergießen begann. Das schmerzhafte, beißende Gefühl fuhr ihr den Arm hoch, schickte Tentakel aus Schmerz durch die Muskeln ihrer Brust und rund um ihren Oberkörper. Ihr wurde bewusst, dass sie ein schrilles Jaulen von sich gab, es durch ihre Backenzähne und die Nase presste, während das Sieb von der geöffneten Schere wegflog, erneut gegen das oberste Küchenregal geschleudert wurde und direkt zu Boden sank, wo es aufprallte und liegen blieb.
    In dem Moment, als es auf den Boden traf, war der Schmerz verschwunden, und Connie keuchte, stieß stoßweise Luft aus ihren geschürzten Lippen hervor. Sie nahm die Schere in die freie Hand, schüttelte den Schmerz und die Verkrampfungen aus ihrer Hand, die das Schneidwerkzeug gehalten hatte, bog und lockerte die Finger. Connie vermutete, dass sie noch eine weitere Frage stellen konnte, bevor der Schmerz unerträglich wurde. Sie musste strategisch denken. Nach einem Moment wusste sie genau, welche Frage sie stellen musste.
    Mit einer Hand, die nur ganz leicht

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