Das Hexenkloster
Kelly Turner verdammt schwer, ruhig zu bleiben. Sie dachte plötzlich an ihren Mann, der allein im Haus war. Er würde sich große Sorgen machen, aber er würde auch nachdenken und sicherlich zu dem Schluss kommen, dass die in dieses Kloster geschafft worden war. Und möglicherweise würde er die Verfolgung aufnehmen – und den verdammten Weibern ebenfalls in die Hände laufen!
Der Gedanke daran erschreckte sie. Und dieses Erschrecken sorgte dafür, dass sie kurz die Augen öffnete. Das blieb nicht unbemerkt.
»Sie ist wieder da!«
»Super.«
»Wie schön für sie!«
Die Hände glitten von ihrem Körper weg, und Kelly hatte erst mal Ruhe. Sie war innerlich angespannt und lag deshalb starr auf dem Rücken, wobei sie sich vor einer Bewegung hütete. Selbst in ihrem Gesicht rührte sich nichts. Da schienen die Züge eingefroren zu sein, und als sie in die Höhe schaute, da sah sie die Gesichter der drei Frauen. Es schien, als würden diese in der Dunkelheit schweben. Sie waren von einem zuckenden Licht umgeben, das Kelly an Fackelschein erinnerte.
Die Hose war ihr bereits ausgezogen worden. Sie trug nur noch die Strumpfhose. Aber auch sie war schon teilweise nach unten gezogen worden. Der dumpfe Druck im Kopf war nicht gewichen, aber er störte sie kaum, und sie wunderte sich selbst, mit welch einer klaren Stimme sie die Frage stellte.
»Was soll das?«, wollte Kelly wissen. »Was habt ihr mit mir vor?«
Die Frauen schauten sich an. Jede wartete darauf, dass die andere eine Antwort gab. So hatte Kelly Zeit, ihre Blicke über die Körper gleiten zu lassen, die in dunklen, sehr eng geschnittenen Kleidern steckten.
»Wir nehmen dich in unseren Reihen auf«, antwortete die eine schließlich. »Ja, wir haben uns dazu entschlossen. Du passt zu uns.«
»Verdammt, wer seid ihr denn?«
Kelly Turner hörte ein Kichern, bevor wieder gesprochen wurde. »Wir sind Hexen, Kelly. Und du bist in unsere Hexenfalle gelaufen, das ist alles. Aber wir haben eingesehen, dass es gut ist, denn wenn wir dich so anschauen, haben wir das Gefühl, dass du zu uns gehörst. Oder bald zu uns gehören wirst...«
»Ich will aber nicht!«
Von drei Seiten wurde Kelly angeschaut. Sie blickte hoch in die Gesichter, und sie sah die Gesichter normaler Frauen. Die hatten nichts Hexenhaftes an sich, keine fratzenhaften Gesichter mit Warzen auf der Wange und der Nase. Nicht hässlich, nicht abstoßend. Man konnte mit gutem Gewissen behaupten, dass sie normal aussahen.
Und das sollten Hexen sein?
Es war für Kelly Turner schwer, dies zu glauben. Aber warum eigentlich nicht? Diese Personen lebten von der Welt fast abgeschieden. Sie bewegten sich nur in einem kleinen Kreis. Sie hielten über andere Wache. Sie würden tagsüber in Uniformen herumlaufen, und erst bei Anbruch der Dunkelheit ihrem Hobby nachgehen.
»Glaubst du uns nicht?«, fragte die eine.
»Ich weiß nicht, was ich glauben soll.«
»Du wirst es erleben.«
Das stimmte. Sie würde es erleben, aber sie war nicht scharf darauf. Obwohl sie nicht gefesselt worden war, ging sie davon aus, dass sie aus dieser Umgebung nicht fliehen konnte. Diese Hexen würden aufpassen wie die Luchse, schließlich hatten sie noch etwas mit ihr vor. Sie fingen an, sie weiter zu entkleiden. Flinke Finger nestelten an ihrer Kleidung.
Kelly raffte sich noch mal auf und flüsterte: »Warum tut ihr das?«
»Weil es so sein muss.«
»Und...«
»Keine weiteren Fragen mehr.«
Mehrere Hände griffen zu, drehten sie auf die Seite und zogen ihr den Pullover über den Kopf. Obwohl sich Kelly nicht selbst im Spiegel sah, wusste sie, dass sie einen roten Kopf bekommen hatte. So sehr schämte sie sich. Es war schlimm, sich so nackt den Augen dieser fremden Frauen zu zeigen. Sie stellte sich die schlimmsten Dinge vor, die man mit ihr anstellen konnte, ohne dass sie in der Lage war, sich zu wehren.
Zuletzt spürte sie die kalten Finger an ihren Hüftseiten, als man ihr den Slip abstreifte.
Himmel, das ist furchtbar!, wimmerte Kelly innerlich. Das ist so erniedrigend.
Kelly rechnete damit, dass fremde Hände sie an allen Stellen des Körpers berühren würden, was beinahe schon einer Vergewaltigung gleichkam.
Doch da unterlag sie einem Irrtum. Man wollte sie nicht berühren und zu einem Sexobjekt degradieren. Man hatte etwas anderes mit ihr vor.
Eine Person reichte aus, um sie an den Schultern zu lassen und aufzurichten. Sie blieb in der sitzenden Haltung und spürte, dass die Kälte einen Schauer auf ihrer Haut
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