Das Hexenbuch von Salem
dem Dorf, den Vorschlag, der Schuldige möge durch einen Hexenkuchen entlarvt werden, einem Teig aus Roggenmehl und dem Urin der vom Wahn befallenen Mädchen, der gebacken und an einen Hund verfüttert werden solle. Obwohl ihr Charakter von mir frei erfunden wurde, hat es diese Frau durchaus gegeben. Die wirkliche Mary Sibley wurde dafür bestraft, dass sie auf diabolische Mittel zurückgriff, um diabolisches Wirken aufzudecken. Sie war davon überzeugt, dass diese weit verbreitete magische Technik tatsächlich dazu geeignet sei, in Salem gegen die Hexerei vorzugehen. Ebenso basiert auch der rätselhafte verzauberte Grenzstein in der Geschichte auf einem tatsächlich existierenden Stein in Newbury, Massachusetts. Die Magie lauerte im Alltagsleben der Neuengländer an allen Ecken und Enden, doch zeigte sie nur selten ihr Gesicht.
Ich habe mich darum bemüht, bei meiner Wiedergabe der historischen Welt von Deliverance und ihrer Familie möglichst genau zu sein, wobei ich der Kleidung und der Inneneinrichtung besondere Aufmerksamkeit schenkte. Außerdem habe ich eine Reihe realer historischer Figuren eingebaut, um die Erzählung aufzupeppen, wobei ich gleich hinzufügen möchte, dass sie dennoch fiktiv verwendet werden und einige Fakten aus ihrem Leben geschönt oder verändert wurden. Sowohl der Richter als auch die Geschworenen aus Deliverances
Verleumdungsprozess I683 sind alle historisch verbrieft, ebenso wie Robert »King« Hooper, der wohlhabende Kaufmann aus Marblehead. Meine Beschreibung von Vizegouverneur William Stoughton, der beim Hexenprozess von Salem den Vorsitz hatte, basiert auf einem bereits existierenden Porträt von ihm.
Genauso faktengetreu ist die Beweisführung gegenüber den angeklagten Hexen, einschließlich der Feststellung der sogenannten »Hexenzitze«, mit der sie angeblich Kobolde und ihre Haustiere gesäugt hätten. Dieses Phänomen stellte die einzige zuverlässige Form eines physischen Beweises gegenüber einer angeklagten Hexe dar. Fast alle anderen Beweise stammten aus dem Bereich der Geisterwelt, oder sie fußten auf den Behauptungen von Zeugen, die angeblich gesehen hatten, wie eine Erscheinung der Angeklagten Hexerei betrieb. Die Historiker sind sich nicht einig, was mit der Hexenzitze eigentlich gemeint war, und plädieren abwechselnd für anomale dritte Brustwarzen, Muttermale, Leberflecken, und am häufigsten, für die Klitoris. In einer Welt, in der es weder künstliches Licht noch Handspiegel, abgetrennte Schlafzimmer oder Bäder gab, kommt einem die Vermutung, dass den damaligen Frauen der eigene Körper eher fremd gewesen sein dürfte, gar nicht so abwegig vor.
Am wichtigsten ist mir die Feststellung, dass alle Mitangeklagten bei Deliverances Hexenprozess – Sarah Wildes, Rebecca Nurse, Susannah Martin, Sarah Good und Elizabeth Howe – zusammen mit den Daten, an denen sie verurteilt und hingerichtet wurden, der historischen Wahrheit entsprechen. Ich habe versucht, der Persönlichkeit dieser Frauen, soweit sie bekannt ist, gerecht zu werden, nahm mir allerdings gewisse Freiheiten mit der Figur der Sarah Good. Andere der Hexerei Angeklagte aus der historischen Wirklichkeit tauchen nur am Rande auf: Wilmott Redd aus Marblehead;
Sarah Osborne, die im Gefängnis starb; und der abgesetzte Priester George Burroughs. Sarah Good rief tatsächlich noch unter dem Galgen den Fluch: »Ich bin nicht mehr eine Hexe, als Ihr ein Hexer seid, und wenn Ihr mir das Leben nehmt, dann wird Euch Gott Blut zu trinken geben.« Interessanterweise starb nach der lokalen Überlieferung der Empfänger dieser Drohung, Nicholas Noyes, Jahre später an einer inneren Blutung, wodurch Sarahs Vorhersage in gewisser Weise eintraf.
Sarah Goods Tochter Dorcas inspirierte indessen meine Schilderung, wie die Prozesse noch Jahre später Auswirkungen auf die betroffenen Familien hatten. Die wirkliche Dorcas, die damals etwa vier oder fünf Jahre alt war, verbrachte acht Monate im Gefängnis in Boston, und ihre Mutter wurde gehängt. Dorcas verlor in Folge dieses doppelten Schreckens den Verstand. Im Jahre I7I0 verklagte ihr Vater William Good die Stadt auf Unterstützung und Unterhalt für das Mädchen, indem er behauptete, Dorcas sei während der Zeit, die sie angekettet im Kerker fristete, so »schlecht behandelt und in Angst und Schrecken versetzt worden, dass sie seither kaum mehr in der Lage sei, für sich selbst Sorge zu tragen«. Eine Verbindung mit den Prozessen, selbst bei denjenigen, die schließlich
Weitere Kostenlose Bücher