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Das Hexenbuch von Salem

Das Hexenbuch von Salem

Titel: Das Hexenbuch von Salem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Howe
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unpraktischen Haushaltsgeräten zu kaufen, die alle ohne Strom funktionieren. Wahrscheinlich hast du noch nie einen Eisschrank gesehen, der ohne Strom funktioniert, oder?«
    »Warum lässt du dir nicht einfach ein Telefon legen?«, fragte Thomas. »Für die altmodischen Telefone mit Wählscheibe braucht man keinen Strom.«
    Connie blieb stehen, schaute ihren Studenten an und grinste.

    »Alles fertig«, rief der Mann durch die offene Eingangstür. Connie war immer noch damit beschäftigt, ihre Notizen auf dem Schreibtisch durchzusehen, und erst durch den Klang seiner Stimme wurde ihr bewusst, dass es bereits dämmerte und sich in den Ecken des Wohnzimmers die ersten dunklen Stellen bildeten wie Pfützen. Es erstaunte sie stets, wenn Menschen sagten, die Dunkelheit breche herein. Ihr schien es vielmehr, als steige sie auf, wie eine Flut, die sich unter den Bäumen und im Unterholz anstaut, sich aus dem Raum zwischen den Möbeln ergießt und erst dann den Himmel erreicht, wenn am Boden bereits alles voll davon ist. Sie stand auf, streckte sich und ließ die Fingerknöchel knacken.
    »Das ist toll«, sagte Connie und fuhr mit der Hand über das schwarze Telefon mit Wählscheibe, das frisch installiert auf dem kleinen Beistelltischchen am Haupteingang stand.
    »Die meisten Leute wollen heutzutage ein schnurloses, wissen Sie«, kommentierte der Mann und lüpfte kurz seine Mütze.
    »Ja«, sagte Connie. »Aber ohne Steckdose nichts zu machen.«
    Der Mann zuckte mit den Achseln und ließ sich seine Überraschung darüber, dass ein unbewohntes Haus in nächster Nähe zu einer besiedelten Stadt am Ende des zwanzigsten Jahrhunderts nach wie vor ohne Strom sein sollte, nicht anmerken.
    »Rechnung kommt mit der Post«, brummte er und ging in Richtung Straße.
    »Danke!«, rief sie ihm hinterher.
    »Hier draußen könnten Sie auch ein bisschen Licht brauchen«, lautete die leiser werdende Antwort.
     
    Das Telefon klingelte vier Mal, bevor es mit großer Hektik abgenommen wurde und Graces Stimme sagte: »Hallo?«

    »Mom?«, fragte Connie. Sie lehnte in der Tür zwischen dem Eingangsbereich und dem Esszimmer und sah dabei zu, wie sich die abendlichen Schatten in den Töpfen der vertrockneten Pflanzen sammelten, welche regungslos, wie mumifizierte Spinnen in ihren Netzen, in den Fenstern hingen. Sie würde sie jetzt endlich einmal wegwerfen. Warum war sie bloß noch nicht dazu gekommen?
    »Connie, mein Schatz! Das freut mich. Ich hatte nicht gedacht, dass ich so bald wieder von dir hören würde«, sagte Grace. Aus irgendeinem Grund stellte sich Connie vor, dass Grace am Backen war. Sie sah ihre Mutter vor sich, wie sie, das immer noch lange Haar ergraut, in der Küche ihres Hauses in Santa Fe stand, den Hörer an die Wange gepresst. Graces Hände waren mit Mehl verschmiert, von dem jetzt auch ein Fleck auf dem Hörer war.
    »Super. Was bäckst du?«, fragte Connie, um festzustellen, ob sie richtig geraten hatte.
    »Samosas. Aber irgendwie kriege ich die Konsistenz nicht richtig hin – der Teig fällt ständig auseinander.«
    »Dann solltest du mehr Butterschmalz nehmen.«
    »Mach ich ja, aber davon werden sie so fettig!« Grace seufzte, und Connie stellte sich vor, wie sie sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht pustete. In Santa Fe war es sicher noch hell, und sie sah die Spüle in der Küche ihrer Mutter vor sich, dahinter die Fensterbank, die mit dicken, stacheligen Kakteen und irgendwelchen Thymiankreuzungen vollgestellt war. Als sie in den Westen gezogen war, hatten alle Pflanzen von Grace einen widerspenstigen, trockenen Charakter angenommen. Sie verändern sich zusammen mit den Gesetzbarkeiten der Erde, hatte Grace es formuliert, was auch immer das bedeuten mochte. Grace hatte recht komplizierte Ansichten über die Beziehung zwischen Wetter und Bewusstsein, und zwar sowohl was Pflanzen als auch Menschen
anging. So behauptete sie zum Beispiel, elektromagnetische Felder, die durch den Klimawandel entstünden, hätten auch einen direkten Einfluss auf die Aura von Menschen und könnten sogar ihre Persönlichkeit oder ihre Fähigkeiten verändern. Gewöhnlich begegnete Connie solchen Theorien mit Geduld, wenn auch nicht mit Zustimmung. Grace hatte wirklich zu fast allen Themen komplizierte Ansichten.
    »Ich könnte jetzt auch ein Samosa brauchen«, sagte Connie. Grace kicherte.
    »Also, schieß los, Liebes«, sagte ihre Mutter. »Wie geht es im Haus vorwärts?«
    »Langsam, aber sicher«, erwiderte Connie und zwirbelte die

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