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Das Hexenbuch von Salem

Das Hexenbuch von Salem

Titel: Das Hexenbuch von Salem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Howe
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froh darüber sein muss«, brummelte Connie.
    »Na ja, ich an deiner Stelle würde jedenfalls pragmatischer an die Sache herangehen«, sagte Liz. »Du warst damit einverstanden, also bleibt dir an diesem Punkt nichts anderes übrig, als das Beste draus zu machen. Jetzt guck dir bloß den an – ich glaube nicht, dass der bremst.« Ein Pick-up schälte sich aus einer Seitenstraße und bog direkt vor ihnen mit quietschenden Reifen auf die Uferdammstraße ein. Ein Ruck ging durch den Wagen, als Connie voll auf die Bremse stieg.

    Einen Moment lang fuhren sie schweigend weiter. Die weißgraue See erstreckte sich bis zum Horizont; in der Ferne leuchteten weiße Punkte, winzige Segel. Liz machte ihr Fenster einen Spalt breit auf und hielt ihr Gesicht in den Fahrtwind. Der salzige Geruch von Meerwasser drang in den Wagen, erfrischte und kühlte die Luft. Sie kamen an einer Werft mit einem ganzen Sammelsurium von Booten vorbei, die auf rostigen Gerüsten aufgebockt waren. Am Ende eines morschen Holzdocks lag ein Haufen Drahtkörbe zum Hummerfang, mit Seegras umwickelt. Gerade landete eine Möwe mit trägen Flügelschlägen auf den gestapelten Korbfallen, legte die Schwingen an und schaute auf das schimmernde Wasser hinaus.
    »Du könntest es auch von einer ganz anderen Warte aus betrachten«, meinte Liz und drehte die Karte auf ihrem Schoß herum.
    »Ach ja?«, fragte Connie. »Und wie?«
    Liz lehnte den Kopf an die Kopfstütze und lächelte.
    »Es ist hübsch hier«, sagte sie.
     
    Nach einer halben Stunde gutmütiger Kabbeleien über das richtige Kartenlesen und die unverständliche Anordnung neuenglischer Städte, die keiner wirklichen Logik folgte, fuhren sie mit dem Volvo eine schmale Allee aus Trauerweiden entlang. Die Straße war von kleinen, kastenförmigen Häuschen mit unregelmäßigen Fensterreihen gesäumt; Sonne und Salzwasser hatten ihre Holzverkleidungen über die Jahrzehnte zu einem blassen Grau ausgeblichen. Connie kniff die Augen zusammen, um die an die Tür genagelten Hausnummern zu lesen, an denen sie langsam vorbeifuhren.
    »Was für eine Nummer suchen wir noch mal?«, fragte sie.
    »Milk Street. Nummer drei«, sagte Liz und spähte durch
das Fenster des Beifahrersitzes. Gleich neben einem der Häuser stand windschief eine Scheune mit fleckigen Hummerkörben, die wie eine Girlande zum Trocknen aufgehängt waren. Ein anderes Haus lag fast vollkommen im Schatten eines Segelbootes, das in der unkrautüberwucherten Einfahrt auf Holzklötzen aufgebockt war. Die Schrift auf dem Bug des vergessenen Segelbootes konnte Liz gerade noch entziffern: Wonderment, Marblehead, Massachusetts.
    »Wie kann man denn sein Segelboot Verwunderung nennen?«, flüsterte Liz.
    »Diese Häuser sind uralt«, bemerkte Connie. »Vielleicht sogar aus der Zeit vor der Unabhängigkeit.«
    Liz breitete die Karte auf dem Armaturenbrett aus und inspizierte sie. »Laut Karte befinden wir uns hier in der Altstadt.«
    »So sieht es auch aus«, sagte Connie trocken. »Da ist die Siebzehn. Es muss also auf dieser Seite der Straße sein.«
    Connie verlangsamte die Fahrt und ließ den Wagen schließlich ausrollen. Nur wenige Meter vor ihnen endete die Straße und verjüngte sich zu einem kiesbestreuten Pfad, der in ein spärliches Wäldchen führte.
    »Genau hier müsste es sein«, sagte sie und schaute aus dem Fenster auf ein Dickicht, das an das Gehölz grenzte und von dichten Brombeerranken überschattet wurde.
    Auf dem Rücksitz fing Arlo an, mit dem Schwanz zu wedeln, und bellte aufgeregt.
    »Was will er denn jetzt?«, fragte Liz, drehte sich zu dem kleinen Tier um und kraulte es am Hals. Er leckte ihr übers Handgelenk.
    »Vielleicht ist er einfach nur froh, weil das Auto endlich steht. Wenigstens ist ihm nicht schlecht geworden.« Connie hielt inne. »Ich weiß nicht, Liz. Ich glaube nicht, dass hier irgendwas ist. Bist du sicher, dass das die Milk Street ist?«
    »Musst du Gassi, kleiner Kerl?«, säuselte Liz dem Hund zu, dessen gesamte Hinterpartie vor Aufregung zitterte. »Ich glaube, er muss mal raus. Wir bringen ihn da rüber zu den Bäumen, damit er sein Geschäft machen kann, und dann schauen wir noch mal auf die Karte.«
    Die Luft roch feucht und frisch, wie gepflügte Erde, doch mit einem Hauch Salz – überhaupt nicht wie in Cambridge. Connie hob die Arme, um sich zu strecken, spürte, wie ihr Rückgrat an zwei Stellen knackte, und rieb sich mit einer Hand den Hals, während sie mit der anderen dem Hund die Hintertür

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