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Das Hexenbuch von Salem

Das Hexenbuch von Salem

Titel: Das Hexenbuch von Salem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Howe
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aufmachte.
    »Also, hopp, mein Kleiner«, aber das Tier war bereits verschwunden und tauchte einen Moment später direkt vor dem Brombeerstrauch wieder auf. Arlo bellte und fegte mit seiner sichelförmig gekrümmten Rute durch die Luft.
    Die beiden Frauen machten sich in Richtung des Wäldchens am Ende der Straße auf den Weg. Sicher würde der Hund ihnen folgen, sobald er an dem Getier, das er im Gestrüpp entdeckt hatte, das Interesse verloren hatte.
    »Also, um welches Haus geht es noch mal?«, fragte Liz und zupfte beiläufig an einem Nietnagel.
    »Das von Granna«, sagte Connie. »Der Mutter meiner Mutter.«
    »Aber du sagtest doch, du seiest noch nie hier gewesen«, wandte Liz ein.
    Connie zuckte mit den Schultern. »War ich auch nicht. Meine Mom und Granna – sie hieß Sophia – kamen nicht besonders gut miteinander aus, wie du dir vorstellen kannst. Weil Grace ein Hippieleben geführt hat. Granna war wohl ein typisches, altmodisches Neuengland-Gestein. Steif, reserviert. Deshalb vermute ich, dass sie nur sporadisch Kontakt hatten. Und sie starb, als ich noch ganz klein war.«
    »Sophia«, sinnierte Liz. »Der Name stammt aus dem Altgriechischen,
weißt du. Bedeutet ›Weisheit‹. Bist du ihr je begegnet?«
    »Mom sagt, ja. Sie hat uns ziemlich oft in unserem Haus in Concord besucht, aber das hat Mom immer wahnsinnig gemacht. Offensichtlich war Granna nicht damit einverstanden, dass Mom mich in ›so einer Umgebung‹ aufwachsen lässt.« Connie machte spöttelnd die Anführungszeichen mit ihren Fingern nach.
    »Klingt so, als wärst du gut mit ihr zurechtgekommen. Wenigstens wärt ihr bezüglich Grace einer Meinung gewesen. Erinnerst du dich an noch etwas?«, wollte Liz wissen.
    »Eigentlich nicht«, sagte Connie. »Nur wie sie gestorben ist. Dass Mom traurig war. Sie hielt mich im Arm und murmelte irgendwas von ›universeller Lebensenergie‹. Ich fragte, ob sie damit den Himmel meint, und sie sagte: ›Ja.‹ Damals muss ich drei oder vier gewesen sein.«
    »Aber wenn sie vor über zwanzig Jahren gestorben ist, was war dann in der ganzen Zeit mit dem Haus?«
    Connie rollte unwillkürlich mit den Augen. »Na ja, offenbar war es einfach hier. Ist das nicht typisch? Mom hat mir nicht einmal was davon erzählt.« Sie schüttelte den Kopf.
    »Und warum bittet sie dich jetzt, dich um das Haus zu kümmern?«, wollte Liz wissen. »Und, noch wichtiger«, fügte sie scherzhaft hinzu, »warum haben wir eigentlich die ganze Zeit Geld dafür bezahlt, um in diesem Wohnheim zu nächtigen, wenn es in weniger als einer Stunde Entfernung ein Haus gibt, das im Grunde dir gehören könnte?«
    Connie lachte. »Ich glaube, die Antwort auf diese Frage liegt auf der Hand, wenn wir das Haus gefunden haben. Mom sagt, es sei eine totale Bruchbude. Und was die Gründe angeht, warum sie mich gebeten hat, mich jetzt darum zu kümmern – nun, anscheinend hat es meine überaus verantwortungsbewusste und aufmerksame Mutter seit dem Tod von
Granna versäumt, die Grundsteuer für das Haus zu zahlen.« Liz schnappte ungläubig nach Luft. »O ja«, fuhr Connie fort, bevor ihre Freundin etwas sagen konnte. »Es hat sich einiges angesammelt, aber bis vor Kurzem war der Betrag so gering, dass es der Stadt eigentlich egal war. Dann haben sie letztes Jahr die Gesetze geändert. Und dieses Frühjahr hat Grace eine Nachricht von der Gemeinde bekommen, dass das Haus gepfändet wird, wenn sie die Steuern nicht nachzahlt.«
    »Wow«, machte Liz. »Wie viel ist es?«
    »Die genaue Summe kenne ich nicht«, sagte Connie und zupfte am Ende ihres Zopfes. »Grace war mit den Informationen ziemlich zurückhaltend. Ich soll jetzt den ganzen Mist im Haus durchschauen, alles rausschmeißen und den Verkauf in die Wege leiten, sofern überhaupt jemand es haben will. Und was dann an Kohle dabei rauskommt, kann für die Steuernachzahlung verwendet werden.«
    Liz pfiff durch die Zähne. »Wenigstens ist es nur für den Sommer. Danach kannst du wieder nach Cambridge zurück und hast den Rücken frei.«
    Mittlerweile hatten sie das Wäldchen erreicht, und die beiden Frauen blieben am Anfang des Pfades stehen, wo der Kies gestampfter Erde wich. Connie blickte auf die wilden Engelwurzen hinab, die überall zwischen den Bäumen wucherten. Die Dolden aus zarten, weißen Blüten nickten in der frühsommerlichen Brise, fein und üppig, und irgendwo summten Insekten im Wurzelwerk der Bäume. Connie starrte die Blüten an, die teils vom Sonnenlicht beschienen wurden, und

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