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Das Hexenbuch von Salem

Das Hexenbuch von Salem

Titel: Das Hexenbuch von Salem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Howe
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Aufregung mit der Gabel auf den Teller.
    Langsam verzog sich Chiltons Mund zu einem Lächeln.
    Connie preschte weiter vor. »Allmählich gelange ich zu der Überzeugung, wenn die puritanische Kultur dazu in der Lage war, ein vermeintliches magisches Objekt wie den Grenzstein herzustellen, dann hat sie vielleicht auch noch andere Beweise magischen Denkens hinterlassen. Was, wenn es in diesem Rezeptbuch gar nicht um Kochrezepte ging?« Connie machte eine Kunstpause.
    Chilton wartete, ohne etwas zu sagen.
    »Als ich Mercys Nachlassverzeichnis fand, war ich mir schließlich sicher. Was für eine Art Buch wäre denn wertvoll genug, in solch ein Verzeichnis aufgenommen zu werden und von der Mutter auf die Tochter vererbt zu werden? Welches Buch würde Rezepturen für ›Medizin‹ enthalten und sich ursprünglich im Besitz einer Frau befunden haben, die wahrscheinlich wegen Ausübung von Hexerei verurteilt wurde?«
    Eine Mischung aus Überraschung und Freude stahl sich in Chiltons Gesicht, und seine Lippen verzogen sich zu einem breiten Grinsen. Connie wurde bewusst, dass ihr Doktorvater noch nie beim Lächeln die Zähne gezeigt hatte.
    »Ein Buch mit Zaubersprüchen!«, verkündete sie triumphierend.
    Chilton schaute Connie über den Tisch hinweg an. In seinen Augen schimmerte ein hartes, kaltes Licht.

NEUN
    Marblehead, Massachusetts
Ende Juni 1991
     
    A lso, wo wollen Sie’s hinhaben?«, fragte der Mann und ließ seinen Werkzeugkasten mit einem dumpfen Aufprall auf die Fliesen fallen.
    Connie lächelte ihm von der Eingangstür her zu. »Na ja, ich weiß eigentlich nicht so recht. Was ist denn üblich?«
    »Nur den einen Anschluss?«, fragte er, setzte seine Baseballkappe ab und auf und gewährte Connie einen flüchtigen Blick auf seinen glänzenden, kahlen Kopf. »Diele.«
    »Klingt gut«, sagte sie und ließ ihn ins Haus ein. »Möchten Sie einen Kaffee oder so was?«
    »’n Bier wär recht«, sagte der Mann.
    Connie zögerte einen Moment lang, zuckte dann jedoch mit den Schultern. Warum nicht, dachte sie. Ist sauheiß draußen. »Einen Moment«, sagte sie zu dem Mann.
    »Ich fang dann schon mal draußen an«, erwiderte er.
    In der Küche hob Connie den Deckel der alten hölzernen Eisbox hoch und griff in die glitschig-kalte Masse, die sich darin befand. Bislang hatte sie diesen Sommer einen gewaltigen Eisverbrauch. Sie hielt inne und genoss den kühlen Lufthauch schmelzenden Eises auf ihrem feuchten Gesicht, bevor sie den Deckel der Box wieder schloss. Würde wahrscheinlich länger halten, wenn ich die Kiste nicht so oft aufmachen
würde, sagte sie sich, während sie das Bier nach draußen in den Garten brachte.
    Der Mann kniete in dem kleinen Gemüsegarten neben der Haustür, den offenen Werkzeugkasten neben sich. Er hatte eine lose Schindel hochgewuchtet und rollte ein Stück Draht von einer Rolle ab.
    »Wie’s scheint, haben Sie hier schon mal einen Telefonanschluss gehabt«, sagte er zu Connie, während sie das Bier neben ihn auf den Boden stellte. Arlo war unter den Tomatensträuchern aufgetaucht und schnüffelte an den Sohlen der Arbeitsschuhe des Mannes. Rasch hatte der Hund alle Informationen gesammelt, die er brauchte, kehrte dann zu seinem Schattenplätzchen zurück und legte das Kinn auf die Vorderpfoten.
    »Ach ja?«, sagte sie überrascht. »Was ist denn damit geschehen?«
    »Wurde wieder entfernt«, sagte er und machte sich mit einer kleinen Zange zu schaffen.
    »Aha«, meinte Connie. Sie schaute ihm eine Minute lang bei der Arbeit zu, die Daumen in die Gürtelschlaufen ihrer abgeschnittenen Jeans gesteckt.
    »Wird’ne Weile dauern«, sagte der Mann, ohne sich umzudrehen.
    »Oh! Alles klar«, erwiderte Connie verlegen. »Tut mir leid.«
    Sie ging ins Haus zurück, wobei sie darauf achtete, die Tür unverschlossen zu lassen, und setzte sich dann an den Chippendale-Sekretär im Wohnzimmer, um zu warten. Wenn sie es recht bedachte, machte sie sich überhaupt kaum mehr die Mühe, die Tür abzuschließen. Grannas Haus war dermaßen mit Gestrüpp und Kletterpflanzen überwuchert, dass es sie sogar ein wenig überraschte, dass der Mann es überhaupt gefunden hatte. Connie lächelte vor sich hin. Würde Grace nicht baff sein, wenn sie ihre Mutter aus dem Haus anrief?

    Seit dem Mittagessen mit Chilton war sie sehr zuversichtlich. Er war sogar noch mehr über ihre mögliche Primärquelle erfreut gewesen, als sie erwartet hatte.
    »Natürlich gibt es noch einige erhaltene Beispiele für Handbücher, wie man

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